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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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ließ sich wieder auf die Bank fallen.
    »Meine Güte«, jammerte sie und klang so, als sei ihr die Luft ausgegangen.
    Claes wartete, bis die Wehe vorüber war. Dann begann es jedoch von neuem. Dieses Mal noch schlimmer, und zwar so ausdauernd und schmerzhaft, dass Veronika aschfahl wurde.
    In diesem Augenblick schossen ihm unbehagliche Bilder durch den Kopf. Die Erinnerung an Wehen, eine rötliche Flüssigkeit, Blut und Schmiere. Biologisch notwendig, aber überhaupt nicht nach seinem Geschmack. Das hatte nichts mit Vernunft zu tun. Blut verursachte bei ihm Ekel und flößte ihm Angst ein.
    Aber er machte sich zu früh Sorgen. Veronika blutete noch nicht. Er dachte an die Straßenverhältnisse und daran, dass es achtzig Kilometer bis Kalmar waren. Fünfundfünfzig Minuten, wenn man sich einigermaßen an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hielt.
    Scheiße!
    Die Entbindungsstation in Oskarshamn war schon vor Jahren geschlossen worden. Es gab keine Alternative außer Västervik, und bis dorthin war es genauso weit. Außerdem waren sie in knapp einer Woche in Kalmar zum Kaiserschnitt angemeldet. Auf etwas anderes war er gar nicht eingestellt. Er fühlte sich momentan auch nicht imstande, sich darüber zu freuen, dass er nicht mehr in Norrland wohnte, wo es zweihundert Kilometer bis zur nächsten Klinik gewesen waren.
    Er zog Veronika von der Bank hoch und beruhigte sich etwas, als er sah, dass sie immerhin noch alleine laufen konnte. Sie hatte das Fruchtwasser noch nicht verloren und blutete auch nicht. Dieses Mal nicht. Noch nicht. Innerhalb eines Sekundenbruchteils hatte er sich eine vollkommen veränderte Situation ausgemalt, was schnell geschah, wenn man in Panik geriet. Er erkannte, was sich in seinem Inneren abspielte, und gebot den unerwünschten Bildern in seinem Kopf rasch Einhalt. Veronika hatte vollauf mit sich selbst zu tun. Sie stöhnte und atmete angestrengt, während er sie zum Auto lotste, das auf dem Stora Torget stand.
    Sein zwiegespaltenes Verhältnis zu Blut und Leichen war im Präsidium kein Geheimnis, da ihn seine Miene stets verriet.
    »Polizist von Beruf und dann so eine Mimose!«
    An diese Kommentare hatte er sich gewöhnt. Seine Dienstjahre und sein Rang ermöglichten es ihm, seinen Kollegen diese Belustigung unbeschadet zu gönnen. Früher hatte er sich dafür sogar richtig geschämt. Aber damit war inzwischen Schluss!
    Beim letzten Mal war es sehr knapp gewesen, das würde er nie vergessen. Plötzlich war das Blut nur so aus Veronika herausgeflossen, und jemand im Zimmer hatte geklingelt. Alarm. Ein fürchterliches Geräusch. Eine Ärztin riss die Tür auf und stellte sich schweigend neben das Bett, um sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen. Wichtige Sekunden verstrichen, weil sie sich nicht entscheiden konnte. Dann nickte sie der Hebamme zu, in deren Blick etwas Gehetztes getreten war. Sie packte das Bettende und schob das Bett hinaus. Claes war zurückgeblieben. Minuten waren vergangen, lang wie die Ewigkeit.
    Dann wurde er endlich geholt. Von den Grüngekleideten. Wie zu einer Hinrichtung. Er hatte sich denselben grünen Schlafanzug angezogen und eine duschhaubenähnliche hellblaue Wegwerfmütze aufgesetzt. Er ging auf das Zimmer neben dem OP zu und machte sich auf eine Katastrophe, auf eine unbegreifliche Trauer, gefasst.
    Sie lag auf einem wärmbaren Wickeltisch. Rosig und wunderschön suchte sie mit soeben erwachenden, dunklen Augen nach etwas, worauf sie ihre Blicke heften könnte, und fand die Seinigen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Das warme, weiche Kind in seinen Armen. Seine Tochter.
    Ob man wirklich zweimal solches Glück haben konnte?
    Es musste gehen!
    Er drängte zur Eile und ärgerte sich, dass Veronika nicht schneller laufen konnte. Im Schneckentempo ging es voran. Er zerrte an ihrem Pullover, wenn sie innehielt. Er trug Klara, die keinen Mucks machte. Fest hielt sie die Tüte mit den Sandalen umklammert. Die unbändige Freude war für die Dreijährige viel zu kurz gewesen.
    »Das sind nur die Vorwehen«, japste Veronika. »Das geht sicher bald vorbei.«
    »Von wegen!«, sagte Claes. »Wir fahren nach Kalmar!«
    Sie nickte. Er ließ seine Frau los, als sie langsam am Zeitungskiosk vorbeigingen, zog sein Handy aus der Tasche, setzte alles auf eine Karte und hoffte nur, dass sich Janne Lundin und Mona um Klara kümmern konnten. Sonst musste sie eben mitfahren.
    Die Verbindung wurde aufgebaut, während er die Beifahrertür öffnete. Klara kletterte mit ihrer

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