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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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wir nach der Obduktion. Melde dich, wenn ich dir irgendwie behilflich sein kann.«
    Wie meint er das?, überlegte Christoffer anschließend. Wobei brauche ich Hilfe? Sieht man mir etwas an?
    Christoffer beendete das Diktat. Die Worte strömten aus ihm heraus, als hätte er sie auswendig gelernt. Glücklicherweise musste er nicht nachdenken. Seine Konzentrationsfähigkeit hatte ihren Tiefpunkt erreicht.
    Ronny besaß jedenfalls so viel Takt, weder weitschweifig noch moralisierend zu werden.
     
    Er zog sich um. Er schlüpfte aus dem grünen OP-Kittel und warf ihn in den Wäschesack, dann zog er eine Jeans, ein weißes Polohemd und darüber den weißen Kittel an. Er ging auf die Station und erkundigte sich, ob mit seinen Patienten alles in Ordnung war. Im Großen und Ganzen lief alles reibungslos, erfuhr er.
    Er hätte sich um die Papieren kümmern und Diktate, Laborresultate und patientenbezogene Beratungen des Arztes abzeichnen sollen. Der Signierkorb, wie er in seinem Computerprogramm hieß, quoll über. Das war eine öde Beschäftigung. Vielleicht ließ sie sich noch etwas aufschieben und notfalls am Montag vor der Abendbesprechung erledigen.
    Da sah er, wer am anderen Ende des Korridors stand und ihn anschaute. Der Blick flog ihm zu und schlug wie ein Blitz in ihn ein.
    Er schaute Richtung Personalküche, um diesem Blick auszuweichen.
    Verdammt, dachte er. Was macht man gegen diesen Sog, gegen dieses heiße Begehren, das wie ein loderndes Feuer über einem zusammenschlägt?
    Er ging in die Personalküche, trank ein Glas Wasser und hoffte, dass sie weg sein würde, wenn er wieder auf den Korridor trat.

26
    Doch, Carl-Ivar war ein guter Mensch gewesen.
    Annelie wartete darauf, dass er plötzlich die Tür öffnen und sich umständlich die Schuhe auf der Fußmatte abstreifen würde. Dann würde er laut und deutlich »Guten Morgen« sagen und das auch meinen: »Ich wünsche dir einen guten Morgen.«
    Dann würde er seinen Computer einschalten und eine Runde machen, um seine Teppiche zu streicheln und zu glätten. Am Nachmittag würde er sie zu Nilssons schicken, damit sie etwas Gebäck holte. All das vermisste sie jetzt.
    Er wollte immer Hefegebäck mit Vanillefüllung. Nie etwas Ungefülltes und nur selten Sachen ohne Puderzucker.
    Aber heute wünschte sich niemand Gebäck.
    Im Laden war es still. Vollkommen still.
    Sie schüttelte den Kopf und dachte, dass das Wichtigste, was Carl-Ivar ihr mitgegeben hatte, vermutlich nicht das umfassende Wissen über Teppiche war, sondern die Erkenntnis, dass Dinge ihre Zeit brauchten. Er regte sich nie über Kleinigkeiten auf, und schon das war für jemanden wie sie regelrecht eine Befreiung.
    Sie konnte sich an keine Situation erinnern, bei der sich Carl-Ivar sonderlich wichtig genommen hätte, so wie das bei einigen anderen Leuten immer der Fall war. Nicht einmal an seinem Sechzigsten. Er saß eher verlegen auf dem taubenblauen Sofa in seinem Wohnzimmer. Er trug einen roten Schlips mit Paisleymuster, und auf seinem linken Knie hatte eine Papierserviette gelegen. Er nippte an seinem Wein und nahm mit spitzen Fingern von den Kanapees, die Birgitta zubereitet hatte.
    Die Ärmste! Jetzt war sie allein.
    Carl-Ivar erwartete natürlich nichts Besonderes. Es wäre ihm auch nie eingefallen, etwas zu fordern. Menschen mit Ansprüchen zufrieden zu stellen macht nie Spaß, dachte sie. Ansprüche führten nur zu Trotz und Widerstand. Man will solchen Menschen einfach nur den Rücken zuwenden.
    Wie ihrer Mutter.
    Annelie presste die Lippen zusammen.
    Als sie klein war, hatte sie sich gewünscht, Carl-Ivar wäre ihr Papa und Birgitta ihre Mama. Typische Überlebensträume eines Kindes, das es schwer hatte.
    Sie sah vor sich, wie es bei ihnen an der Tür klingelte. Eine resolute Frau in Rock und Halbschuhen von irgendeiner Behörde, die sich mit Kindern befasste, die eintrat und sagte, dass ein sehr großer Fehler begangen worden war. Aber den wollte man jetzt korrigieren. Die imaginäre Dame lächelte und hatte Lippenstift auf den Zähnen, denn das hatten solche ordentlichen Damen, die etwas zu sagen hatten, immer im Unterschied zu ihrer eigenen Mutter, die sich in einem permanenten Dämmerzustand befand.
    Sie sollte zu Birgitta und Carl-Ivar ziehen.
    Aber es kamen nie irgendwelche Damen, die sie vor ihrer Mama retten wollten. Auch sonst kam niemand, nicht einmal Carl-Ivar und Birgitta. Sie musste also bei ihrer Mama bleiben.
    Sie kam sich wie ein zerzaustes Eisbärenjunges vor, das sie

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