Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
würde er eine Joghurtsauce zubereiten und einen Kopfsalat mit Cocktailtomaten. Die waren zwar teuer, aber schmeckten nicht nur nach Wasser. Bald würde es die herrlichen schwedischen Tomaten geben. Im Winterhalbjahr kaufte er weder Gurken noch Tomaten, weil sie um die halbe Welt transportiert wurden. Paprika kam zur Not in Frage, alles andere schmeckte nach nichts.
Es war angenehm, am Herd zu stehen. Der Arbeitstag floss einem geradezu aus dem Körper. Durch die Poren und durch den Atem.
Sein Handy klingelte.
»Ilyas Bank trifft morgen um 11.15 Uhr mit Turkish Airlines in Kopenhagen ein«, sagte Özen.
»Das ist ja ein Ding!«
Es tat sich was.
»Der Flug geht um 9 Uhr vom Flughafen Atatürk«, sagte Özen.
Gute zwei Stunden, dachte Claesson, nein, drei mit der Zeitverschiebung. Jetzt mussten sie clever sein. Bank war bereits von Interpol zur Fahndung ausgeschrieben. Alles musste am nächsten Tag perfekt klappen. Sie durften sich keine Fehler erlauben.
»Was hältst du davon, hinzufahren und ihn abzuholen? Die dänische Polizei nimmt ihn in jedem Fall fest. Wir setzen uns mit ihnen in Verbindung, sie müssten ihn schon am Gate in Empfang nehmen können. Aber dann will ich ihn sofort hier haben. Du und ein weiterer Kollege, das dürfte reichen.«
»Okay.«
»Er ist ja kein Randalierer. Ihr nehmt das Auto nach Kastrup und holt ihn dort ab. Es braucht kein Streifenwagen zu sein. Ich rufe Louise an und bitte sie, dir eine Begleitung zu besorgen. Vermutlich müsst ihr recht früh fahren, weil es mindestens dreieinhalb Stunden dauert, rechne mit vier. Fahrt über Växjö, das geht am schnellsten. Und dann einfach über die Öresundbrücke.«
Nachdem er auch noch mit Louise Jasinski gesprochen hatte, war der Lachs fertig. Sie hatte in letzter Zeit kaum noch Einwände. Sie würde sich um alles kümmern und Özen anrufen.
Gutgelaunt rief er, das Essen sei fertig.
Der Rest des Abends verging damit, die Kinder ins Bett zu bringen. Er übernahm Klara, und Veronika kümmerte sich um die hungrige Nora.
Claesson hatte bereits beschlossen, sich am nächsten Tag mit der Witwe zu unterhalten. Außerdem erwog er, den jungen Chirurgen Christoffer Daun zu behelligen. Er wusste nicht recht, was er sich davon versprach, aber es hatte irgendwie mit dem verschwundenen Teppich und der Frau zu tun, mit der er wahrscheinlich eine Affäre gehabt hatte. Die Frau, die jetzt verschwunden war.
Veronika konnte ihm vielleicht ein paar Tipps geben. Sie kannte Daun. Aber sie musste objektiv bleiben. Vorurteile beeinträchtigten nur die Beobachtungsgabe.
52
Endlich saß er im Flugzeug!
Es war eine aufreibende Zeit gewesen. Sein Magen verkraftete gar nichts mehr, was immer er zu sich nahm, bereitete ihm Übelkeit, obwohl er sich nicht mehr gleich übergeben musste.
Aber jetzt war das bald vorbei. Er befand sich über den Wolken, buchstäblich. Ilyas Bank schaute aus dem kleinen Fenster, sah den ewig hellblauen Himmel und darunter die Wattewolken, die einen endlosen Teppich bildeten.
Die Polizei hatte sich nicht mehr gemeldet. Vermutlich hatten sie Ergün und ihn vergessen, aber das lag sicher daran, dass sie noch keinen Verdächtigen festgenommen hatten. Das glaubte zumindest Ergün. Er wusste ja immer alles am besten! Es war schließlich nicht sonderlich viel Zeit vergangen, seit sie den Toten gefunden hatten. Ermittlungen dauerten. Abwarten, hatte Ergün gesagt.
Es war schön, den Besserwisser Ergün los zu sein. Obwohl er ein netter Kerl war. Auch. Er hatte ihm geholfen wie ein richtiger großer Bruder. Beim Gedanken an Ergün bekam Ilyas ein schlechtes Gewissen. Was er wohl jetzt dachte?
Es war jedoch eine Erleichterung, sich seine ewige Fragerei, wo er das Geld herhabe, nicht länger anhören zu müssen. Obwohl er kein Wort gesagt hatte! Er hatte nur gesagt, er würde verreisen. Ergün hatte zu lamentieren begonnen. Ergün hatte Kinder, war immer knapp bei Kasse und hatte natürlich ständig das Gefühl, sein Leben würde ihm unter den Händen zerrinnen. Aber das war Allahs Wille!
Ilyas fand selbst, dass er den Fragen geschickt ausgewichen war. Er hatte gesagt, die Eltern würden ihm helfen und die Verwandten in Schweden würden ebenfalls einen Teil beitragen.
Da hatte Ergün ihn schweigend betrachtet. Ilyas sah ein, dass es früher oder später rauskommen würde. Es war also genauso gut, dass er nicht mehr auf der Fähre arbeitete. Lügen strengten an. Man musste ständig im Gedächtnis behalten, was man erzählt
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