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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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»Ich denke nicht, dass ich da war«, fügte er hinzu, »Dann benutzen Sie also diese Straße nur, um Ihren Wagen dort zu parken?«
    Die Ironie saß.
    »Ich will damit nur sagen, dass ich nicht mehr weiß, ob ich genau an diesem Tag dort gewesen bin.«
    Die Erklärung kam kleinlaut, und die Stimme war etwas verbindlicher.
    »Das haben Sie schon häufiger behauptet. Ich denke, uns allen würde ein bisschen mehr Ehrlichkeit gut tun, nicht zuletzt Ihnen. Die Wahrheit ist immer noch am angenehmsten«, warf Louise mit mitfühlender Stimme ein.
    Tomas Bengtsson schaute auf den Tisch, er strich sich übers Kinn, und es schien, als fiele es ihm schwer, seine Gedanken beieinander zu behalten und zwischen Wahrheit und Erfundenem zu unterscheiden.
    »Sie haben doch Zeit genug gehabt, darüber nachzudenken, an welchen Tagen Sie das eine und das andere getan haben«, sagte Claesson.
    Bengtsson schwieg immer noch.
    »Dann machen wir es erst einmal so«, fuhr Claesson fort. »Wir überspringen den Freitag und konzentrieren uns stattdessen auf die anderen Male, als Sie dort gewesen sind. Warum haben Sie Laura Ehrenswärd besucht? Warum haben Sie sie an dem bewussten Freitag angerufen?«
    »Habe ich das?«
    »Ja.«
    »Okay. Ich habe sie ab und zu besucht. Wir haben uns unterhalten. Schließlich kennen wir uns ja schon sehr lange.«
    Wieder schwieg er. Es gab kein Zeichen von Leben in seinem Gesicht. Er war wie eine Maschine im Leerlauf, ein Fremdling unter den Seinen, ein Mensch, der das Interesse am Leben verloren hatte, der sich weder konzentrieren noch Gefühle empfinden konnte. Er sah aus wie eine lebendige Leiche. Und im Augenblick versuchte dieser bis zum äußersten geplagte Mann seine Gedanken zu sammeln, die wie ein plötzlich auftretender Wind bei einem drückenden Gewitter in seinem Kopf herumsausten.
    »Worüber haben Sie sich denn unterhalten, Laura und Sie?«, fragte Louise, immer noch mit sanfter Stimme, wie Claesson und sie es abgesprochen hatten.
    »Über alles Mögliche.«
    »Nun kommen Sie schon«, drängte Claesson ihn etwas schroffer nach dem üblichen Verhörsmodell, bei dem der eine streichelt und der andere schlägt.
    Bengtsson senkte den Kopf, stützte die Stirn auf die Hand, und sie erwarteten, dass er anfangen würde zu weinen, um dann zusammenzubrechen. Aber nein.
    »Der ganze Frühling war ja einfach schrecklich gewesen«, sagte er mit brüchiger Stimme. Er wandte den Kopf nach oben und schaute sie an.
    »Sie wissen, dass ein Mann verletzt wurde, weil ich ihn angefahren habe. Später ist er daran gestorben, und eins kann ich Ihnen sagen, danach war es nicht besonders witzig«, erklärte er und klang plötzlich ganz normal und nicht wie ein Kind, das nur widersprechen konnte. »Der Mann, der gestorben ist, hieß Johan Söderlund, und er war ein Arbeitskollege von mir, ja, von uns allen in der Klinik. Seitdem habe ich kaum noch eine Nacht durchgeschlafen. Das Leben ist nur noch schrecklich. Ich bin bei der geringsten Störung gereizt. Ich schaffe die Arbeit nicht, komme mit der Familie nicht zurecht – meine Frau ist mit den Kindern ausgezogen. Aber vielleicht kommt sie zurück, wenn ich …«
    Sie saßen auf ihren Stühlen mit den schwarzen Plastiksitzen, die in der Hitze wie ein Schweißbrenner am Hintern brannten, aber trotzdem bewegte sich keiner. Sie warteten schweigend ab.
    »Sie hat mich jedenfalls noch nicht ganz fallen lassen, sie will, dass ich zu einem Psychologen gehe, aber was soll das bringen?«
    »Das klingt nach einer guten Idee«, sagte Claesson und ließ Tomas Bengtsson dann weiterreden.
    »Es geht nicht nur darum, dass ich ihn angefahren habe, ich habe fast das Gefühl, als hätte er es geplant.«
    »Wieso?«, fragte Claesson.
    »Na, als hätte Johan Söderlund das alles arrangiert, damit ausgerechnet ich sein Leben auf dem Gewissen haben würde.«
    »Und warum glauben Sie das?«, wollte Claesson wissen.
    »Es war, wie soll man sagen, es war eine Zeit lang ziemlich hart in der Klinik.«
    Er verstummte und suchte nach Worten, aber es kam nichts.
    »Inwiefern?«, wollte Claesson wissen.
    »Es gab viel zu tun, häufige Dienste, viele, die auf Grund von Schwangerschaft oder anderem fehlten. Fast jede Nacht aus dem Bett zu springen ist nicht immer so spannend, wie die Leute denken. Das macht kaputt. Zumindest, wenn man es ein paar Jahre mitmacht. Und deshalb wollten wir einige Veränderungen, damit es etwas leichter für uns würde. Etwas mehr Möglichkeiten, aus dem Trott herauszukommen, mal

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