Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
Erkenntnisgewinn dieses Tages dar.
Sie waren darauf aus gewesen, Familie Öberg in ihrer standesgemäßen Wohnung in der Sibyllegatan aufzusuchen. Sich ein umfassenderes Bild zu verschaffen, könnte man sagen.
Sie hatten jedoch auch Magnus Öberg auf den Zahn fühlen wollen und sich detailliertere Auskünfte als bei der kurzen Vernehmung in Istanbul erhofft. Patrik Lindström konnten sie nicht verhören. Die Kollegen in Norrköping hatten ihn noch nicht zu fassen bekommen, er war untergetaucht. Dazu hatte er auch allen Grund, man würde ihn vermutlich wegen versuchten Mordes anklagen.
Im Augenblick geschah mal wieder alles auf einmal! Es gab Monate mit Routinearbeiten und Kleinkriminalität, aber jetzt hatte er es mit zwei dramatischen Fällen gleichzeitig zu tun.
Claesson dachte über die Vermisstensache nach. Er war sich ziemlich sicher, dass der Ehemann seine Frau umgebracht hatte. Aber wo? Aus Eifersucht waren manche Menschen zu allem fähig. Kriminalinspektor Peter Berg betreute diesen Fall und wurde dabei von Martin Lerde unterstützt. Auf beide hatte Louise ein wachsames Auge. Sie werden das schon schaukeln, dachte er.
Dieser Teppich, dachte er dann. Er war neugierig, wie er aussah. Wichtiger war jedoch, dass sie Magnus Öberg überführten. Öberg war korrekt, nicht übertrieben gesprächig, aber immer mit einem verbindlichen Lächeln auf den Lippen, dieses allerdings eher gemäßigt, schließlich war sein Schwiegervater gerade gestorben. Im Großen und Ganzen kein sonderlich angenehmer Mensch.
Er hatte die Protokolle aus Istanbul gelesen. Öberg hatte damals die Fragen beantwortet, mehr aber auch nicht. Er sei beim Tod seines Schwiegervaters auf Geschäftsreise in Deutschland gewesen, u.a. in München. Er hatte allerdings noch keine Beweise für sein Alibi beigebracht. Er behauptete, mit dem Auto unterwegs gewesen zu sein, was unwahrscheinlich wirkte. Es war doch wohl naheliegender, zu fliegen und vor Ort ein Auto zu mieten. Das war ein schwacher Punkt.
Claesson hatte am vergangenen Montag bei Magnus Öberg angerufen, also vor zwei Tagen, und ihn höflich daran erinnert, die gewünschten Unterlagen zur Dokumentation seiner Deutschlandreise umgehend einzureichen.
»Hauptsächlich der Ordnung halber«, hatte er mit milder Stimme gemeint, schließlich hatte er keine schlafenden Hunde wecken wollen.
»Natürlich. Kein Problem. Ich kümmere mich sofort darum«, hatte Öberg versprochen.
Gar nichts würde passieren, davon war Claesson überzeugt. Deswegen wollte er ihn auch kalt erwischen. Er hatte die Verlegenheit miterleben wollen, die immer dann entstand, wenn die Betreffenden sich nicht vorbereiten und ihre Abwehr mobilisieren konnten.
Plötzlich standen Özen und er in der Sibyllegatan. Claesson war gefahren. Er fuhr gerne Auto. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass Özen zurückfahren würde.
Sie klingelten und warteten. Betrachteten zwei magere Frauen, die ein Stück von ihnen entfernt standen und sich angeregt unterhielten. Beide waren vermutlich Anfang sechzig, vielleicht auch älter, bei Falten war das Alter schwer zu schätzen. Ihre Hosen waren zu weit. Sie trugen beide einen Jeansanzug, vermutlich eine bessere Marke, er war jedoch nicht blau, sondern braun beziehungsweise hell aprikosenfarben. Die Jacken reichten bis zur Taille und hatten vorne ein paar lächerliche Rüschen. Beide hatten einen Pagenschnitt – das war ein Ausdruck, den Claesson von Louise Jasinski gelernt hatte –, der von einem Diadem gekrönt wurde. Beide trugen große Brillen mit getönten Gläsern und Halbschuhe mit Leopardenmuster sowie einen winzigen Wauwau unter dem Arm. Sehr interessant, dachte Claesson. Solche Frauen gab es in Oskarshamn praktisch nicht, wenn überhaupt.
Offenbar war niemand zu Hause. Es war kurz vor elf.
»Nicht der Zeitpunkt, zu dem die arbeitende Bevölkerung zu Hause ist«, meinte Claesson. Hinterher war man immer schlauer.
Sie trotteten los, um nach Magnus Öbergs Büro in der Banérgatan zu suchen. Laut Navi war es nicht weit weg. Sie ließen ihr Auto stehen. Hatte man einen Parkplatz gefunden, musste man vermutlich froh und dankbar sein. Außerdem wollten sie sich bewegen, schließlich hatten sie eine lange Heimfahrt vor sich.
Sie gingen den Valhallavägen nach Osten und kamen an einem Einkaufszentrum namens Fältöversten vorbei, das recht trostlos wirkte. Davor stand eine Dame von der Sorte, von der sie bereits zwei gesehen hatten, jedoch ohne Wauwau. Sie verstaute gerade ihren
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