Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
viel in München zu tun, dass er so lange dort bleiben muss?«
»Es handelt sich um eine recht große Werbekampagne. Es ist anstrengend, über das Wochenende nach Hause zu hetzen.«
»Ach so«, meinte Claesson.
Sie drehten sich um und wollten gehen. Claesson legte seine Hand auf die Klinke.
»Könnten Sie ihn übrigens bitten, uns die Belege seiner Deutschlandreise zu schicken, es geht um den Zeitpunkt, als Ihr Vater ermordet wurde? Er hatte uns versprochen, das zu tun, aber vermutlich hatte er zu viel um die Ohren. Das ist eine reine Formsache, aber trotzdem wichtig.«
Sie kommentierte auch das nicht.
Als Claesson abends in Klaras Bett lag, gelangte er immer mehr zu der Überzeugung, dass Magnus Öberg in einer Abstellkammer in der großen Wohnung gestanden und gelauscht hatte.
Özen und er waren missgestimmt gewesen, als sie Stockholm verlassen hatten. Özen hatte am Steuer gesessen, Claesson lotste ihn zum Norrtull und von da auf die E4 Richtung Süden.
Als sie in Södertälje waren, rief Louise an. Karl-Magnus Öberg besitze eine Aktiengesellschaft, die Ö & L heiße.
»Ich weiß«, sagte Claesson.
»Weißt du auch, dass er sie gemeinsam mit seiner Frau besitzt?«
Nein, soweit waren sie noch nicht. Schließlich bestritten sie diese seltsame transnationale Ermittlung mehr oder minder zu zweit. Aber okay, da hatten sie das L. Lotta. Vielleicht sollte das ja auch ein Witz sein: ÖL.
»Das Unternehmen steht kurz vor der Insolvenz«, fuhr Louise fort. »Die Erträge minimal und die Schulden enorm.«
»Könnte ein Teppich, der eine Million wert ist, daran etwas ändern?«
»Wahrscheinlich, aber es gibt einiges, was bezahlt werden muss, ehe sich der Teppich zu Geld machen lässt«, meinte sie. »Ich überlege, ob Öberg seinen Schwiegervater vielleicht erpresst hat.«
Claesson war fassungslos.
»Wie das?«
»Er hatte ihn in der Hand. Vielleicht etwas, das mit Istanbul zu tun hat. Öberg fuhr schließlich dorthin, glauben wir. Jedenfalls spricht alles dafür.«
»Ich denke darüber nach«, meinte Claesson und teilte Özen dann Louises Überlegungen mit.
»Das hat vermutlich mit dieser Frau auf dem Kai zu tun«, meinte Özen.
Die Frau auf dem Kai hatten sie nicht vergessen.
Magnus Öberg würden sie früher oder später schon drankriegen. Es hatte auch Vorteile, die Dinge nicht zu übereilen. Schließlich handelte es sich wohl kaum um einen Serienkiller. Ruhig und gelassen und gut geplant würde alles seinen Lauf nehmen.
Also dann bis zur Beerdigung, dachte Claesson und überlegte sich schon, wo Ilyas Bank sitzen würde. Vielleicht konnte er mit in die Kirche kommen, damit Magnus Öberg spürte, wie es war, wenn einem die Häscher im Genick saßen. Nein, überlegte er dann, es ist vermutlich besser, wenn Özen mit Ilyas in einem Auto vor der Kirche wartet, um ihm dann Magnus Öberg zeigen zu können.
Er unterbrach seine Überlegungen, stand mit Mühe aus dem niedrigen Bett auf, ging die Treppe hinunter und fand Veronika auf dem Sofa. Sie schlief. Nora lag vor der Rückenlehne.
Er nahm sie vorsichtig in den Arm.
»Ist es nicht besser, du gehst rauf und kriechst ins Bett?«
Sie starrte ihn schlaftrunken an. »Doch.«
Er ging in die Küche, nahm ein Bier aus dem Kühlschrank und stellte sich in den dunklen Garten.
Die Fotos lagen ausgebreitet auf dem Küchentisch. Einige Stunden waren vergangen, aber sie hatten sich nicht die Mühe gemacht, in der Küche Licht zu machen. Im Fenster brannten zwei Kerzen.
Birgitta Olsson schnäuzte sich zum unzähligsten Mal. Annelie hatte Tee gekocht. Ein heißes Getränk war tröstlich. Die letzten Sonnenstrahlen fielen schwach durch das Laub der Bäume. Es war halb neun. Die Zeit hatte aufgehört zu existieren.
»Irgendwie habe ich es gewusst«, sagte Birgitta Olsson. »Jedenfalls habe ich gespürt, dass Carl-Ivar noch ein anderes Leben führt … aber vermutlich habe ich nie gewagt, nach der Wahrheit zu suchen. Ich war ganz einfach zu feige, um ihn direkt zu fragen. Vielleicht hat es auch einfach keine Rolle gespielt.« Sie zuckte mit den Achseln. »Wir haben so gut es ging zusammengelebt, er, die Kinder und ich. Und eigentlich war das auch ganz gut so.«
Da waren wieder die Tränen. Ein verzweifeltes Weinen. Sie betrachtete das Foto.
»Und das haben sie wohl auch getan … sie haben ihr Leben gelebt … die Dunkelhaarige und das Mädchen. Die Tochter. Carl-Ivars Tochter. Es ist nur so schwer zu begreifen.«
Vor nur einer halben Stunde hatte Annelie
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