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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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aber im Übrigen dieses Babyface, das Akademiker aus besseren Kreisen häufig auszeichnete. Jene mit großem Kopf und zierlichen Händen, denen es nicht im Traum einfallen würde, die Regenrinne ihres Hauses selbst zu reparieren.
    »Ich bin nicht wegen der Vermissten, also wegen Tina Rosenkvist hier«, sagte Claesson.
    Daun war nervös.
    »Sondern wegen des Mordes an Carl-Ivar Olsson. Ich weiß, dass Ihre Frau für ihn arbeitet. Hat Annelie Ihnen von einem ungewöhnlichen Teppich erzählt?«
    »Sie hat über viele ungewöhnliche Teppiche geredet. Sie redet in letzter Zeit fast nur noch über Teppiche. Sie sind ihr zu Kopf gestiegen«, sagte er ironisch.
    »Sie wissen also nichts von einem alten Teppichfragment …« Claesson hielt ihm das Foto hin, »das fünf- oder sechshundert Jahre alt und mindestens eineinhalb Millionen Kronen wert ist? Vermutlich mehr.«
    Christoffer Daun starrte das Foto an.
    »Keine Ahnung. Mit nach Hause genommen hat sie diesen Teppich jedenfalls nie. Ist das der, hinter dem alle her sind?«
    »Wieso?«
    »Ich denke an diesen Verrückten, der in unsere Küche kam und …«
    »Tina Rosenkvist gewürgt hat?«
    Daun zuckte leicht mit den Achseln.
    »Ja.«
    Claesson dankte und verließ die Station.

54
    Claesson erkannte Ilyas Bank sofort wieder. Es war schon seltsam, ihn so bald hier wiederzusehen, fand er. Im falschen Teil der Welt und in einer ganz anderen Rolle als der eines Teeverkäufers, der den Reisenden Tee in hübsche kleine Gläser füllte.
    Ilyas Bank schien sich nicht wohl in seiner Haut zu fühlen, obwohl er leger gekleidet war: Jeans und Pullover statt des weißen Hemds und der schwarzen Hose von der Fähre. Die Kleider sahen neu aus, die Schuhe ebenfalls.
    Ob Bank ihn wiedererkannte? Das wäre ein hervorragender Gedächtnistest gewesen. Oder nicht? Eher ein Test seiner eigenen Eitelkeit, sah er im selben Augenblick ein. Ilyas Bank sah vermutlich jeden Tag Hunderte von Touristen. Erkannte er jemanden wieder, dann lag das vermutlich an einem besonderen Vorfall oder an einem ungewöhnlichen Aussehen.
    »Ist er müde, oder können wir gleich anfangen?«, fragte er Özen.
    Nach einem Toilettenbesuch, Tee, Butterbroten – sogar etwas Marzipangebäck hatten sie hinten im Kühlschrank noch gefunden – saßen sie da. Das Tonband lief. Im Korridor war es still.
    »Frag ihn, ob er weiß, warum er hier ist«, sagte Claesson.
    Özen wurde lebhafter, wenn er Türkisch sprach. Das war Claesson bereits in Istanbul aufgefallen. Er gestikulierte, während er offene Fragen klärte. Ilyas Bank warf immer wieder verstohlene Blicke zu Claesson hinüber, um zu sehen, ob dieser auch zuhörte. Der junge Mann erblasste zusehends und trocknete die Handflächen an seinen Hosenbeinen.
    »Versuch, ihn zu beruhigen. Sag, dass wir seine Hilfe benötigen, wir wollen ihm nichts anhängen … zumindest vorläufig nicht«, meinte Claesson.
    Özen erklärte, er klang gelassen. Claesson verstand kein Wort, das Türkische und das Schwedische weisen nicht viele Gemeinsamkeiten auf. Wie er so dasaß, vollkommen abhängig von Özens Dolmetscherkünsten und seiner Ehrlichkeit, empfand er dieselbe Ohnmacht, die eingewanderte Eltern ohne Schwedischkenntnisse mit Schwedisch sprechenden Kindern erleben mussten. Eine umgekehrte Altershierarchie. Die Jüngeren sprachen für die Älteren.
    Schließlich nickte Özen.
    »Er ist bereit.«
    Claesson griff zu den Farbfotos von Magnus Öberg und drei weiteren Männern mit derselben Haut- und Haarfarbe in Din-A4-Format. Er reihte die Fotos vor Ilyas Bank auf und bat Özen, Ilyas zu fragen, ob er einen der Männer wiedererkenne. Er könne sich Zeit lassen.
    Ilyas reagierte nicht sofort. Er schien keinen der vier Männer zu erkennen. Eine Person nur anhand des Gesichts und ohne den Körper wiederzuerkennen war schwer, das wusste Claesson. Man konnte sich weder an der Größe, am Körperbau noch an der Körperhaltung orientieren.
    »Möglicherweise der«, sagte Ilyas nach einer Weile und deutete mit zitterndem Finger auf Magnus Öbergs vergrößertes Passbild.
    Claesson verkniff sich ein Lächeln und holte nun ebenso viele Fotos von denselben Männern aus seiner Schublade, die jedoch bearbeitet waren. Sie trugen jetzt alle eine weiße Schirmmütze, auf denen die roten Buchstaben ICA leuchteten.
    Ilyas Bank betrachtete die Fotos nochmals eingehend und reagierte dieses Mal unvermittelter.
    »Der da gleicht dem Mann auf der Fähre am ehesten«, sagte er, hob seine dichten schwarzen Wimpern,

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