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Lust auf ihn

Lust auf ihn

Titel: Lust auf ihn
Autoren: Kiara Singer
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überlege mal, was das über uns sagt.
    Außerdem überzeugt mich eure sonderbare Besamungstheorie nicht. Ich glaube, dass die psychische Bindung, die durch Schmerzen und Dominanz entsteht, und die ich bei ihm ganz intensiv bis in meine Zehenspitzen hinein spüren kann, viel stärker ist, als all das, was das bisschen Information, das ihr uns angeblich mit eurem Samen rüberschiebt, zu leisten imstande ist. Aber vielleicht irre ich mich auch.“
    Sein Blick war leer, als er die für ihn entscheidende Frage stellte: „Was schlägst du vor? Und wie soll es mit uns weitergehen?“
    „Tobias, ich weiß es ehrlich gesagt selber nicht. Ich werde mich morgen zunächst mit Irina besprechen. Auch die hat letztlich ein Anrecht darauf zu erfahren, was in eurer wissenschaftlichen Loge hinter den Kulissen läuft. Wir werden sehen. Von einigen Personen und Praktiken fühle ich mich mittlerweile so abhängig, wie ein Drogensüchtiger von seinem Stoff. Das habt ihr wirklich fein hinbekommen: alle Achtung! Aber vielleicht entscheide ich mich schließlich auch für die wohl einzig sinnvolle Maßnahme, die man in entsprechenden Fällen zur Anwendung kommen lässt, nämlich den Entzug.
    Mein Problem ist, dass ich meinen Gefühlen nicht mehr traue. Beispielsweise kann ich nicht beurteilen, ob ich mich diesem Mann tatsächlich aus freien Stücken und aus Liebe unterwerfe, oder ob ich all das für ihn tue, weil er mich längst unterworfen hat. Ich weiß es nicht. Und ich befürchte, dass ich es innerhalb der Loge auch nicht herausfinden werde.
    Aber vielleicht ist für mich momentan eine Muschi sowieso viel besser als die ganzen Schwänze. Im schlimmsten Fall müsstest du dich mit Irinas Ehemann zusammentun und die beiden verbliebenen Hündinnen auslösen, was denen bestimmt sehr gut tun würde …“

Instrument
    Eigentlich hasste es Lisa, die ganze Woche über von zu Hause weg zu sein, denn im Grunde war sie ein eher häuslicher Typ. Sie mochte ihre hübsche Altbauwohnung, die sie zusammen mit ihrem Mann Jochen vor nun bald zehn Jahren gekauft und eingerichtet hatte, und auch ihn liebte sie nach mehr als fünfzehn gemeinsamen Jahren noch immer, wenngleich nicht mehr ganz so leidenschaftlich, wie zu der Zeit, als sie sich gerade kennengelernt hatten und frisch ineinander verliebt waren.
    Doch was sollte sie tun? Sie war zwar eine sehr gefragte, selbstständige Juristin und ausgewiesene Expertin für Vertragsrecht, auf der anderen Seite stand für sie jedoch auch fest, dass sie es mit ihren jetzt bald vierzig Jahren in Zukunft nicht mehr ganz so leicht haben würde, wie noch mit Anfang dreißig, als sie bei Verhandlungen alle anwesenden Männer mühelos um den Finger wickeln konnte, und zwar selbst dann, wenn sie sich einer Sache einmal nicht so sicher war. Sie hatte sich deshalb gefreut, als sie von einer Münchner Sozietät das sehr lukrative Angebot erhielt, für sie als externe Mitarbeiterin den gesamten Vertragsrechtsbereich über die nächsten drei Jahre zu verantworten, mit der zusätzlichen Option, danach ganz bei ihnen einzusteigen.
    Doch darüber wollte Lisa zurzeit nicht nachdenken, weil eine solche Entscheidung zwangsläufig den Umzug nach München zur Folge gehabt hätte, und das wiederum die Trennung von Jochen, der als Hochschulprofessor fest an seinen Lehrstuhl und damit an Hamburg gebunden war. Und eine Ehe, bei der man sich nur alle drei Wochen und im Urlaub sah, wäre ihrer Meinung nach – und der Jochens vermutlich auch – keine wirkliche Ehe mehr gewesen.
    Schon den jetzigen Zustand empfand sie als äußerst bedrückend und so gerade eben noch hinnehmbar. Üblicherweise flog sie montags morgens mit einer der ersten Maschinen von Hamburg nach München, um erst am Freitag relativ spät abends wiederzurückzukehren. So blieb ihnen wenigstens das Wochenende, was sie beide nach Möglichkeit ganz für sich privat freihielten. Früher nahm er sich gerade dann recht viel Arbeit mit nach Hause, was er aber ihr zu Liebe nun, so gut es eben ging, vermied.
    In München hatte sie sich standesgemäß im Hilton einquartiert. Ihr komfortables Doppelzimmer, das sie weniger als einen Stundensatz kostete, buchte sie gleich ein Jahr im Voraus, und zwar für jeweils die ersten vier Tage in der Woche, damit auch dieser Punkt zu ihrer Zufriedenheit gelöst war. Ihr Leben verlief also letztlich wieder in ganz geordneten Bahnen.
    Wenn da nicht Marcel gewesen wäre.

    Tagsüber befand sie sich in München fortwährend im Stress, hetzte von
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