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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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Hansen verzog nicht einmal eine Miene. Er warf einen
Blick auf uns, stieß einen neuerlichen Seufzer aus und stürzte den restlichen
Inhalt der Tasse in einem Zug hinunter.
    »So,
jetzt bin ich bereit«, verkündete er. »Ab zurück ins Wohnzimmer. Wir sollten es
uns gemütlich machen, das wird ein langes Gespräch. Seid ihr sicher, dass ihr
nichts mehr wollt, ehe ich euer Leben für immer verändere?«
    »Tee
wäre nett«, murmelte Kiro kleinlaut.
    »Bedien
dich, da steht der Wasserkocher, und im Schrank darüber sind Teebeutel und
Tassen. Laura und ich suchen uns in der Zwischenzeit ein gemütliches Plätzchen
auf der Couch.«
    Er
bedeutete mir mit einem Nicken, ihm zu folgen.
    Gehorsam
ging ich ihm nach, von der Neugier über das, was er uns zu eröffnen hatte,
geradezu an ihn gefesselt. Ächzend ließ er sich in die Couch fallen und klopfte
mit der flachen Hand neben sich. »Hierher, Laura. Bevor unser Romeo
zurückkehrt, habe ich ein paar Worte unter vier Augen mit dir zu wechseln.«
    Mit
großem Unbehagen setzte ich mich, Hansen dabei keine Sekunde aus den Augen
lassend. Diese plötzliche Vertrautheit war mir unangenehm, und ich machte auch
keinen Hehl daraus.
    »Ich
weiß, dass du gestern Nacht die Hölle durchstehen musstest«, begann Hansen
ernst. »Und ich meine nicht bloß das, was dieser Mann deinem Körper angetan
hat. Er hat dich auch anders berührt, nicht wahr? Du musst nicht antworten, ich
weiß auch so sehr genau, wozu dieser Mensch fähig ist. Hast du eine Ahnung,
warum er Kiros Gestalt angenommen hat, um dich aufzusuchen?« Ich schüttelte den
Kopf. »Nein, nichts? Aus irgendeinem Grund scheint er es für notwendig zu
halten, einen Keil zwischen euch beide zu treiben. Ich weiß nicht, wie er zu
diesem Schluss kommt, aber eines ist sicher: Er darf unter gar keinen Umständen
erfolgreich damit sein. Anfangs dachte ich, Kiro würde dich nur in
Schwierigkeiten bringen, und wollte dich so gut wie möglich von ihm fernhalten;
doch wie es aussieht, lag ich falsch. Wenn die da draußen wollen, dass ihr beide
euch entzweit, kann das für uns nur vernichtend sein. Ich will dich nicht
beunruhigen, aber ich weiß, dass dieser Mann in der Lage gewesen wäre, dich mit
einer Bewegung seines kleinen Fingers zu töten. Warum also hat er das nicht getan?«
    »Weil
er mir wehtun wollte?«, fragte ich mit belegter Stimme.
    »Weil
er etwas mit dieser Tat beabsichtigte! Etwas, das ihm eines Tages mehr nützen
sollte als dein Tod. Was auch immer das sein mag, wir müssen um jeden Preis
verhindern, dass es eintritt. Gib Kiro eine Chance. Ich weiß besser als jeder
andere, dass er ein Idiot ist, aber er scheint dich wirklich zu mögen. Er ist
einfach verzweifelt, hat Angst, dich zu verlieren, deshalb kämpft er um dich. Wenn
du ihm nun ausweichst, ihn von dir stößt … nun, dann spielst du unseren Feinden
in die Hände. Verstehst du das, Laura?«
    Ich
nickte, verstand in Wahrheit jedoch gar nichts. »Doktor Hansen, worüber
sprechen wir? Wer war der Mann?«
    In
diesem Augenblick betrat Kiro das Zimmer, in den Händen zwei Tassen.
    »Sie
haben keinen Tee mehr«, merkte er an.
    »Kiro,
setz dich«, sagte Hansen. Seine Stimme klang aufgeräumt, nichts war mehr von
der giftigen Feindseligkeit geblieben, die zuvor zwischen den beiden Kontrahenten
geherrscht hatte.
    Kiro
sah sich ratlos um, da die Couch zu eng war, als dass er sich hätte dazusetzen
können, ohne mir oder Hansen dabei empfindlich nahe zu kommen. Schließlich ließ
er sich auf einem Ohrensessel uns gegenüber nieder. Ein wenig hilflos blickte
er auf die beiden Tassen in seinen Händen hinab, ehe er sich vorbeugte und mir
eine davon entgegenstreckte.
    »Ich
habe dir Tee gemacht«, sagte er vorsichtig. »Du hast gestern weder gegessen
noch getrunken, du musst doch durstig sein.«
    Ich
nahm an und brachte sogar so etwas wie ein dankbares Lächeln zustande. Rasch versteckte
ich mein Gesicht hinter der Tasse, indem ich einen tiefen Schluck nahm. Kamillentee.
Es schmeckte überraschend gut, und die Wärme breitete sich wohltuend in meinem
Körper aus. Kiro hatte recht gehabt – ich hatte Durst. Riesigen Durst sogar.
    Hansen
nickte wohlwollend. »Gut. Nun, da wir alle versorgt sind, wird es Zeit für
mich, die Karten auf den Tisch zu legen. Ich will offen zu euch sein –
eigentlich habe ich mich vor langer Zeit zur Ruhe gesetzt, und bis zum gestrigen
Tag hätte ich nicht gedacht, dass irgendetwas mich aus meinem wohlverdienten
Ruhestand scheuchen könnte, nicht

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