Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
Vom Netzwerk:
Eigenbrötler war. Er sei aber nett, meinte Annelie. Annelie und die Nachbarn waren um drei Ecken miteinander verwandt.
    Christoffer parkte auf dem Hof vor der Scheune und öffnete die Tür. Frische, erdige Luft stieg ihm in die Nase. Die Vögel zwitscherten. Ein Auto fuhr auf dem Weg vorbei, der Nachbar, der Richtung Bjälebo wohnte und vermutlich seine Kinder in die Kita brachte.
    Kinder, dachte er. Ob alles anders gekommen wäre, wenn sie Kinder hätten?
    Es hatte keinen Sinn, in den Briefkasten zu schauen. Der Briefträger war noch nicht da gewesen, und die Zeitung hatte Annelie vermutlich bereits geholt.
    Er ging auf die Küchentür zu und betrachtete den Hang hinter dem Haus. Nebel lag noch im Tal, und die Elfen tanzten noch ihren Reigen. Jetzt brach die Sonne durch die weißen Wolken, die sich an dem tiefblauen Himmel zusammenschoben.
    Er verzog den Mund, holte tief Luft und öffnete die Tür.
    Kaffeeduft schlug ihm entgegen. Annelie hatte bereits gefrühstückt. Sie war angezogen und hatte sich für die Arbeit geschminkt, vor allen Dingen die Augen, die so noch blauer strahlten. Eine Schönheit, seine Annelie. Er wusste das natürlich, aber es war ihm schon eine Weile lang nicht mehr aufgefallen. Ein ovales Gesicht, blonder Pony und halblanges Haar. Sie war immer etwas rundlich gewesen und klagte ständig darüber, nicht dünn zu sein, aber ihm gefiel sie so.
    »Schön, dass du da bist«, sagte sie und tätschelte ihm flüchtig die Wange. »Wie war die Nacht?«
    »Wie immer«, sagte er müde und geistesabwesend. Er überlegte, ob er Haferbrei in der Mikrowelle machen oder Dickmilch essen sollte.
    Er entschied sich für Dickmilch. Er öffnete den Kühlschrank und schüttelte die Tüte. Es war noch genügend da, wenn er anschließend noch ein Brot aß. Aber kein Kaffee, ganz egal, wie gut er duftete. Dann konnte er nicht schlafen. Und nicht schlafen zu können war die Hölle auf Erden.
    »Ich nehme den Wagen«, sagte sie. »Ich habe die Werkstatt angerufen, sie werden erst morgen fertig. Ruf mich an, wenn ich was für dich einkaufen soll.«
    Richtig, ihr Auto war in der Werkstatt. Sie half bei ihrem Onkel im Teppichgeschäft in Oskarshamn aus, weil sie gerade keine Arbeit hatte. Sie hatte nie eine feste Lehrerstelle in Oskarshamn bekommen. In Stockholm waren Vertretungen kein Problem gewesen, auch längere, die ein ganzes Halbjahr gedauert hatten.
    »Steckt der Schlüssel?«, fragte Annelie. Sie stand schon in der Tür.
    »Was … ja.«
    Er hörte sie über den Kies gehen, dann schlug die Fahrertür zu, sie ließ den Motor an und fuhr davon.
    Jetzt war die Sonne ganz durch die Wolken gebrochen. Christoffer löffelte seine Dickmilch. Das Vormittagslicht lag hell auf dem Hofplatz. Eigentlich war das so ein Tag, den man im Freien verbringen sollte. Graben, pflanzen, beschneiden. Es kam ihm immer wie Verschwendung vor, strahlend schöne Tage zu verschlafen.
    Er plante, eine längere Strecke zu joggen, wenn er ein paar Stunden geschlafen hatte. Es fiel ihm schwer, nach einem Nachtdienst wieder in Gang zu kommen.
    Im Haus war es befreiend still. Er blätterte in der Zeitung, konnte sich nicht auf den Text konzentrieren. Seine Anspannung ließ nach, er wurde schläfrig. Diese angenehme Trägheit.
    Keine fünf Minuten später lag er im Bett. Annelie hatte es nicht gemacht, sie wusste, dass er sich immer sofort hinlegte, wenn er nach Hause kam. Nackt lag er auf dem kühlen Laken. Ein Fenster war geöffnet, und er hatte das dunkle Rollo heruntergezogen, das er angebracht hatte, als seine Schlafstörungen ihren Anfang genommen hatten.
    Die Frühlingssonne suchte sich aber trotzdem ihren Weg. Durch den Spalt an der Seite. Er drehte sich um und zog die Decke ein Stück übers Gesicht.
    Kurz bevor er einschlief, sah er den roten Papierball vor seinem inneren Auge. Wie ein Warnsignal.
    Sein Herz setzte einen Schlag aus, und er sprang auf. Nackt stand er auf den Kieferndielen und schlotterte am ganzen Körper, als die erste Panikattacke über ihn hereinbrach.

12
    Ich habe zwei Töchter, mein eigenes Fleisch und Blut.
    Claes Claesson sagte das nicht laut, aber er dachte es. Er lag ausgestreckt auf der Couch, die kleine Kanonenkugel auf der Brust.
    Und dann habe ich Cecilia, dachte er, denn er konnte sie nicht einfach vergessen, obwohl sie nicht sein Fleisch und Blut war, schließlich war sie da.
    Wie ein Frosch ruhte seine Jüngste mit ihrer runden Wange auf seinem Brustkorb. Er trug ein verwaschenes und weiches Sweatshirt.

Weitere Kostenlose Bücher