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Lust auf ihn

Lust auf ihn

Titel: Lust auf ihn
Autoren: Kiara Singer
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nicht liegen“, flüsterte sie zurück.
    „Fein, dann sollten wir dabei bleiben. Und ich darf dir ganz offiziell die Hand geben. Es tut mir leid, aber heute Vormittag hatten wir eine sehr schwere Operation. Ich bin deshalb noch nicht dazu gekommen, in deine Unterlagen zu schauen. Ich vermute, es befindet sich darin ein Foto, an dem ich dich hätte erkennen können.“
    „Tut es.“ Sie senkte erneut fast schüchtern ihre Augenlider. Matthias verunsicherte sie allein schon durch seine überaus präsente Männlichkeit.
    Im Büro angekommen, erklärte er ihr, dass in der Klinik zurzeit drei Assistenzarzt-Stellen offen seien. Er gab ihr den Rat, sich jede einzelne genauestens anzuschauen, und sich dann möglichst für das Fachgebiet zu entscheiden, was sie am meisten interessierte oder ihr persönlich am ehesten läge. Er fügte noch hinzu, dass er bei einem solchen Zeugnis, wie sie es vorgelegt habe, an ihr ganz außerordentlich interessiert sei, und er sich freuen würde, wenn sie sich für seine offene Stelle entschiede.
    Was sie wenige Tage später auch tat. Sie träumte ohnehin davon, Gehirnchirurgin zu werden, und Matthias war auf genau diesem Fachgebiet ein renommierter Experte. Idealer hätte es nicht sein können, wenn nicht diese ständige Verunsicherung gewesen wäre, die er als Mann bei ihr auslöste. Hierdurch fühlte sie sich auch beruflich erheblich unter Druck gesetzt. Sie wollte unbedingt immer alles ganz genau und richtig machen und geradezu perfekt sein, um sich ihm gegenüber keine Blöße zu geben. All das belastete und stresste sie mit der Zeit so stark, dass sie mit dem Gedanken spielte, ihr berufliches Traumziel aufzugeben und in eine andere Abteilung zu wechseln.

    Ihr Verhältnis zu ihm änderte sich unvermittelt, als er sie nach einer sehr langwierigen und bis spät in die Nacht andauernden Notoperation an einem Unfallopfer, bei der sie assistierte, fragte, ob er ihr zu Hause noch etwas zu essen machen könnte, zumal um diese Uhrzeit bereits alle Restaurants geschlossen hätten. Überglücklich willigte sie ein, denn sie erhoffte sich von einem solchen gemeinsamen Abend, dass sie endlich ihre Nervosität und Angst ihm gegenüber verlor. Auch überlegte sie, ihm direkt von ihren Problemen zu erzählen. Ihrer Meinung nach hätte man dies durchaus als ein Zeichen von Professionalität werten können.
    Der Abend nahm jedoch einen für sie völlig unerwarteten Ausgang: Sie landeten gemeinsam im Bett. Allerdings empfand sie den Sex mit ihm alles andere als schön und erregend. Von Anfang an verkrampfte sie, und je intensiver sie miteinander schliefen, desto schlimmer wurde es. Zu ihrer Enttäuschung erlebte sie keinen einzigen Höhepunkt in seinen Armen.
    Zu Hause angekommen weinte sie bitterlich. Sie bereute es von ganzem Herzen, sich mit ihm eingelassen zu haben. Für sie war der Abend, so wie er gelaufen war, ein einziges Fiasko gewesen. Immer wieder überlegte sie, wie sie ihm danach noch unter die Augen treten könnte. Am liebsten hätte sie schon gleich am nächsten Morgen alles hingeworfen und sich woanders beworben. Doch das ließ ihr Verantwortungsbewusstsein nicht zu. Inden kommenden Wochen standen etliche sehr schwierige Operationen an, und ein Ersatz für sie war nicht in Sicht. Sie fragte sich ernsthaft, wie sie diese Zeit durchstehen sollte.
    Matthias und sie sprachen in den nächsten Tagen kein einziges persönliches Wort miteinander. Allerdings bemerkte sie, dass er in den Pausen ganz häufig zu ihr herüberblickte, als wenn ihm bereits aufgefallen wäre, dass sie manchmal nicht ganz bei der Sache war und mitunter sogar ausgesprochen unkonzentriert arbeitete.
    Umso verwunderter war sie, als er sie noch am Donnerstagabend der gleichen Woche zur Seite nahm und fragte, ob sie Zeit und Lust hätte, ihn am kommenden Samstag gegen 16 Uhr zu Hause zu besuchen. Sie erschrak sogleich, denn sie vermutete, er wollte ihr bei der Gelegenheit die Kündigung aussprechen. Auch ihrer Meinung nach war ihre Fahrigkeit und Nervosität kaum mehr tolerierbar. Nur wenige Stunden zuvor hatte er bei einem äußerst schwierigen Eingriff dringend nach einem Operationswerkzeug verlangt, was sie ihm jedoch erst nach wiederholter Aufforderung reichte, als wenn sie ihn nicht gehört hätte oder mit ihren Gedanken ganz woanders gewesen wäre. Sie hielt sich zugute, bislang noch keinen einzigen wirklich schwerwiegenden Fehler begangen zu haben. Stets waren es eher kleine Unpässlichkeiten oder gar Lappalien, doch
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