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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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störrisch, aber zumindest unangenehm. Er war nicht auf den Kopf gefallen. Aber leider änderte sich nicht sehr viel, nachdem sie ihn nach langen, zähen Verhandlungen mit der Gewerkschaft und mit Johan selbst aus dem Haus hatten.
    Sie ging mit sich selbst ins Gericht. Hatte sie sich verplappert, unvorsichtig und dumm, und jemals gesagt, dass sie wünschte, er wäre tot? Sie war sich dessen nicht sicher, schob den Gedanken aber beiseite. So etwas sagte man nur in der fugend, später nicht mehr.
    Man musste immer auf der Hut sein. Immer. Sie erschauerte. »Was hältst du davon?«, fragte sie schließlich.
    Er schwieg, spitzte die Lippen, pustete die Luft heraus, so dass die fleischigen, dicken Lippen einen vibrierenden Ton von sich gaben.
    »Ich denke, dass er selbst die Schuld trägt«, erklärte er schließlich. »Haben wir denn nicht immer gesagt, dass er ein sturer Kopf ist oder vielmehr war? Ist doch klar, dass er irgendwann mal ordentlich damit aufprallen musste. Einfach auf die Straße zu fahren!«, brummte er aufgebracht.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte sie geradewegs in den Raum hinein, auf ihrem Schreibtischstuhl sitzend, die locker gefalteten Hände im Schoß und die weinroten Strumpfbeine nebeneinander wie ein keusches altes Fräulein.
    »Nichts. Was sollten wir denn tun? Höchstens einen Kranz zur Beerdigung schicken. Das macht sich immer gut. Es ist wohl das Beste, wenn du das organisierst«, sagte er und schaute sie mit sarkastischem Blick an.
    »Und, soll auf der Kranzschleife ›Von den Arbeitskollegen‹ stehen?«
    »Nun sei nicht albern. Wenn du meinst, dass er dein Kollege war, dann schreibe es. Ich bedanke mich dafür. ›Vom Allgemeinen Krankenhaus‹, das klingt doch neutral und gut«, sagte er.
    Sie dachte, wie das Leben doch manchmal spielen konnte, ohne dass man selbst etwas dazu beigetragen hatte. Das Chaos kam einfach so über einen, oder das Unglück. Aber in diesen Unglücksfall war sie zumindest nicht verwickelt. Gott sei Dank! Doch es würde von ihr erwartet werden, dass sie das eine oder andere aufräumte.
    Ihre Gedanken arbeiteten. Der Blick fiel auf die beiden wohlgeratenen Söhne auf dem Foto auf ihrem Schreibtisch. Zwei starke, tüchtige Jungs! Der Stolz übermannte sie. Das waren ihre, sie hatte sie selbst geschaffen, zwar mit einem gewissen Beistand des Vaters, aber viel hatte er dazu nicht beigetragen. Ein vorsichtiges, aber zufriedenes Lächeln ließ ihr Gesicht weicher wirken.
    »Was machen wir mit Tomas?«, fragte sie, zum ersten Mal ohne Schärfe in der Stimme, eher mit ein wenig Wärme, worauf sie ihren Kollegen fragend ansah.
    »Warum um Himmels willen sollen wir etwas mit ihm machen müssen?« Auch der Oberarzt Carl-Magnus Meisser hatte sich beruhigt. Er lehnte sich auf dem Sofa zurück, schlug ein Bein übers andere.
    »Und wieso musste ausgerechnet er ihn überfahren?«, fuhr Laura mit leiser, fast brüchiger Stimme fort.
    »Frag mich was Leichteres.«
    Carl-Magnus änderte seine Stellung, beugte sich vor und nahm ein Gummigehirn in Miniaturausgabe in die Hand, das auf dem Tisch gelegen hatte, und begann es zu kneten.
    »Wie passend«, sagte sie und schaute zu, wie seine Finger das Gummi bearbeiteten. »Das ist ein Antistressgehirn.«
    »Aha«, sagte er nur.
    Carl-Magnus war um die fünfzig Jahre alt, größer als der Durchschnitt, gut proportioniert, mit welligem, dickem Haar mit viel Grau darin. Der Haaransatz ging bis in die Stirn, kein Zeichen beginnender Geheimratsecken oder von Haarausfall. Seine Gesichtszüge waren kühn und deutlich und konnten als sehr männlich beschrieben werden bei frischer, leicht gebräunter, manchmal auch etwas rötlicher Hautfarbe, vielleicht von viel salzigem Segelwind, vielleicht auch von zu viel Wein im Laufe der Zeit. Er machte einen etwas finsteren Eindruck, vielleicht sah er manchmal sogar direkt gefährlich aus, besonders wenn er nicht lächelte, und das tat er leider nur, wenn es unbedingt sein musste. Ab und zu konnte er richtig witzig sein. Wenn er in Form war, taute sein Gesicht auf und die Augen funkelten. In solchen Momenten gaben die Krankenschwestern und die Schwesternhelferinnen ihren versöhnlichen Kommentar von sich, dass Carl-Magnus doch im Grunde ein Herz aus Gold hatte. Er war nicht verheiratet, zumindest im Augenblick nicht. Frühere Frauen und Kinder gab es so einige.
    Laura fühlte sich dann auch zu ihm hingezogen, obwohl sie sich wünschte, dass dem nicht so wäre, aber sie ließ es geschehen. Er ist wie

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