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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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gestern
so … verzweifelt.«
    Unvermittelt
blieb ich stehen und presste mich eng an die Wand des Flurs. Allein der Klang
seiner Stimme ließ mein Herz rasen und meine Hände feucht werden.
    »Das
ist vollkommen normal«, antwortete jemand. Hansen. Er klang routiniert, als
sagte er diese Worte nicht zum ersten Mal und wäre sie allmählich leid. »Sie hat
ein traumatisches Erlebnis hinter sich und braucht Zeit, um sich wieder zu
fangen. Wenn wir ihr diese Zeit lassen, wirst du überrascht sein, wie schnell
sie wieder auf den Beinen ist.«
    Für
einen Moment schwieg Kiro. Als er schließlich erneut zu sprechen begann, tat er
es in einem solchen Flüsterton, dass ich mich anstrengen musste, die Worte zu
verstehen. »Haben Sie ihren Gesichtsausdruck gesehen? Sie hatte Angst, Angst
vor mir! Können Sie sich das vorstellen? Wissen Sie, wie schrecklich es war,
als sie mich angesehen hat und dann vor mir geflohen ist, sich vor mir
versteckt hat? Es war, als wäre ich in meinen schlimmsten Albtraum hineingerutscht.
Und ich bin … einfach nicht mehr daraus aufgewacht …« Seine Stimme brach und er
schwieg. Ich glaubte ihn vor mir sehen zu können, wie er sich mit der Rechten
durchs Haar fuhr, vollkommen verzweifelt und ratlos, wie er die Augen schloss
und versuchte, die Bilder von gestern aus seinem Gedächtnis zu verbannen.
    Ein
bitterer Kloß in meiner Kehle erschwerte mir das Schlucken, und ich spürte, wie
sich erneut Tränen in meinen Augen sammelten. Was hätte ich nicht alles darum
gegeben, die gestrigen Ereignisse ungeschehen zu machen. Nicht für mich, für
ihn. Oder vielleicht doch für uns? Ein Uns, das es nun niemals geben würde?
    »Das
geht vorbei«, meinte Hansen leichthin. »Du brauchst dir wirklich keine Gedanken
um sie zu machen.«
    »Und
wenn ich es trotzdem tue?« Kiros Stimme klang mit einem Mal feindselig.
    »Denken
Sie, es schadet Laura, wenn sich jemand um sie sorgt? Glauben Sie, sie wird
mich dafür hassen, wenn ich mich um sie kümmere?«
    »Das
hat niemand behauptet«, erwiderte Hansen ungerührt. »Aber im Moment ist es besser
für sie, allein mit sich und ihren Gedanken zu sein. Wenn du Dummkopf sie zu
etwas drängst, vor dem sie ganz augenscheinlich Angst hat, wirst du alles nur
noch schlimmer machen. Siehst du das nicht ein? Sie möchte nicht, dass du ihr
nahe kommst! Mach es ihr doch nicht unnötig schwer, lass sie in Ruhe!«
    »Aber
sie – «, setzte Kiro an, wurde aber sofort unterbrochen.
    »Ganz
genau. Sie. Es geht um sie, nicht um dich.«
    »Ich
sagte bloß, dass –«
    »Ich
weiß, was du gesagt hast. Du bist mehr als naiv, wenn du glaubst, die Mauer,
die dieser Mann zwischen Laura und dem Rest der Welt hochgezogen hat, ganz
allein durchbrechen zu können, und noch dazu mit Gewalt. So etwas lässt sich
nicht erzwingen, und schon gar nicht von einem Tag auf den anderen! Begreif das
doch endlich!«
    »Dieser
verdammte Wahnsinnige ist an allem schuld. Sollte ich ihm je gegenüberstehen,
dann …« Er ließ den Satz unbeendet.
    »Was
willst du dann tun? Du bist ein Halbwüchsiger, kein Held. Schlag dir solche
Rachegedanken aus dem Kopf. Glaub mir, das ist besser für dich. Für uns alle.«
    »Was
soll ich sonst machen? Warten und die Hände in den Schoß legen, bis irgendetwas
passiert?«
    »Das
wäre eine Idee.«
    »Ist
das Ihr Ernst?«
    »Mein
voller Ernst.«
    »Dann
sind Sie feige«, murmelte Kiro.
    »Ich
bin nur nicht verrückt!«, fuhr ihn Hansen an. »Im Gegensatz zu dir, der du
deinen letzten kleinen Rest vernünftigen Verstandes bei diesem Mädchen gelassen
zu haben scheinst!«
    Die
Auseinandersetzung drohte, zu eskalieren. Noch ein falsches Wort und es würde
zu Handgreiflichkeiten kommen. Noch mehr Gewalt.
    Ich
schlich mich vorsichtig an die Tür des Wohnraumes heran, die eine Handbreit
offenstand, und versuchte, in den Raum dahinter zu spähen. Dabei stieß ich mit
dem Fuß am Türblatt an, das mit einem weit hörbaren Quietschen nach innen
schwang, woraufhin der Streit augenblicklich verstummte.
    Ein
wenig schuldbewusst trat ich vollends ins Zimmer.
    »Laura«,
rief Kiro überrascht aus. Hastig machte er einen Schritt zurück, sodass er und
Hansen nicht mehr Stirn an Stirn standen wie zwei kampflustige Hunde. »Es tut
mir leid, haben wir dich geweckt?«
    Ich
schüttelte stumm den Kopf und senkte den Blick, um ihn nicht direkt ansehen zu
müssen. Noch immer verursachte der Anblick seines Gesichtes mir eine flaue
Übelkeit im Magen, ebenso wie der Klang seiner Stimme. Bei Gott,

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