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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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Wagen, stellte sie fest, ohne den Blick abzuwenden. Es war der Große Wagen, auf den sie seit einer ganzen Weile starrte. Sie war gelähmt, stumm und tot. Das Klingeln durchschnitt erneut die Wohnung, und sie spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde. Sie konnte es nicht länger aufschieben. Mühsam stand sie auf, zog den Pullover über die Hüften und stapfte zur Wohnungstür.
    Ein Mann und eine Frau standen im Treppenhaus, beide Polizisten in den gleichen dunkelblauen Winterjacken aus reißfestem Material. Der Mann, der das Wort führen würde, hatte seine Mütze abgenommen, eine Schirmmütze mit wärmenden Ohrenklappen und Nackenschutz, hielt sie in beiden Händen, ein wenig ängstlich und hilflos. Sie sah die Polizeimarke zwischen seinen dünnen Fingern, die vorsichtig am Futter zupften. Er war gut dreißig Jahre alt, feingliedrig gebaut, hatte eine helle Haut voller Narben und tiefer Poren an den Wangen, sein Haar war so hellblond, dass es fast farblos erschien, so kurz geschnitten, dass es vom Kopf hochstand. Er schaute sie aus fast unschuldigen, hellblauen Augen an. Insgesamt ein weichlicher Typ, fand sie, aber er sah nett aus, und sie war froh, dass sie so einen geschickt hatten. Sie wusste, was er sagen würde.
    »Sind Sie Lena Söderlund?«, fragte er, und sie nickte und schluckte. »Wir kommen von der Polizei«, fuhr er fort und nahm die rechte Hand von der Mütze, streckte sie vor, und sie ergriff sie wie in Trance, und er drückte ihre Hand mit einem festen Handgriff. »Peter Berg heiße ich«, sagte er dann, »und das hier ist meine Kollegin Erika Ljung. Dürfen wir hereinkommen?«
    Lena machte einen Schritt zurück in den Flur, damit die beiden eintreten konnten. Sie zogen sich die Stiefel auf der Fußmatte aus, behielten aber ihre Jacken an, als sie ihr ins Wohnzimmer folgten. Auf den Jackenrücken stand mit großen reflektierenden Buchstaben »Polizei«.
    »Wohnt Johan Söderlund hier?«, fragte der Polizist, ohne sich zu setzen, und sie nickte stumm. »Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass er einen Unfall, einen Verkehrsunfall hatte. Er wurde beim Skifahren angefahren und hat schwere Verletzungen davongetragen … schwere Verletzungen«, wiederholte er kaum hörbar.
    Der Polizist verstummte, er schaute sie an, während er auf ihre Reaktion wartete. Sie musste blinzeln, hob die Hand zum Mund, um einen Schrei zu verhindern. Sie klimperte weiter mit den Augenlidern und starrte abwechselnd ihn und seine Kollegin an, die erst jetzt ihre Mütze abnahm.
    Um sie herum brach alles zusammen, aber es erschien ihr gleichzeitig so absurd. Johan war nicht tot. Er lebte! Die Hoffnung entflammte, ein schmaler Lichtstreifen, ein winzig kleines bisschen Hoffnung.
    Johan hatte nicht geplant zu überleben, aber vielleicht sollte es einfach nicht nach seinem Willen gehen. Gott wollte ihm vielleicht noch eine zweite Chance geben, und auch wenn er sie nicht gewollt hatte, so würde er schon seine Meinung ändern.
    Sie spürte, wie die zu fällenden Entscheidungen sie überwältigten und sie begann zu schwanken.
    »Kommen Sie, setzen wir uns«, sagte die Polizistin mit der braunen Haut, fasste sie am Ellbogen und drückte sie sanft aufs Sofa, auf das Sofa, das sie gerade erst verlassen hatte.
     
    Peter Berg hatte immer noch den kindlichen Traum, man müsse in einer solchen Situation die Zeit einfach zusammenschrumpfen lassen oder das Band vorspulen können, so dass das Ganze schon überstanden wäre. Doch die Zeit ließ sich nicht auf diese Art und Weise manipulieren, und so half es nur, in den sauren Apfel zu beißen und stattdessen zu versuchen, das Beste aus der Situation zu machen, zu versuchen, sich so menschlich wie möglich zu verhalten. Und was bedeutete das? Er wusste, dass es gar nicht so wichtig war, was er sagte, sondern vielmehr, wie er es sagte, und dass er ganz bewusst präsent sein musste. Besonders Letzteres war wichtig: präsent zu sein. Eigentlich musste gar nicht viel gesagt werden, doch auch das Schweigen konnte auf unterschiedliche Weise sprechen, das Nichtgesagte konnte gut und angenehm sein, aber auch böse oder sogar feindselig. Er hatte viel mit Louise Jasinski zusammengearbeitet und war ihre geduldige, ruhige Art gewohnt, die nie irgendwelche Hast zeigte und sich nie aufdrängte. Jetzt stellte er fest, wie wütend er über all das nervöse Geplapper wurde, über die vielen Worte des Trosts, die aus Erika nur so herausquollen, während sie sich neben die trauernde junge Frau auf dem Sofa setzte. Es

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