Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
ihre Idee bereut, jetzt jedoch nicht mehr. Ihr gab man keine Schuld. Sonst war es ja immer der Überbringer schlechter Nachrichten, dem die Schuld zugewiesen wurde.
»Wir hatten kein schlechtes Leben, Carl-Ivar und ich«, wiederholte Birgitta.
Annelie saß da und schärfte sich immer wieder ein, sie hätte die Mappe im Teppichgeschäft gefunden. Es war kein großes Problem gewesen, diese Unwahrheit zur Wahrheit zu erklären. Die Örtlichkeit etwas zu modifizieren. Sie hätte die Mappe nach Bråbo mitgenommen, damit die Polizisten sie nicht finden würden, wenn sie das Teppichgeschäft auf den Kopf stellten, hatte sie Birgitta erklärt. Sie hatte Carl-Ivar schützen wollen. Er sei fast wie ein Vater für sie gewesen.
»Weißt du«, sagte Birgitta, deren Stimme wieder etwas gefasster klang. »An Carl-Ivar war immer etwas Fremdes. Als würde ihm ein Schatten folgen … Und das, was sich nicht deutlich zeigt, täuscht einen merkwürdigerweise immer.« Sie lächelte schwach.
»Das hat mich vermutlich in all den Jahren auch immer angezogen. Dass da noch mehr war, was ich nicht richtig fassen konnte. Kennst du das?«
Annelie nickte.
58
Es war Donnerstag, drei Minuten nach acht. Özen und Claesson saßen mit den anderen vor dem Fernsehmonitor. Gerade berichtete der Bezirk Kalmar.
Es ging um Bagatellen. Routine. Tina Rosenkvist war immer noch nicht aufgetaucht. Auch Patrik Lindström hatte nichts von sich hören lassen.
Am Tag zuvor waren Rogge und die anderen Hundeführer wieder unterwegs gewesen. Neue Gebiete. Aber sie wussten nicht, woran sie waren. Lebte Tina noch oder nicht? Hatte sie sich aus dem Staub gemacht? Falls ja, hatte sie keine Spuren hinterlassen. Sie hatte kein Geld abgehoben und keine Flugtickets oder Bahnfahrkarten gekauft, es sei denn, sie hatte bar bezahlt, und das war recht ungewöhnlich.
»Sieht übel aus«, meinte Rogge. »Man würde ihr ja wünschen, dass sie irgendwie die Biege gemacht hat. Sie hat sicher allen Grund, sich von dem Mann fernzuhalten, mit dem sie verheiratet ist. Aber in einer Waldlichtung will man auch nicht liegen …«
»Nein«, sagte Louise Jasinski.
Anschließend referierte Claesson die aktuelle Lage im Teppichhändler-Fall. Sie hatten einen Verdächtigen, konnten aber bis zum Begräbnis nichts unternehmen. Nach Patrik Lindström wurde hauptsächlich wegen der schweren Misshandlung von Tina Rosenkvist gesucht, aber irgendwie hing das auch mit Olssons Tod zusammen. Der gemeinsame Nenner schien ein verschwundener, sehr wertvoller Teppich zu sein.
»Ein kostbarer Teppich, der spurlos verschwunden ist«, schloss Claesson.
»Ja, der ist vermutlich etwas hübscher als dein räudiges Exemplar«, meinte Conny Larsson.
»Da bin ich mir nicht so sicher«, konterte Claesson. »Er ist nicht mal komplett, sondern nach dem Foto zu schließen an den Rändern stark ausgefranst.«
»Ich bin Rogges Meinung«, sagte Conny. »Ihr Mann hat sie auf dem Gewissen.«
»Nur zu bedauerlich, dass wir sie nicht finden können«, sagte Peter Berg, der zusammen mit Martin Lerde für den Fall verantwortlich war.
Mit anderen Worten hatten sie alle Hände voll zu tun.
Claesson ging hoch in sein Büro. Özen kam herein und teilte triumphierend mit, dass Patrik Lindström wirklich im Sjöfartshotellet übernachtet hatte. Sie waren um eine Gewissheit reicher. Er legte Lindströms Passbild auf Claessons Schreibtisch. Sie hatten bereits entschieden, dass sie es ihrer besten und einzigen Zeugin, Annelie Daun aus dem Teppichgeschäft, zeigen wollten.
»Kannst du sie nicht anrufen und bitten, am besten heute noch herzukommen?«, meinte Claesson.
Özen nickte und verschwand. Claesson las seine Mails, kam aber nicht sehr weit, da Louise Jasinski eintrat und ihm eine entzückende Dame vorstellte. Stattlich, auf die sechzig zugehend. Sie wisse alles, was es über Teppiche zu wissen gebe.
Louise ist wirklich Gold wert, dachte er und erklärte der Teppichexpertin, es gehe darum, die Teppiche in Olssons Teppichgeschäft zu schätzen.
»Das geht natürlich nur ungefähr«, meinte sie. »Die Preise hängen stark vom Käufer ab, das gilt insbesondere für Auktionen. Aber ich sehe natürlich sofort, ob es dort seltene Stücke gibt.«
Er zeigte ihr das Foto des Teppichfragments aus dem 15. Jahrhundert.
»Wo kommt der her?«
»Soweit wir wissen, wurde er in einer Moschee in Zentralanatolien gefunden«, sagte Claesson und klang wie ein lupenreiner Türkeiexperte.
»Ach?«, erwiderte sie andächtig.
»Die
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