Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod
schieben.
»Ja, ja, aber machen Sie es bitte kurz. Wir haben viel zu tun«, sagte Laura scharf und schaute gleichzeitig Carl-Magnus an, der sich endlich aufs Sofa setzte und zur Tarnung ein paar zusammengerollte A4-Bögen aus den Taschen seines Kittels holte, die er umständlich entrollte und sich auf den Schoß legte.
»Ja, es geht um die Organisationsgruppe, die am Donnerstag tagen soll. Ich habe schon ein paar Mal gesagt, dass wir eine Pause haben müssen, damit es sich nicht wieder wie letztes Mal zerfasert. Was halten Sie davon, wenn ich etwas zum Essen bestelle? Vielleicht ein paar Brote?«
»Machen Sie das, das ist bestimmt in Ordnung«, sagte Laura kurz, um sie loszuwerden, aber die Oberschwester blieb im Raum stehen. »Was gibt es denn noch?«
»Ja, ich hätte gern das Programm mit Ihnen durchgesprochen, in erster Linie im Hinblick auf mein Personal. Sie schaffen es nicht länger …«
»Meinen Sie nicht, dass wir das dann besprechen können?«, unterbrach Laura sie, und jetzt war ihre Wut ganz offensichtlich.
»Äh, vielleicht wäre es doch besser, wenn wir uns ein wenig vorbereiten würden«, fuhr die Oberschwester beharrlich fort, die sich gewappnet hatte, nicht so einfach abgespeist zu werden. Sie war sogar zu einem Kurs gegangen und hatte das geübt, ein Kommunikationskurs mit Schwerpunkt auf arbeitsplatzorientierte Probleme. »Meine Schwestern schaffen das nicht mehr, es geht so nicht weiter«, wiederholte sie. »Mein Vorschlag wäre, ob die Ärzte nicht die Visite allein machen könnten, sie können ja in den Behandlungspapieren nachlesen, was gemacht worden ist. Dann können die Schwestern ihre Arbeit bei den Patienten eher bewältigen …«
»Ich denke doch, es wäre das Beste, damit bis zu unserem Treffen zu warten«, schnitt ihr Laura effektiv das Wort ab, denn auch sie hatte den gleichen Kommunikationskurs gemacht, darüber hinaus aber noch den Aufbaukurs, da es nicht ihre Art war, irgendetwas dem Zufall zu überlassen. Deshalb beherrschte Laura die Kunst, ein Gespräch in die Richtung zu lenken, in der sie es haben wollte. »Vielen Dank!«, schloss sie in einem Ton, der die Oberschwester nun endlich einsehen ließ, dass sie vor tauben Ohren sprach und es somit nicht der rechte Augenblick war, wichtige Fragen zu besprechen. Auch das hatte sie im Kursus gelernt. Also ging sie.
Endlich allein, dachte Laura, die es eigentlich gewohnt war, häufig gestört zu werden. Sie verschloss die Tür.
»Leg die Papiere beiseite!«, sagte sie, aber Carl-Magnus Meisser befolgte ungern Befehle, also blieben die Papiere auf seinem Schoß liegen. »Johan Söderlund ist tot«, platzte es aus ihr heraus. »Ist überfahren worden. Hast du das gewusst?«
»Ja. Und was haben wir damit zu tun?«, fragte er und zuckte mit den Schultern.
»Nun komm mir nicht ironisch! Weißt du Näheres?«, verhörte sie ihn.
»Was willst du damit andeuten? Was soll ich wissen, worüber?«, fragte er zurück.
»Na, über alles.«
»Über alles weiß ich nur, dass Tomas ihn totgefahren hat«, antwortete er freiheraus. »Ich habe heute Morgen die Visite in der Herzintensiv gehabt. Und das war das Erste, was ich erfahren habe. Johan ist irgendwann in den frühen Morgenstunden gestorben, natürlich nicht dort, er war ja kein Herzpatient, sondern auf der anderen Seite der Schranke, auf der gemischten Intensivabteilung. Vollkommen zerschmettert. Kaum ein Knochen war noch heil. Enormer Blutverlust auf Grund der Femurfrakturen, gebrochenes Becken, Riss im rechten Leberlappen und so weiter und so weiter … Sie haben die Blutbank leer geräumt.«
Ihr wurde fast übel von der Beschreibung, sie bat ihn aber dennoch nicht, aufzuhören. Sie wollte sich dem stellen. Seinen Worten nach war es nicht gerade ein Tod, wie man ihn jemandem wünschte, auch wenn er wohl bewusstlos gewesen und somit die Schmerzen nicht gespürt hatte. Sie wollte nicht nachfragen, um nicht zu engagiert zu erscheinen, und überlegte, ob sie sich jemals unbedacht geäußert hatte während der Zeit, als sie meinten, Johan wäre das größte so genannte arbeitsplatzrelevante Problem der Klinik.
Wenn nur Johan Söderlund verschwunden wäre, dann würde alles viel besser werden, darin waren sie sich alle einig gewesen. Das Arbeitsklima würde aufblühen, nun ja, vielleicht nicht gerade blühen, aber es würde zumindest sehr viel entspannter werden, wenn sie diesen Besserwisser endlich loswurden. Johan Söderlund konnte sehr fordernd sein, vielleicht nicht direkt
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