Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod
wollen, dann wäre alles viel schlimmer gewesen, aber jetzt konnte ihr das gleich sein. Abgesehen davon, dass es ein schöner Name für einen Vater gewesen wäre. Ein ganz normaler Krankenwagenfahrer aus einer normalen und nicht besonders zerstrittenen Familie.
Rigmor gegenüber war es ihr ein bisschen peinlich. Sogar ziemlich. Rigmor war so eifrig gewesen und hatte sich so angestrengt, und Sara hatte sie hereingelegt, wenn auch nicht mit Absicht.
An den Abenden nach der Nacht mit Patrik hatte sie eine Gruppe getroffen, die im Hotel wohnte, es waren genau genommen vier Stück, und sie war mit Gitt zusammen ausgegangen, die dann nach Stockholm gezogen war. Zusammen mit Gitt wurde sie etwas waghalsiger als allein, und das Ganze hatte ja so ein gewisses Prickeln mit sich gebracht. Einer der Jungs, der mit den braunen Augen, hatte sich in sie verguckt, und sie hatte gehofft, sich in ihn verlieben zu können. Sie ging mit ihm ins Hotel. Das machte Gitt auch, und die anderen drei Typen, und wie immer es dann ablief, ja, sie wünschte im Nachhinein, dass sie das besser unter Kontrolle gehabt hätte, denn bevor Bier, Wein und Zigaretten aufgebraucht waren, schlief sie offenbar im Hotelbett ein und spürte, wie ihr jemand über den Rücken strich, mit nervösen, nicht ganz nüchternen Händen in ihren Slip fuhr und dann von hinten in sie eindrang. Sie war nicht in der Lage, ihn von sich zu schieben, und außerdem tat er ihr auch nicht weh, also ließ sie es geschehen. Vielleicht war es sogar ganz schön. Aber das war nicht der Braunäugige. Am nächsten Abend war er es, aber ganz bestimmt nicht am ersten.
Und dann fuhren sie ab. Der Job, den sie auszuführen hatten, war beendet, eine Maschine, die abgeliefert werden sollte, irgend so was. Sie kannte nur ihre Vornamen, mehr meinte sie nicht wissen zu müssen, und die Jungs auch nicht. Sara und Gitt, hatten die Männer sie abends nur genannt. Das genügte, und sie hegte keinerlei Illusionen, dass daraus etwas werden könnte. Der Funken entzündete sich nicht, und außerdem waren sie bestimmt verheiratet, hatten Frau, Kinder und Reihenhaus in Södertälje.
Wie konnte sie nur so blöd sein, nicht auf ihre Antibabypillen zu achten! Aber hätte sie das getan, dann gäbe es Johan nicht, Johan Grip, ihren Sohn.
Und dann war da noch der große Johan. Warum ihr immer ganz warm geworden war, wenn sie mit ihm in einem Raum war, selbst wenn er sich sauer und gereizt verhielt, das konnte sie nicht sagen. Er war in vielerlei Hinsicht so nett, konnte so vieles erzählen, die richtigen Worte finden, und er war auch gut im Essenmachen, achtete darauf, dass auch sie bekam, was sie mochte. Lena und Johan hatten spannende Sachen zusammen gemacht, Fahrradtouren auf Gotland, sie waren im Gebirge gewandert und solche Dinge, die eine gewisse Anstrengung erfordern, hatten nicht einfach die erste beste Charterreise gebucht, um dann in der Sonne zu liegen und sich abends zu besaufen. Das hätte Johan Söderlund nie getan, und auch sie hätte gern einen Mann kennen gelernt, der mit ihr eine Fahrradtour plante, nicht nur das Bier runterkippte und ihren Körper betatschte.
Lena war jetzt immer so gereizt, und man musste das verstehen, nach allem, was geschehen war. Sie sah müde aus, eine graue Maus, und schlecht gelaunt war sie auch, aber das würde wohl vorbeigehen.
Der kleine Johan gluckste, er lag auf einer Decke auf dem Fußboden. Er folgte ihr mit seinem Blick und sah so zufrieden aus, dass sie sich einfach zu ihm auf den Boden hinunterlassen und ihre Nase in seinen Bauch bohren musste, und da packte er sie bei den Haaren, dass es wehtat, und der Stolz übermannte sie. Was für ein starker Junge ihr Sohn doch geworden war!
Der Lokalsender lief leise in der Küche, erst kam Musik, dann folgten die Nachrichten. Es hatte einen Einbruch in eine Werkstatt gegeben, bei dem Werkzeug und Computer größeren Werts gestohlen worden war. Ein Mann war niedergeschlagen worden, nachdem er Geld aus einem Bankautomaten geholt hatte. Vermutlich hatte jemand seinen Bankcode beobachtet, war ihm dann gefolgt, um zu sehen, wohin er ging, hatte dann per Handy zwei Kumpel herbeigerufen, die den Mann auf einer ziemlich verlassenen Straße niederschlugen und ihm die Brieftasche mit der Kreditkarte entrissen. Meine Güte, dachte Sara. Sie musste noch genauer aufpassen, dass ihr niemand über die Schulter guckte, wenn sie Geld abhob. Aber vielleicht sah man ihr ja an, dass sie kein lohnendes Opfer war. Sie hatte selten
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