Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod
Mann mit Wildlederjacke lief am Rand des Rasenstücks mit seinem hässlichen Hund herum, einer Terriermischung. Der Hund hob das Hinterbein und pisste dunkle Flecken in den Schnee. Wenn der Hund jetzt auch noch scheißt, ohne dass der Alte den Haufen wegmacht, dann reiße ich das Fenster auf und schreie, dachte Erika. Aber dem war nicht so, der Hund schiss nicht, und sie hätte sowieso das Fenster nicht geöffnet und geschrien. Sie war schon in der Schule nicht der Aufpasser gewesen.
Während sie sich anzog, las sie den Artikel über den Raubmord zu Ende:
Eine 78-jährige Frau wurde in der Nacht zu gestern auf einem Hof bei Kristvalla ermordet.
Die Polizei sucht nach zwei Männern in den Zwanzigern, die im Verdacht stehen, die Frau mit einem Holzknüppel erschlagen zu haben, nachdem sie in das Haus von ihr und ihrer Schwester eingebrochen sind. Auch die Schwester wurde mit der gleichen Waffe niedergeschlagen, sie kam mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus.
Die Polizei wurde gegen vier Uhr gestern Morgen alarmiert, aber bis zum Redaktionsschluss gab es noch keine Spur der zwei oder möglicherweise drei verdächtigen Männer. Es ist auch unklar, was aus dem Haus der beiden Schwestern gestohlen wurde.
»Wir kennen das Motiv nicht, schließen verschiedene Möglichkeiten mit ein« , erklärt Jan Lundin, der Pressesprecher der Polizeibehörde.
Wie schrecklich, dachte sie und schlug die Zeitung zu.
Als Erstes hatte sie einen Termin beim Friseur, die Spitzen abschneiden und neue Wellen vielleicht, dann wollte sie etwas Leckeres für zu Hause einkaufen. Und Bier. Es sollte ruhig wie ein großes Willkommensessen aussehen, das konnte nicht schaden. Sie spürte genau, dass es klüger wäre, ihm keinen Grund zum Misstrauen zu geben, zunächst einmal die Lage zu peilen und gewissenhaft den Zeitpunkt zu wählen, wann er rausgeschmissen werden sollte. Daraus konnte ein Problem werden, er war nicht so einfach zu nehmen.
Beim Friseur herrschte immer so ein Durcheinander, dass Erika automatisch abschaltete. Geflochtene Körbe mit Bürsten, Wicklern und Haarpflegeprodukten und klein gemusterte Schachteln mit Haarnadeln, Klammern und Spangen stapelten sich auf den Fensterbänken und Regalen, die in verschiedenen Pastelltönen gestrichen waren. Hochzeitszeitschriften und die üblichen Wochenzeitschriften lagen auf jedem freien Fleck herum.
»Hallo, wollen wir was Schickes, oder soll es wie immer sein?«, fragte die Friseuse, während sie Erika auf den Stuhl drückte und ihr den Plastikumhang umlegte.
Erika hörte schon am Ton, worauf sie hinauswollte. Etwas Schickes, das bedeutete etwas Neues. Erika wusste, dass die Friseuse sich niemals trauen würde, ihre Locken knallrot oder dunkelblau zu färben, wie hypermodern das auch immer war. Vorsichtig kämmte sie zuerst die Spitzen, die am wenigsten gekraust waren, während sie die Antwort abwartete.
Erika betrachtete sich kritisch im Spiegel. Eine Wolke störrischen, eng gekräuselten Engelhaars stand wie Zuckerwatte um ihren Kopf. Hoffnungslose Negerkrause, nur heller, dachte sie und ließ die Mundwinkel fallen und die sorgfältig gezupften Augenbrauen sich heben. Die Friseuse machte schweigend weiter und begann methodisch mit den Fingern durch das widerspenstige Haar zu fahren. Dabei strich sie das Haar aus der Stirn glatt nach hinten, drückte es auf dem Schädel herunter und sammelte es in einem gespreizten Pferdeschwanz im Nacken. Erika sah, wie ihre Finger routiniert den kurzen Schwanz drehten, bis er sich zu einem festen Knoten im Nacken zusammengerollt hatte, einer kleinen Schnecke. Die Friseuse legte den Kopf schräg, spitzte die Lippen und erwartete auf Erikas Gesicht im Spiegel eine Antwort.
»Vielleicht gar nicht so schlecht«, kommentierte Erika das Werk, während sie ihren Kopf nach links drehte, um herauszubekommen, wie es sich wohl im Profil machte, und sie sah, dass sie in eine kultivierte Lady verwandelt worden war, eine Lady in Jeans und Sweatshirt. Ihr Gesicht trat deutlich hervor, wie auch der lange, sehnige Hals und die kleinen Ohren mit den kleinen Goldohrringen. Sterne, Monde und Kugeln.
»Wir schneiden nur die Spitzen, machen eine Kurpackung, ziehen alles nach hinten und geben dann Wachs hinein, so dass es an Ort und Stelle bleibt«, erklärte die Friseuse. »Unglaublich, wie hübsch das wird«, rief sie dann aus und schaute Erika noch einmal aufmunternd an.
Schwarzer Vater aus Jamaika und schwedische Mutter. Sie war eine schöne Mischung
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