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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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vorbei, endgültig vorbei, warum begreifst du das nicht einfach? Da ist
nichts mehr, was es noch zu besprechen gäbe, nicht mehr das Geringste. Und wenn
wir uns ehrlich sind, werden wir uns eingestehen müssen, dass da auch niemals
etwas gewesen ist.«
    »Nein«,
murmelte Kiro. »Das kannst du einfach nicht ernst meinen. Ich weiß, ich
habe Fehler gemacht, aber …«
    »Darum
geht es mir nicht«, unterbrach ich ihn. »Es ist nicht deine Schuld. Ich habe
bloß begriffen, dass wir nicht zusammengehören.«
    »Aber
das ist doch Unsinn!«, entfuhr es Kiro. »Wie, um Himmels willen, kommst du auf
so etwas?«
    »Indem
ich die Augen geöffnet und einen Blick in mich selbst geworfen habe«, sagte ich
leise. »Und vielleicht solltest du das auch einmal tun.« Mit diesen Worten
wandte ich mich ab und verließ kommentarlos den Raum, einen verzweifelten Kiro
und einen verwirrten Hansen hinter mir zurücklassend.
    Als
ich in meinem Zimmer angekommen war, klemmte ich sorgfältig den einzigen Stuhl
unter die Türklinke, um ungebetenen Besuchern vorzubeugen, und widmete mich den
auf dem Boden verstreuten Notizen.
    Ich
konnte mich nicht wirklich auf die eng beschriebenen Seiten konzentrieren. Die
Abkürzungen, die ich selbst erdacht hatte, um Zeit beim Schreiben und Lesen zu
sparen, weigerten sich, in meinen Augen irgendeinen Sinn zu ergeben, und die
Stichwörter und hastig angefertigten Skizzen wirkten fremd und unergründlich.
Hansens und Kiros Vorwürfe geisterten mir im Kopf herum, Selbstzweifel nagte an
meinem Verstand.
    War
ich denn wirklich so anders geworden?
    Schließlich
resignierte ich, legte die Notizen mit einem Seufzer beiseite und lehnte mich
zurück. Über meinem Kopf begann die Lampe regelmäßig wie ein pulsierendes Herz
an- und auszugehen, während ich die Hand öffnete und schloss, öffnete und
schloss. Die Monotonie dieser Aktivität ließ mich wieder ein wenig zur Ruhe
kommen, Hansens und Kiros Stimmen in meinem Hinterkopf wurden leiser und
leiser.
    Die
Türklinke wurde heruntergedrückt und knallte heftig gegen die Lehne des Stuhls.
Ein paar Mal wurde sie noch ebenso heftig wie erfolglos betätigt, dann schlug
etwas hörbar und mit aller Gewalt gegen das Türblatt und ließ es erzittern.
    »Laura!«,
drang Hansens scharfe Stimme durch das Holz. »Mach sofort die Tür auf!« Er
schlug erneut, diesmal jedoch mit der flachen Hand gegen das Türblatt. »Du
sollst die Tür aufmachen, hörst du nicht?«
    »Verschwinden
Sie«, murmelte ich. An und aus, auf und zu. »Ich bin nicht in der Stimmung für
Gespräche, und schon gar nicht mit Ihnen.«
    Für
eine halbe Minute herrschte Schweigen auf der anderen Seite der Tür. Als Hansen
erneut sprach, klang seine Stimme um einiges ruhiger, schon beinahe sanft.
»Laura, ich bitte dich. Man kann doch über alles reden.«
    »Es
gibt nichts zu bereden. Mein Entschluss steht fest, und weder Sie noch Kiro können
etwas daran ändern.«
    »Wer
sagt das?«, fragte Hansen. »Du – oder das Wesen aus Eis, zu dem du geworden
bist?«
    Seine
Worte hätten in einer anderen Situation und zu einem anderen Zeitpunkt einfach
nur lächerlich geklungen, doch nun jagten sie mir einen Schauer über den
Rücken. Und sie machten mich nachdenklich. Das Pulsieren der Lampe wurde
unregelmäßig.
    »Macht
das noch einen Unterschied?«, murmelte ich schließlich.
    »Solange
du es willst.«
    Ich
antwortete nicht mehr, konzentrierte mich wieder gänzlich auf die Lampe über
mir, und nach einigen Minuten entfernten sich die Schritte des Arztes.
    Aber
ich empfand keinen Triumph, ganz im Gegenteil. Hansens kurzer Auftritt hatte
meinem Zweifel neue Nahrung gegeben, und die Fragen in mir wurden drängender
denn je. Belog ich mich selbst, wenn ich mir einredete, immer noch alles unter
Kontrolle zu haben?
    Die
Antwort lag zum Greifen nahe, das konnte ich deutlich spüren, doch jedes Mal,
wenn ich versuchte, sie zu packen, entglitt sie mir wieder.
    Es ist ihre Schuld , dachte ich zornig. Sie
haben meine Zweifel mit Lügen genährt, um mich zu verunsichern. Hansen und Kiro
stecken doch unter einer Decke. Ich darf ihnen nicht zuhören, keine Sekunde
lang.
    Ich
lächelte kalt, ließ von der Lampe ab und nahm mir erneut den Stapel ungeordneter
Notizzettel, um noch einmal jedes Wort in die Waagschale zu werfen. Während ich
stumm und mit der Verbissenheit einer Maschine vor mich hinarbeitete, wich der
nagende Zweifel in mir einer schon fast unnatürlichen Gelassenheit, das Echo
meines Gespräches mit Hansen und Kiro

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