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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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Geisteskranker auf sie eingedroschen,
nur um … um …«
    »Um
euch die Gefahr, in der wir schweben, bewusst zu machen«, unterbrach Hansen
Kiro mit erhobener Stimme. »Ich fragte euch, ob ihr mir vertraut. Ihr habt,
beinahe ohne zu zögern, mit einem klaren Ja geantwortet, und das war ein großer
Fehler. Ihr dürft mir nicht trauen, niemandem, nicht einmal, oder besser
gesagt, am aller wenigsten euch selbst. Ich dachte, das hättet ihr begriffen.«
    Hansen
schüttelte traurig den Kopf, und als er weitersprach, klang seine Stimme
deutlich sanfter. »Was wäre gewesen, wenn unsere Feinde sich meines Körpers bedient
hätten? Wenn ich ernst gemacht hätte? Hättest du zugesehen, wie ich Laura töte,
was ich zweifellos auch während deiner Anwesenheit getan hätte, ganz genauso,
wie ich es soeben demonstriert habe? Wenn deine Reaktion im Ernstfall genauso
ausgefallen wäre wie eben, dann hättest du nicht die geringste Chance gehabt,
ist dir das bewusst? Du nicht – und Laura ebenfalls nicht. Dann wärt ihr jetzt
beide tot, mein Junge.«
    Kiro
schwieg. Ein betroffener Ausdruck erschien in seinen Augen, der sich rasch in
Bestürzung verwandelte.
    »Du
hättest dich hinters Licht führen lassen, nicht wahr? Dich einfach täuschen
lassen.« Hansen sah Kiro noch für die Dauer eines Herzschlages durchdringend
an, dann wandte er sich wieder mir zu, und auf seine Züge stahl sich fast so etwas
wie Sorge. »Es tut mir leid, Laura, sollte ich dir Angst gemacht haben. Ich
weiß, was du durchmachen musstest und dass mein Angriff deshalb ein umso größerer
Schock war, aber wenn du überleben willst, musst du lernen, über deinen
Schatten zu springen und dich deinen Ängsten zu stellen. Verstehst du, was ich
dir damit sagen will?«
    Ich
schluckte hart, um den stacheligen Kloß, der sich in meiner Kehle gebildet
hatte, herunterzuwürgen. Das Rauschen meines eigenen Blutes war so laut, dass
ich mich konzentrieren musste, um Hansens Stimme überhaupt wahrzunehmen.
    »Verstehst
du das, Laura?«, wiederholte Hansen, zauberte ein aufmunterndes Lächeln auf
seine Lippen und streckte erneut die Hand aus, um mir auf die Beine zu helfen.
    Diesmal
griff ich dankbar danach und ließ mich von ihm auf die Füße ziehen. »Ja«,
antwortete ich endlich. »Ich … verstehe, was Sie meinen. Und ich stimme Ihnen
voll und ganz zu. Es wird allerhöchste Zeit, dass ich lerne, mich zu verteidigen.
Gegen unsere Feinde und gegen mich selbst.«
    Hansen
atmete erleichtert auf. Insgeheim hatte er wohl bereits mit einem Rückfall gerechnet.
Ich konnte mir lebhaft vorstellen, dass ein heulendes, wie von Sinnen
kreischendes Nervenbündel keine gute Schülerin abgab.
    »Mein
kleiner Angriff hat eure erste Lektion eingeleitet«, fuhr Hansen im
schulmeisterlichen Tonfall fort, nachdem er sich versichert hatte, dass ich
mich selbst unter Kontrolle hatte. »Ich möchte euch mehr beibringen als geistige
Kraft. Es geht um die Vereinigung von Geist und Körper, eine Fähigkeit, die den
… Magiern, wenn ihr sie so nennen wollt, zu eigen ist und sie im Nahkampf immer
als überlegen auszeichnet.«
    Er
schwieg kurze Zeit, und als er weitersprach, klang seine Stimme seltsam verändert:
dumpf und monoton. Seine Augen blickten starr ins Nichts und seine Lippen
schienen sich kaum zu bewegen.
    »Wenn
ihr euren Körper und euren Geist zu einer Einheit machen wollt, zu einem großen
Ganzen, dann müsst ihr auf euer magisches Erbe zurückgreifen. Ihr müsst in euch
gehen, tief in euch gehen, und die Macht, die euch angeboren ist, entfesseln.
Lauscht auf eure Seele, auf das, was jahrelang in eurem tiefsten Inneren verschüttet
lag und auf den Tag wartete, an dem ihr danach graben würdet. Die Kraft in euch will genutzt werden, ihr müsst nichts weiter tun, als es zuzulassen.«
    Ich
lauschte auf Hansens Stimme, der in einen monotonen Singsang verfallen war, und
versuchte gleichzeitig, seinen Aufforderungen nachzukommen. Aufs Höchste
konzentriert schloss ich die Augen und begann, in meinem Geist herumzuwühlen.
Die Schwärze hinter meinen geschlossenen Lidern schien zu pulsieren, und ich
hörte ein sanftes, regelmäßiges Geräusch, das ich mit einiger Verzögerung als das
kraftvolle Schlagen meines Herzens identifizierte. Ich versuchte, all diese
Eindrücke auszublenden, hinter mir zu lassen und noch tiefer in mich zu
dringen, die wallende Schwärze zur Seite zu schieben, die in meinem Kopf
flirrte, um einen Blick dahinter zu werfen. Und tatsächlich konnte ich es
deutlich

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