Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
Lebensmitteleinkauf mit Hilfe des Fahrers in ein Taxi. Sie wirkte, als habe sie zu tief ins Glas geschaut. Ihr Gesicht hatte die leicht bläuliche Färbung, die zu viel billiger Rotwein verursachen konnte.
Das Büro lag im Erdgeschoss eines Hauses aus den dreißiger Jahren. Die Firma hieß Ö & L AB. Wer L war, brauchte sie nicht zu interessieren. Vielleicht die junge, gutaussehende, aber recht reservierte Frau, die öffnete, als sie anklopften. Sie hätte sie vermutlich gar nicht eingelassen, wenn man sie nicht von der Straße aus hätte sehen können.
»Nein, ich weiß nicht, wo er ist. Ich habe ihn heute noch nicht gesehen … Wir haben unterschiedliche Kunden … Wir teilen uns eigentlich nur das Büro«, sagte sie uninteressiert und machte sich an ihrer riesigen, toupierten Frisur zu schaffen, die ihr schmales Gesichtchen einrahmte.
Das Büro war schlicht und kühl, wie aus einem Lifestyle-Magazin. Man konnte sich kaum vorstellen, dass dort überhaupt gearbeitet wurde. Magnus Öberg hatte irgendwie mit Werbung und PR zu tun. War das nicht überhaupt dasselbe? Weiße Tischplatten auf Böcken aus hellem Holz, ein Regalsystem im Baukastensystem, klassische schwarze Schreibtischlampen.
Sie würden unverrichteter Dinge abziehen müssen. Sie gingen um die Ecke Sushi essen. Im Lokal war sehr viel los. Sushi war zwar nicht Claessons absolutes Lieblingsessen, ihm war sättigendes, warmes Essen lieber, aber dieses Sushi war ganz okay. Özen aß mit Stäbchen, Claesson holte sich ein Besteck. Er wäre sich lächerlich vorgekommen, hätte er versucht, auf diese ungewohnte Art Reiskörner zu verzehren. Außerdem besaß er dafür keine sonderliche Begabung. Er hätte sich wie bei einem Kindergeburtstag gefühlt.
Dann gingen sie in die Sibyllegatan zurück. Dieses Mal antwortete ihnen eine Stimme durch die Gegensprechanlage und ließ sie ohne längeres Zögern eintreten. Das musste die Ehefrau sein, falls es sich nicht um die Putzfrau handelte.
Im Entree lag eine Orientbrücke. Ein paar hochmoderne Kinderwagen standen an der Wand. Sicher gibt es immer Ärger, weil sie im Weg stehen, dachte Claesson. Die Treppe war breit. Die Fenster zum Hof waren bleiverglast, die Scheiben mit stilisierten Blumen bemalt. Leberblümchen im ersten Stock, Gänseblümchen im zweiten. Sie gingen zwei Treppen hoch. Der Fahrstuhl war sehr hübsch, Modell Anno dazumal, aber sie benutzten lieber ihre Beine, denn diese Bewegung war gratis.
Die Ehefrau und Teppichhändlertochter Lotta Öberg ließ sie ein. Es war kurz vor zwei, sah Claesson auf einer alten Pendeluhr, die neben den weißen Flügeltüren hing, die vermutlich ins Wohnzimmer führten. In solchen Wohnungen sprach man von Saal.
Sie kamen jedoch nicht weiter. Lotta Öberg war nur rasch nach Hause gekommen, um sich umzuziehen. Sie habe es eilig, sagte sie. Sie müsse mit der Arbeit zu einem Event. Also das kleine Schwarze und die Nase frisch pudern.
Die Bilder an den schmalen Wänden der Diele waren richtig teuer, das sah Claesson, auch auf Abstand. Die im großen Zimmer ebenfalls, in das von rechts durch hohe Fenster das Licht fiel.
»Was wollen Sie eigentlich? Kann ich irgendetwas ausrichten?« Sie betrachtete sie kritisch.
»Wir wollten mit Ihrem Mann nur noch ein paar Einzelheiten klären«, erwiderte Claesson, so ruhig er konnte.
»Wenn es wichtig ist, müssen Sie ihn eben anrufen. Er ist in Deutschland.«
»Ach so. In München vielleicht?«, fragte Claesson.
Sie starrte ihn an. »Woher wissen Sie das?«
»Dort war er auch, als Ihr Vater in Istanbul ermordet wurde.«
»Ach?«
Sie trug wie in einem Spa einen weißen Morgenmantel aus dickem Frottee. Den Gürtel hatte sie fest um ihre schmale Taille geschnürt. Blondes kurzes Haar. Selbstsicher, etwas mürrische Miene, aber trotzdem sah sie gut aus. Oder vielleicht doch nicht, dachte Claesson. Richtig gut aussehende Menschen waren auch immer herzlich. Eine schlanke Figur und ein perfektes Profil waren nicht alles auf dieser Welt.
Sie versuchte, ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden, hatte es den Anschein.
»Wir müssen das persönlich mit ihm besprechen«, beharrte Claesson. »Wann kommt er denn aus München zurück, damit wir das planen können?«
»Rechtzeitig zu Papas Beerdigung.«
»Ausgezeichnet. Dann können wir uns ja um diese Kleinigkeit kümmern, wenn er ohnehin in Oskarshamn ist. Das ist also Freitag in einer Woche?«
Sie nickte.
»Also in neun Tagen.«
Sie nickte erneut, kaum merklich.
»Er hat also so
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