Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
geschlossen hatte.
Es klingelte. Veronika Lundborg griff schnell zum Hörer, damit Klara nicht aufwachte. Die Tür zum Garten stand offen. Auch heute war ein herrlicher Tag. Cecilia meldete sich.
»Und wie geht es dir, Kleines?« Sie hörte selbst, wie übertrieben das klang. Sie zwitscherte fast so wie die Vögel vor der Tür. Sicher war alles wie immer.
»Gut«, erwiderte Cecilia. Das war ungewöhnlich.
Veronika fehlten einen Augenblick die Worte.
»Das ist wunderbar!«, rief sie dann. »Ist etwas Besonderes passiert?«
»Nein … doch … ich habe angefangen, ins Fitnessstudio zu gehen.«
»Oh, prima! Und was trainierst du? Du warst ja schon in Orup viel im Fitnessraum.«
Sie hätte sich die Zunge abbeißen können. Warum musste sie dauernd auf Orup zurückkommen? Cecilia war über das Rehastadium hinaus. Nun brachen andere Zeiten an. Die Rückkehr in den Alltag. Ein normales Leben, so allmählich.
»Ich war in der Gerdahalle«, sagte Cecilia mit ungewöhnlich nuancierter Stimme, obwohl sie immer noch eine Spur monoton klang.
»Klasse!«
Veronika wusste, wo das war. Eine gut besuchte Sporthalle zwischen alten Institutsgebäuden und Professorenvillen zentral in Lund gelegen. Außerdem nicht allzu weit von der Klinik entfernt. Die verschiedensten Leute trainierten dort, dicke, dünne, junge, alte, durchtrainierte, weniger fitte und offenbar auch Reha-Fälle.
»Wie bist du auf die Idee gekommen?«
»Irgendwas musste ich schließlich tun«, erwiderte Cecilia. »Ich habe mich am Empfang erkundigt und den Rat bekommen, mir von einer Krankengymnastin helfen zu lassen. Und jetzt bin ich schon einen Schritt weiter.«
»Ach?«
»Ich habe der Krankengymnastin gesagt, dass ich mehr unter die Leute möchte, und sie meinte, mein Gleichgewichtssinn wäre gut … und ich könnte auch bei der normalen Gymnastik mitmachen … wenn ich es nicht gleich übertreibe, sondern erst mal langsam mit Rückengymnastik anfangen.«
»Wie schön! Wirklich cool!«
Veronika hatte das Gefühl, sich wie ein Papagei zu wiederholen. Aber Cecilia stand offenbar an einem Wendepunkt.
Sie sah ihre Tochter im Gedränge der Umkleide vor sich und in der Schlange vor den Duschen. Das war genau das, was ihre älteste Tochter brauchte, um ihre Isolation zu durchbrechen.
Sie fragte Cecilia, ob sie nach Oskarshamn kommen wollte, denn Claes war verreist.
»Nein«, antwortete sie. »Nicht jetzt. Später vielleicht.«
Erst war Veronika etwas beleidigt, sie hatte mehr oder minder mit dem Besuch Cecilias gerechnet, kam dann aber zu dem Schluss, dass sie allen Grund hatte, sich über diese Antwort zu freuen. Ihre Tochter begann, wieder selbständig zu werden.
Auf dem Heimweg vom Kindergarten hatte sie im Coop frische Brötchen gekauft. Verwerflich, denn Vollkornbrot war gesünder, aber frisches Weißbrot schmeckte einfach so gut. Sie wusste nicht einmal, wie lange Claes verreist sein würde, da durfte sie sich wenigstens etwas gönnen.
Ach was! Warum immer diese Suche nach einem Anlass? Wenn man wollte, fand man immer einen Grund, um zu sündigen. Sie setzte noch einen Kaffee auf.
Die Stimmung war heute anders. Cecilia hat nicht mehr von sich hören lassen, dachte sie hoffnungsvoll und schaute aus dem Küchenfenster. Das Wetter war schon seit einer Woche gut. Vielleicht würden ihr die ständigen Anrufe ihrer Tochter bald fehlen?
Dann rief sie ihre Kollegin Else-Britt Ek an. Sie hatte am nächsten Tag frei und wollte Veronika und ihre Mädchen zum Abendessen einladen, jetzt wo Veronika Strohwitwe war. Sie konnten auch dort übernachten, wenn sie das wollten.
Else-Britt wohnte auf einem Bauernhof in Applekulla, den ihr Mann betrieb. Der Hof lag am Ende eines schmalen und kurvigen Sandwegs nicht weit von Bråbo und Bjälebo und befand sich schon seit Generationen im Besitz seiner Familie. Das Anwesen war wunderschön!
Veronika würde mit den Kindern rausfahren. Abends war es jetzt lange hell, und Klara würde noch die Pferde streicheln und vielleicht auf einem der kleinen Ponys reiten können.
Veronika legte Nora in die Babytragetasche und schloss die Tür zur Küche. Der Lärm der Spülmaschine wurde leiser, und sie ging in das sonnige Wohnzimmer.
23
»Svenska Generalkonsulatet« stand auf einem Messingschild am Tor. Ilyas Bank hatte sich am Vorabend die Öffnungszeiten angesehen. Da war das hohe, schmiedeeiserne Tor geschlossen gewesen. Über dem Tor hing das Landeswappen von Schweden, eine gelbe Königskrone und ein blaues Feld
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