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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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nicht einmal gesehen , mit der Hansen Kiro zu Boden geworfen
hatte.
    »Du
warst zu langsam, Junge«, sagte Hansen, ohne auf Kiros Frage einzugehen. »Und
du hast zu unüberlegt gehandelt. Anstatt loszustürmen wie ein tollwütiger
Stier, solltest du dich besser auf deine Kräfte konzentrieren und sie zu deinen
Gunsten einsetzen. Meine magischen Fähigkeiten reichen nicht einmal annähernd
an die deinen heran, es sollte also kein Problem für dich darstellen, mich zu
überwältigen.«
    Kiro
verschränkte trotzig die Hände vor der Brust. »Wenn ich all das schon könnte,
bräuchte ich Ihren Unterricht nicht, Hansen.«
    »Magie
kann man nicht wirklich erlernen«, warf der Arzt ein. »Sie steckt in dir. Was
wir hier tun, ist nichts weiter als der Versuch, sie zu Tage zu tragen und zu
fördern. Aber die Fähigkeit dazu wurde dir bereits in die Wiege gelegt.«
    Kiro
gab ein Geräusch von sich, das beinahe wie das gereizte Knurren eines Hundes
klang. »Sie strapazieren meine Geduld.« Doch der Zorn in seinem Gesicht war
nicht mehr echt, sondern einfach nur eine reflexartige Reaktion, die Kiro schon
so in Fleisch und Blut übergegangen war, dass er sie nicht mehr so einfach
ablegen konnte.
    »Willst
du diskutieren oder willst du etwas lernen?«, fragte Hansen. »Lass es uns noch
einmal versuchen – und dieses Mal konzentriere dich besser!«
    Als
Hansen und Kiro erneut aufeinander trafen, verfolgte ich jede ihrer Bewegungen
mit höchster Aufmerksamkeit, und tatsächlich blieb mir nicht das Geringste verborgen.
Obwohl ich wusste, womit ich zu rechnen hatte, fiel es mir schwer, die beiden
wirbelnden Schemen nicht aus den Augen zu verlieren.
    Erneut
bewegte Kiro sich sehr schnell, mehr Schatten als Mensch, doch Hansen
gegenübergestellt erschien er geradezu erbärmlich langsam. Der Arzt empfing
seinen Angreifer mit einem Tritt vors Knie, der nicht einmal besonders fest,
geschweige denn schmerzhaft sein konnte, Kiro jedoch straucheln und an Hansen
vorbeistolpern ließ. Ohne auch nur einen Sekundenbruchteil zu zögern, versetzte
Hansen ihm einen Stoß zwischen die Schulterblätter, der seinen Widersacher vollends
zu Boden warf.
    Das
hieß – er wollte es. Doch diesmal war Kiro vorbereitet, und er reagierte mit
einer Schnelligkeit, die mich verblüffte.
    In
einer schier unmöglichen Drehung wand er sich um Hansens ausgestreckte Arme
herum, war mit einem Mal hinter dem Arzt und versetzte ihm einen wuchtigen
Tritt in die Kniekehlen, der seinen Gegner einige Schritte nach vorne taumeln
ließ. Doch anstatt sinnlos um sein Gleichgewicht zu kämpfen, ließ Hansen sich
ganz im Gegenteil nach vorne und auf die ausgestreckten Hände fallen, um Kiro
von dieser Position aus die Beine unter dem Körper wegzutreten.
    Als
Hansen sich aufrichtete und sich imaginären Staub von der Hose klopfte, lag
Kiro mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden und rieb sich den Hinterkopf,
der unsanft mit dem Parkett kollidiert war.
    »Das
war schon besser«, sagte der Arzt in einem Tonfall, der das genaue Gegenteil
aussagte. »Aber du agierst immer noch zu unüberlegt. Du musst deinem Gegner
immer einen Schritt voraus sein. Lass dich nicht überrumpeln! Alles klar?«
    Kiro
hob den Kopf und schenkte Hansen einen eisigen Blick. »Ja«, zischte er. »Aber
wie wäre es, wenn Sie mir das sagen würden, bevor Sie mich halb
bewusstlos schlagen?«
    »Ich
dich?«, fragte Hansen mit gespielter Verwunderung. »Wenn ich mich nicht irre,
habe ich nichts weiter getan, als den Schwung deiner eigenen Bewegungen gegen
dich zu verwenden. Rein theoretisch gesehen hast du dich also selbst außer
Gefecht gesetzt.«
    Kiro
holte Luft zu einer gereizten Entgegnung, schüttelte dann aber bloß den Kopf
und richtete sich umständlich auf. »Lassen Sie uns weitermachen«, murmelte er.
»Ich brenne geradezu darauf, mehr zu lernen.«
    Hansen
verzog die Lippen zu einem spöttischen Grinsen. »Wenn du das sagst, mein
Junge.«
    Die
beiden Männer lieferten sich noch gute zwei Stunden lang ebenso erbitterte wie
faszinierende Kämpfe, die ich mit wachsendem Staunen verfolgte. Nachdem Hansen
das erste Mal zu Boden geschickt worden war, hatte auch er jede Rücksicht
fahren lassen und den Duellen mit Kiro mehr Aufmerksamkeit gezollt. Bald hatte
ich zwei gleichwertige Gegner vor mir, die nicht im Traum daran dachten, dem
jeweils anderen auch nur einen Treffer zu vergönnen. Die Duelle wurden länger,
härter und gewannen immer mehr an drückendem Ernst, der das letzte, spöttische
Funkeln aus

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