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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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einmal dieser aufdringliche Bengel hier, der
mich, seit er sprechen konnte, mit seinen Fragen gelöchert hat.«
    Er
deutete mit einer wedelnden Bewegung der Rechten auf Kiro, der bei diesen
Worten müde lächelte.
    »Aber
das Schicksal hat es anders gewollt«, fuhr Hansen fort. »Ich konnte das Unglück
nicht aus meinem Leben aussperren, und nun ist es wohl zu spät, um mich aus der
Affäre zu ziehen. Wie auch immer, ich will euch nicht weiter mit meinen
Philosophien belasten. Ich bin nun bereit, mich all euren Fragen zu stellen,
und verspreche, dass ich euch alles erklären werde, sofern das in meiner Macht
steht.«
    »Dann
fangen Sie am besten beim Anfang an«, verlangte Kiro. »Warum werden wir
verfolgt? Und von wem? Wer sind diese Leute?«
    »Die
Frage, die ihr euch zu allererst stellen solltest, lautet: Wer seid ihr ?«,
gab Hansen zurück. Er erhob sich vom Sofa, um sich mit bedächtigen Schritten
durch den Raum zu bewegen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. »Ich selbst
habe mich das schon tausende Male gefragt und bis heute keine Antwort gefunden.
Fest steht, wir alle, ihr, ich und auch der Mann, der Laura angegriffen hat,
haben eine Gemeinsamkeit, die uns verbindet. Wir alle tragen jene Kraft in uns,
die Kiro uns in so ausdrucksstarker Weise zu beschreiben versuchte.«
    Ich
wusste nicht, ob Hansen den jungen Mann verspottete, doch wenn es so war, so
schien dieser nichts davon zu bemerken. »Ist das Ihr Ernst?«, fragte er
fassungslos. »Wollen Sie damit wirklich sagen, dass Sie dieselben Fähigkeiten
besitzen wie ich?«
    »Wie
du und deine Freundin hier«, nickte Hansen. »Ich bin nicht stolz auf diese
Kraft, und ich habe weder Gott noch irgendeine andere lenkende Macht in diesem
Universum darum gebeten. Aber sie ist nun einmal ein Teil von mir, der sich
nicht ausklammern lässt. Diese Lektion musste ich gestern mit aller
Deutlichkeit lernen.«
    »Und
unsere Gegner sind ebenfalls … Magier?«, hakte Kiro nach.
    Hansen
nickte. Es wirkte wehmütig. »Weit mehr als das. Im Gegensatz zu euch wissen sie
nämlich sehr genau, wie sie diese Kräfte einsetzen können. Ihr dagegen habt
zwar die nötigen Anlagen, doch bei Weitem nicht das Wissen, sie zu aktivieren.
Eine Flamme ist nutzlos, wenn sie nicht dazu gebraucht wird, etwas zu entfachen.«
    Langsam
dämmerte Begreifen in Kiros Blick. »Ich konnte es spüren«, murmelte er wie zu
sich selbst. »Als ich Laura traf, da spürte ich, dass sie diese flammende Kraft
in sich trug.«
    »Ja,
Lauras Energien sind sehr stark ausgeprägt«, bestätigte Hansen. »Sie ist wie
ein mentales Leuchtfeuer. Deshalb fällt es dir leichter, sie als eine der
deinen zu erkennen, während meine Aura noch niemals deine Aufmerksamkeit erregt
hat, weil sie weit gewöhnlicher ist, nicht einmal annähernd von einer solchen
Leuchtkraft.«
    Bei
diesen Worten durchfuhr mich ein heftiger Schauer. Worüber sprachen die beiden?
Da war nichts in mir. Ich konnte nichts spüren, mich an nichts erinnern, an
keinen Moment in meinem Leben, in dem ich eine solche Kraft, wie Kiro und Hansen
sie umschrieben, gebraucht hätte. Das erste und einzige Mal, als ich möglicherweise
damit in Berührung gekommen war, war gewesen, als …
    Hastig
verscheuchte ich die Erinnerung, die sich wie eine fette Fliege auf meinem
Verstand  niederließ. Ich wollte nicht schon wieder jenes Bild in mir heraufbeschwören,
nicht noch einmal erleben, woran ich fast zerbrochen war.
    »Viele
Menschen«, fuhr Hansen fort, während er weiterhin unablässig durchs Zimmer
schritt, »besitzen diese Begabung – in unterschiedlich starker Ausprägung und
meist, ohne sich dessen bewusst zu sein. Sehr wenige setzen ihre Begabungen
unbewusst ein, wie ihr es getan habt, und entdecken sie dadurch. Den meisten
gelingt es einzig und allein durch bewusste Konzentration und mit viel Übung,
ihre Gabe zu nutzen – wobei sie natürlich wissen müssen, dass sie überhaupt darüber
verfügen, was schier unmöglich ist, wenn niemand in ihrer Nähe ist, der es
ihnen mitteilt. Fakt ist, dass die alten Künste in Vergessenheit geraten sind.
Die Menschen haben keine Erinnerung mehr an das, was ihre Vorfahren lernten und
bis zur Perfektion beherrschten.«
    »Vorfahren?«,
wiederholte Kiro stirnrunzelnd.
    Hansen
deutete ein Nicken an. »Es gibt Aufzeichnungen in uralten Sprachen, die kaum
mehr als Echo durch das Gedächtnis der Menschheit hallen. Darin ist
festgehalten, dass die magischen Möglichkeiten unserer Spezies zu ihrer
jüngsten Stunde

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