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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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Radiologie es betrat. Er torkelte nicht, sein Gang war allerdings eine Spur breitbeinig. Sein Gesicht war stark gerötet, und außerdem war er zu spät dran. Vermutlich hatte er das ganze Wochenende lang gesoffen und war nur mit Mühe aus dem Bett gekommen.
    Die Luft, die Christoffer entgegenschlug, war frisch. Er hätte seine Jacke anziehen sollen, aber die lag in seinem Wagen.
    Er schloss die Fahrertür auf, stieg ein, und als er den Motor anlassen wollte, entdeckte er einen roten Zettel unter dem Scheibenwischer.
    »Verdammt«, sagte er halblaut und stieg so weit aus, dass er das Papier wegziehen konnte. Er ließ sich hinter das Lenkrad zurücksinken, legte den Zettel auf den Beifahrersitz und drehte endlich den Zündschlüssel um.
    Der Zettel hatte die Größe DIN-A5. Aus reinem Trotz weigerte er sich, ihn zu lesen. Er hatte es bis hierher geschafft, aber sie war schlauer gewesen!
    Als er den Rückwärtsgang eingelegt hatte, um aus der Parklücke zu fahren, konnte er es nicht lassen, einen raschen Blick auf das Papier zu werfen. Leicht lesbare, sanft gerundete Großbuchstaben, die auf Genauigkeit und Zuneigung schließen ließen. Eine Handschrift, bei der er noch vor nicht allzu langer Zeit ganz weiche Knie bekommen hatte. Jetzt erweckte sie vor allem Unbehagen. Sie klammerte. Er wollte nicht mehr. Die ständigen Lügen machten ihn krank. Die Sache war zu kompliziert.
    Gleichzeitig fiel es ihm schwer, ohne diese Spannung zu leben. Er war süchtig danach. Das war das Leben. Und das wusste auch die Person, die ihm den Zettel unter den Scheibenwischer gesteckt hatte.
    Er knüllte ihn zusammen und warf ihn wütend vor den Beifahrersitz auf den Boden. Während der Fahrt auf der Landstraße 37 rollte der weihnachtsmannrote Papierball hin und her.
    Ich muss ihn später wegwerfen, dachte er und fuhr weiter Richtung Westen.
    Er passierte die Stadtgrenze. Plötzlich zogen Wolken auf, aber das Frühlingslicht war trotzdem so grell, dass er seine Sonnenbrille aufsetzte. Es war kaum Verkehr.
    Das Auto fand den Weg von allein. Bald würde es an der Kreuzung von Århult Richtung Kristdala abbiegen und auf einer kleineren Straße Richtung Norden weiterfahren.
    Sie hatten nie vorgehabt, nach Småland zu ziehen. Eigentlich hatten sie nach seiner Facharztausbildung in Stockholm bleiben wollen. Schließlich war er Stockholmer. Was hatte ein Stockholmer in der Einöde Smålands zu suchen? Sollte er etwa Blaubeeren pflücken und Kühe anglotzen?
    Das Haus, das Annelie und er mitten im Nichts in Bråbo gekauft hatten, weil es ihnen gefallen hatte, hatten sie als Sommerhaus behalten wollen. Ein zweistöckiges, rotes Holzhaus mit weiß gestrichenen Pfosten, ganz wie es sich gehörte. Dazu eine Scheune, ein Hühnerstall ohne Hühner und ein schiefes Trockenklosett, das zu den Göttern zu beten schien, nicht abgerissen zu werden.
    So in etwa.
    »Wenn es wenigstens Kalmar wäre«, hatte seine Mutter geseufzt.
    Ihr gefiel die schöne mittelalterliche Stadt achtzig Kilometer weiter südlich, in der es sogar ein prächtiges Schloss gab. Eine Stadt mit Geschichte. Kalmar hatte einfach mehr Klasse.
    »Oskarshamn, Christoffer! Was hast du da verloren?«
    Ja, was hatte er hier verloren?
     
    Die Birken auf den Weiden würden bald ausschlagen. Annelie und er wohnten in einer der größten zusammenhängenden Kulturlandschaften Schwedens. Hier war es so schön, dass ihm das jeden Tag auffiel, ganz gleichgültig, zu welcher Jahreszeit, wenn er die 25 Kilometer zur Arbeit fuhr. Selbst heute, obwohl er müde und verärgert war.
    Er sah Mauern und Zäune und kleine Äcker. Bråbygd war keine Gegend mehr, aus der die Menschen wegzogen. Immer mehr Einwohner blieben das ganze Jahr über, und es gab Deutsche und Holländer, die ihre Häuser liebevoll instand hielten. Die Hauspfosten waren leuchtend weiß abgesetzt und die Glasveranden repariert.
    Das letzte Stück ging es bergauf. Die Dörfer – in der Regel handelte es sich nur um ein paar Höfe – lagen auf der Höhe. Die anderen Orte hießen Äshult, Kärrhult, Bjälebo, Fallebo, Applekulla und Krokshult.
    Sein Nachbar war damit beschäftigt, seinen Zaun zu reparieren, das sah er schon von weitem. Daran arbeitete der alte Mann nun schon seit einigen Tagen. Sein Sohn, der Lars hieß und auch schon auf die sechzig zuging, würde ihm wohl noch helfen müssen. Lars war etwas sonderbar, nicht nur, weil er nach einem Unfall hinkte, von dem kaum jemand wusste, wie er sich zugetragen hatte, sondern weil er ein

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