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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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wie Gerten gespreizt, und er musste sich eingestehen, dass es kein Tier gewesen sein konnte. So sehr er es sich auch wünschte.
    Er wollte weg. Er wollte den Film zurückspulen.
    Wenn Gott gütig war, dann lebte der Mann. Wenn Gott richtig gütig war, dann waren die Verletzungen nur so schlimm, dass sie alle behoben werden konnten. Wenn Johan Söderlund überlebte, wie verrückt das auch war – Johan, den sie vor die Tür gesetzt hatten –, dann würde er versuchen, alles wieder gutzumachen …
    Was sollte gerade er eigentlich wieder gutmachen? Er war doch nicht der Schlimmste von allen gewesen. Aber ab jetzt spielte das keine Rolle mehr, denn er würde alles tun, was in seiner Macht stand. Hauptsache, Johan würde einigermaßen glimpflich davonkommen.
    Vermutlich würde dem nicht so sein, er hatte ihn ja selbst da auf der Straße liegen sehen.
    Oh Scheiße, verdammter Mist!
     
    Keinem soll es so gehen, wie es dir geht. Dir soll es wegen mir nicht so schlecht gehen.
    Die Worte hallten in ihrem Kopf wider. Sie hatte diese Sicht der Dinge immer von sich gewiesen, ihn ausgelacht, ihn umarmt und gesagt, dass es besser werden würde. Alles würde besser werden mit der Zeit. Und außerdem hatte sie es doch gar nicht so schlecht. Schließlich liebte sie ihn doch.
    Sie hatte nicht richtig zugehört. Oder doch, aber sie hatte nichts unternommen. Aber was denn auch? Dieses Gefühl der Machtlosigkeit hatte sie seit mehreren Jahren begleitet. Jetzt war es vorbei.
     
    Lena, meine Geliebte!
    Das Leben soll gelebt werden und nicht ohne Sinn sein. Mein Leben ist sinnlos geworden – vollkommen ohne jede Bedeutung-, aber dein Leben hat einen Sinn. Dein sinnvolles Leben wirst du ohne mich leichter leben können. Ich bin eine Belastung, in erster Linie für mich selbst.
    Lena, diejenigen, die mir geschadet haben, haben auch dir geschadet. Sie sind voller Widerlichkeit, bis in ihre Seele hinein verrottet, hoffnungslos verdorben, aber bis jetzt sind sie davongekommen. Sie haben mein Leben verdorben, und damit auch dein Leben, die du gezwungen wurdest, mit einem Schatten zu leben, einem gequälten und gebrochenen Menschen, einem lebendigen Schatten.
    Ich bin ein unfreier Mensch, da ich nie frei genug bin, mich selbst zu vergessen. Und sie waren es, die mich dazu gemacht haben. Ich kann diese Menschen, die mir geschadet haben, die mich vernichtet haben, nicht vergessen, und dieser Schaden prägt mich für immer und ewig. Endlich habe ich das begriffen. Der Kampf war lang und schwer, und leider war er sinnlos.
    Nicht ich bin der Mensch, der sich an ihnen rächt. Vielleicht wirst du es sein, wenn du es schaffst. Aber einer von ihnen wird eine Schuld zu tragen haben, die Schuld, mich getötet zu haben. Dafür werde ich sorgen.
    In Wirklichkeit bin ich schon lange tot, ich habe es bis jetzt nur nicht einsehen wollen.
    Johan
     
    Sie hatte den Brief mehrere Male gelesen, ihn dann weggelegt. Die Worte waren ein Teil von ihr geworden.
     
    Als es an der Tür klingelte, zuckte sie zusammen, ihr Herz machte einen Satz. Sie hatte darauf gewartet und war überrascht, wie lange es dauerte. Sie lag auf dem Sofa im Wohnzimmer und hatte die ganze Zeit aus dem Fenster gestarrt, war dem schwarzen Himmel mit ihrem Blick gefolgt, sah die Sterne und sah sie gleichzeitig auch nicht, während sie den Schmerz zu verdrängen versuchte.
    Es klingelte noch einmal, aber sie bewegte sich nicht. Sie wollte die endgültigen Worte nicht hören, sie wollte diesen Phrasen entgehen, obwohl sie irgendwie bereits darauf vorbereitet war. Sie lebte schon so lange Zeit unter dieser An-Spannung, dass sie sich an den Zustand gewöhnt hatte und kaum merkte, wie die Angst, Johan könnte sich das Leben nehmen, sich in ihrem Inneren eingenistet hatte. Tag für Tag hatte sie mit der Gewissheit gelebt, dass das Schlimmste passieren konnte, und sie hatte immer Angst gehabt, mal mehr, mal weniger, wenn sie von zu Hause weggegangen war, und war ebenso erleichtert gewesen, wenn sie ihn lebendig wieder zu Hause angetroffen hatte. Erst im letzten halben Jahr war die Angst geringer geworden, da er wieder mehr der Alte geworden war, wie damals, als sie sich ineinander verliebt hatten.
    Jetzt, nachdem es passiert war, war es natürlich nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte, es war nicht nur schrecklich und traurig, nein, es war schlimmer. Sie trieb in einer unmenschlichen Leere, ohne jede Verankerung. Ihr war schwindlig, übel, und sie hatte große Angst.
    Das ist bestimmt der Große

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