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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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Berührung kam,
ertönte das Zischen von verbranntem Fleisch, und mit einem gellenden Aufschrei
wich der andere zurück.
    »Miststück!«,
grollte er. »Was hast du getan? Was hast du getan?! «
    Schweigend
starrte sie ihn an, mit einem entschlossenen Zug um die Lippen.
    Der
andere brüllte, riss sich selbst an den Haaren, als wollte er sich eine weitere
Maske vom Kopf ziehen. Miranda beobachtete ihn mit geradezu beängstigender
Ruhe, war über den Punkt der Angst hinaus. Das Buch war vor ihm in Sicherheit,
das war alles, was zählte.
    Plötzlich
wurde er ganz still. Ein eisiges Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. »Das
wird dich auch nicht retten. Das Buch gehört mir, und ich werde es mir holen!
Und wenn es das Letzte ist, was ich tue!«
    Damit
beugte er sich erneut herab und umschloss ihren Kopf mit einer riesigen, harten
Hand.
    Das
nächste, was sie bewusst wahrnahm, war eine Lohe weißglühenden Schmerzes, die
durch ihre Glieder fuhr und ihr das Gefühl gab, bei lebendigem Leibe zu
verbrennen. Vor ihren Augen glommen blendend grelle Lichtblitze auf, und ihre
Brust fühlte sich an, als würde sie von einer riesigen, unglaublich starken
Faust zusammengepresst. Ihr war, als würde jeder einzelne Knochen in ihrem
Körper mit glühend heißem Teer übergossen, und sie glaubte zu spüren, wie sie
langsam zu unförmigen Klumpen grauer Schlacke zusammenschmolzen. Schwärze umspülte
ihr Bewusstsein, zog sie hinab in einen Wirbel des Irrsinns und des Schmerzes.
    Und
dann, Äonen später, wie es schien, tat ihr ( ihr?! ) Herz einen einzelnen,
qualvollen Schlag; ein Herz, das nicht länger das eines Menschen war …
     
    Miranda schlug mit
einem Ruck die Augen auf. Sie war wieder in der Gegenwart, in ihrem neuen,
verhassten Körper, der ihre Seele in schwere Fesseln legte. Die Enge ihres
Gefängnisses, physisch wie psychisch, drückte ihr für einen Moment den Atem ab,
und ihr Kopf ruckte von einer Seite zur anderen, suchte nach einer Lücke in den
dicht an dicht stehenden Gitterstäben.
    Es
dauerte eine ganze Weile, ehe sie sich wieder in ihrer Umgebung zurechtgefunden
hatte. Was sie eben durchlebt hatte, war lange vorüber, gehörte einem anderen Leben,
einer anderen Person an, wie es ihr schien, und es gab keinen Weg mehr, das
Geschehene rückgängig zu machen. Ein langgezogener, qualvoller Seufzer brach
aus ihrer Brust, als sie endgültig akzeptierte, wo, wann und was sie war
und dass es keine Möglichkeit für sie gab, etwas daran zu ändern.
    Er wollte mich töten, doch es ist ihm nicht gelungen , dachte sie jene Gedanken, die sich seit annähernd zwei Jahrzehnten
wieder und wieder hinter ihrer Stirn wiederholten, in einer grausamen
Endlosschleife. Er drang in unser Heim ein, und dort hatte er keine Macht
über mich. Er hat sich überschätzt, und das wurde ihm zum Verhängnis. Das Buch
wird er niemals in die Hände bekommen, selbst wenn noch zwanzig weitere Jahre
vergehen sollten. Trotzdem wünschte ich, es wäre ihm damals gelungen, es zu
Ende zu bringen. Ich wünschte, er würde wiederkehren und es jetzt beenden.
    Aus
leeren Augen starrte sie durch die Stäbe ins Nichts, den neuen Tag erwartend,
der sich wie all die anderen zuvor und all die anderen danach als schweres
Gewicht auf ihren gebeugten Rücken legen würde. Einst, dessen war sie sich nur
zu bewusst, würde die Last übermächtig werden und sie unter sich zerquetschen
wie ein Insekt.
    Sie
verbarg den Kopf in den deformierten Händen, zog sich in sich selbst zurück, um
sich erneut in eine Illusion zu flüchten, die einzige Beschäftigung, die ihrem
eingekerkerten Verstand geblieben war.
     
     

Kapitel VII
     
    Hansen nippte
gerade mit finsterer Miene an seinem fünften Kaffee für diesen Tag, als die
Türglocke schrillte. Er fuhr vor Schreck so heftig zusammen, dass das heiße
Gebräu über den Rand der Tasse schwappte und sein Handgelenk verbrühte. Mit
einem heftigen Fluch ließ er den Henkel los und versuchte, den Schmerz der
Verbrennung mit Blasen zu lindern.
    »Wer
kann das sein?« Kiro, der nach Lauras abruptem Rückzug erneut in den
Ohrensessel versunken war und sich dort seinen düsteren Grübeleien ergeben
hatte, hob erstaunt den Kopf und sah in Richtung Tür.
    »Das
werden wir gleich herausfinden«, brummte Hansen, während er sich die besudelten
Hände an seiner Cordhose trocken rieb. »Du bleibst hier, hast du verstanden? Am
besten gehst du nach oben auf dein Zimmer. Wer auch immer da kommt, ich kann
nicht gebrauchen, dass du mir

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