Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)
genossen. Hat es Spaß gemacht mit meiner Frau? Hat es?! «
»Georg,
bitte …«, setzte Frank leise an, doch Messermann schnitt ihm mit einer
herrischen Geste das Wort ab.
» Halt die Klappe! «, brüllte er wie von Sinnen
und ersetzte das Rufzeichen in seinem Satz durch einen wütenden Stich in
Richtung seines Kontrahenten. »Sprich mich nie wieder an, du elendiger Mösenlecker,
hast du mich verstanden? Nie wieder! «
»Es
tut mir ja leid, verdammt!«, rief Frank aus, der Verzweiflung nahe. »Ja, ich
hatte eine kurze Affäre mit Tanja, das gebe ich ja zu! Was sag ich, Affäre, es
war nur eine Nacht, Georg! Nur eine verdammte Nacht, nicht mehr! Wir hatten zu
viel getrunken, und sie war … Und ich hatte … Scheiße, Georg, was soll ich denn
noch sagen? Ich weiß, dass es ein Fehler war.«
»O
ja, das war es«, flüsterte Messergeorg mit bebender Stimme.
Seine
Augen funkelten bei diesen Worten, und ich konnte deutlich sehen, wie sich
seine Kiefermuskulatur spannte. Hass troff von seinen Worten, ein so tief gehender,
ungezielter Hass, wie ich ihn noch niemals zuvor bei einem Menschen erlebt
hatte. Seine Kiefer mahlten hörbar und an seiner Schläfe begann heftig und
unregelmäßig eine Ader zu pochen. »Dass du mit meiner Frau geschlafen hast, ist
schon unverzeihlich genug. Aber dass du es dann auch noch in meinem Haus
treiben musst, in meinem Bett!
Wie konntest du es auch noch wagen, alles zu besudeln mit deinem Saft! «
Georg spukte dem anderen vor die Füße. »Aber jetzt«, sagte er langsam, »jetzt
ist deine Stunde gekommen. Die Stunde der Gerechtigkeit, Freund .« Die
Art, wie er das letzte Wort aussprach, kam einem zweiten Ausspuken nahe.
Das
Messer in Georgs Hand zuckte, als wäre es die Klinge selbst, die durstig und
nicht mehr zu halten war. »Komm hierher«, keuchte Messermann. »Komm zu mir,
damit ich dich ausweiden kann.«
Ich
wusste nicht, wie die Sache ausgegangen wäre, wenn die beiden nicht gestört
worden wären. Alles, was ich sah, war, dass in Franks Augen endlich Erkenntnis
aufglomm – die endgültige Erkenntnis, dass sein »Freund« den Verstand verloren
hatte und ihn töten würde, wenn er die Gelegenheit dazubekam. Ebenfalls in
seinen Augen las ich, dass er einen Teufel tun und der Aufforderung von
Messermann Folge leisten würde. Wären sie unter sich geblieben, hätte er die Beine
in die Hand genommen und sich aus dem Staub gemacht, und seine Chancen, dem
Wahnsinnigen zu entkommen, wären nicht einmal so schlecht gestanden – denn
dessen Muskeln waren vor Zorn derart verkrampft, dass er keinen Schritt tun
konnte, ohne dabei am ganzen Körper zu beben.
Doch
es kam anders, und später, wenn ich Gelegenheit finden würde, über all das
nachzudenken, würde ich begreifen, dass dies alles andere als ein unglücklicher
Zufall war.
Im
selben Moment, als sich Franks Beinmuskulatur für den Sprint seines Lebens
anspannte, wurde die Tür, aus der zuvor die beiden Männer gestürmt waren, ein
weiteres Mal aufgerissen, sodass sie haltlos gegen die Außenwand des Hauses
knallte. Eine in Tränen aufgelöste Frau im Nachthemd stolperte auf den Rasen,
mit den Händen die erstbeste Waffe umklammernd, die ihr in die Hände gefallen
war: ein Briefbeschwerer aus Messing, der eine Eule mit riesigen Augen darstellte.
»Hört auf!«, kreischte sie mit sich überschlagender Stimme. »Bei Gott, Schluss
damit!«
Messermanns
Kopf ruckte zu der Frau herum wie der einer Schlange, die die Bewegung eines
sich durchs Unterholz schleichenden Kaninchens gespürt hat. Seine Lippen
verzogen sich zu einem widerlichen Grinsen, und für einen Moment schien er Frank
vollkommen vergessen zu haben.
»Auftritt
Fotze des Jahres«, ätzte er. »Wie schön, dass du dich auch mal blicken lässt,
Schlampe. Du scheinst in letzter Zeit schwer beschäftigt zu sein, mit all den
Schwänzen, die dich vögeln wollen.«
Die
Frau – Tanja, da gab es keinen Zweifel – verzog das Gesicht zu einer
schmerzerfüllten Grimasse. »Rede nicht so mit mir!«, stieß sie aus. »Niemand
gibt dir das Recht, so mit mir zu reden!«
Mit
ein paar steifen, aber überraschend schnellen Schritten schoss Messermann auf
sein neues Ziel zu, die Waffe im Anschlag. »Ich bin dein Mann, ich rede mit
dir, wie ich will!«, brüllte er ihr entgegen. »Und jetzt auf die Knie, damit
ich dir einen neuen Scheitel ziehen kann!«
»Er
hat den Verstand verloren!«, ächzte Frank aus dem Hintergrund. »Lauf, Tanja!
Verbarrikadier dich im Haus! Ruf die
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