Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod
größere Summen auf dem Konto. Meistens war es im Minus.
Dann sagten sie noch ein paar Worte darüber, dass der Mord an der Klinikärztin immer noch ungeklärt war.
Sie hatte Lena gefragt, ob diese die Frau kenne. Der Gedanke war ihr gekommen, da die Ermordete doch dort Ärztin gewesen war, wo auch Johan gearbeitet hatte, aber Lena hatte nur den Kopf geschüttelt und gesagt, dass sie keine Ahnung habe, wer das sei. Es war schon unheimlich, dass man in ihrer kleinen Stadt einfach so erschossen werden konnte. Sie wollte lieber spätabends nicht mehr rausgehen. Bisher hatte sie nie darüber nachgedacht, aber es schien, als würde sich eine bedrohlichere Zeit anbahnen. Das gefiel ihr gar nicht, es war ein Gefühl wie im Gefängnis – man musste stets und ständig auf der Hut sein.
Aber jetzt schien die Sonne, und sie wollte hinausgehen. Heute Abend würde sie Lena besuchen. Sie wollten sich zusammen einen Videofilm angucken. Sie musste nur zusehen, dass es nicht zu spät wurde, obwohl der Weg zwischen Lenas und ihrer Wohnung weder dunkel noch unheimlich war.
Das rote Auto hatte sie gesehen, den Wagen eines Mörders. Sie hatte genau überlegt, was sie sagte, als sie mit dem Polizisten gesprochen hatte, mit diesem Dünnen, der nett und fast schüchtern zu sein schien. Sie hatte mehrere Male betont, dass sie nicht hundertprozentig sicher sagen konnte, wann genau er dort gestanden hatte. Sie hatte ihn zwar öfter gesehen, aber ihre Tage waren einander so ähnlich, dass sie ineinander zu fließen schienen.
Louise Jasinski stolperte bei Claes Claesson herein. Sie hatte so starken Muskelkater, dass sie kaum normal gehen konnte, und als sie aufgewacht war, hatte sie sich aus dem Bett rollen müssen. Die herbstliche Gymnastiksaison hatte schon begonnen, und sie war wohlgemut zu einem Intensivkurs gegangen.
»Da spürt man, dass man lebt«, sagte sie Claesson. »Fast eine schöne Art von Schmerz«, stöhnte sie, während sie sich an den Armlehnen abstützte, um sich vorsichtig hinzusetzen.
»Vielleicht für einen Sadomasochisten«, war sein Kommentar. »Ja. Also«, fuhr er fort, »wir haben den Telefonhörer gefunden.«
Er lag in einer durchsichtigen Plastiktüte auf seinem Schreibtisch. Dunkelblaues Plastik.
»Wo kommt der denn her?«, wollte sie wissen.
»Ob du es glaubst oder nicht, aber einer der Penner unserer Stadt hatte ihn gut sichtbar in seinem Einkaufswagen, mit dem er immer herumzieht. Vermutlich so ein armer Psychopatient, der kein Dach mehr überm Kopf hat. Jedenfalls nicht mehr, seit die Psychiatrie keine Übernachtung mehr anbietet.«
»Ist er von allein damit angekommen?« Louise sah skeptisch aus.
»Nein, Peter Berg hat ihn entdeckt, als er zur Bank wollte. Der Mann saß auf einer der Bänke in der Fußgängerzone, du weißt, da vor Nilssons Konditorei, mit dem Einkaufswagen neben sich. Er war gerade dabei, die Papierkörbe nach leeren Dosen abzusuchen und aß Brötchen von Nilssons. Berg meint, dass es kein Alkoholiker sei, sondern eher einer mit psychischen Problemen.«
»Und was hat er gesagt?«
»Nun ja, er hat natürlich Angst gehabt, in irgendwas mit hineingezogen zu werden, er mag überhaupt keine Kontakte zu anderen Menschen, und am allerwenigsten zur Polizei, aber Berg konnte ihn beruhigen und hat ihm versprochen, ihm ein anderes Telefon zu geben.«
»Was immer er damit ohne die Basis machen will«, warf Louise ein und fuhr sich mit der Hand durch das dunkle, glänzende Haar, das gleich wieder über die Ohren fiel.
Louise sah einfach gut aus, sie hatte so ein alltägliches Charisma, wie Claesson es schätzte, in erster Linie wohl, weil sie sich selten auf die Hinterbeine stellte, ohne aber feige zu sein. Manchmal fragte er sich, was er tun konnte, um ihr bei ihrer Karriere weiterzuhelfen, damit sie nicht von den Kerlen zur Seite geschoben wurde, die zielstrebig ihren Weg gingen. Ein schwieriges, riskantes Unterfangen, da er nicht parteiisch erscheinen wollte. Er hatte es erst einmal auf Eis gelegt, doch nicht für immer. Sie musste zunächst einmal selbst zeigen, was sie konnte, aber die Zeit verging, und das Risiko wuchs, dass nichts passierte. Was immer auch passieren sollte, darin lag gerade das Problem. Was im Allgemeinen Krankenhaus geschehen war, sollte ihnen allen eine Warnung sein.
Es gab übrigens im Augenblick nur noch wenig, was ihn wirklich überraschte. Wenn die »falsche« Sorte Menschen »falsch« behandelt wurde, konnte man nie sagen, was daraus wurde, obwohl sicher
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