Lust de LYX - Ergebener der Lust (German Edition)
als sie von einem zum anderen schaute. »Ich dachte, ich würde ihm damit helfen! Ihm eine Chance geben. Weshalb sollte sie ihn zurückholen?«
»Weil er versagt hat«, rief Tariq. »Wie hast du nur die Kette geöffnet? Und warum siehst du nicht annähernd so mitgenommen aus wie der Rest von uns?«
»Ich –«
»Sie wollte gehen«, erklärte Mira rasch. »Sie war schon draußen, als die Hölle – was immer sie verursacht hat – losbrach.«
Tariq trat ans Fenster. »Wie lange?«
Mira guckte verwirrt zu Claire, dann zurück zu ihrem Ehemann. »Einige Minuten.«
Als er sie erneut düster ansah, mischte sich Furcht unter ihre Panik. Tariq kam zu ihr herüber, hob ihr Kinn ein wenig an und starrte ihr grimmig in die Augen. »Du bist nicht verletzt. Du müsstest tot sein, wenn du im Freien warst, als Zoraidas Zorn entfesselt wurde. Ganze Bäume wurden dort draußen entwurzelt. Was verdammt noch mal
bist
du?«
Die Wissbegierde in seinen Augen verriet ihr, dass er sich diesmal nicht beirren lassen würde. »Ich …« Die Zauberin hatte diese Verwüstung angerichtet? Wegen ihr? Was bedeutete das dann für Ashur? »Ich wollte doch nur … helfen.«
Tränen brannten in ihren Augen, und die Leere in ihrer Brust breitete sich weiter aus, bis sie befürchtete, in ihr zu verschwinden.
»Heiliger Allah«, ließ Nasir sich im Durchgang vernehmen. »Claire ist kein Mensch! Sie ist ein himmlisches Wesen. Seht euch nur die Träne auf ihrer Wange an.«
Schnüffelnd versuchte Claire, sie wegzuwischen, aber Tariq packte ihr Handgelenk und hinderte sie daran. Alle umringten sie, dann richteten sich sämtliche Augenpaare auf ihr Gesicht. Auf die Träne, bei der sogar sie selbst erkennen konnte, dass sie leuchtete.
»Ein Engel«, folgerte Tariq aufgeregt. »Kein Wunder, dass du die Geheimnisse des Schlüssels Salomons kennst.« Brennender Zorn lag in seinem Blick. »Was wolltest du erreichen? Wieso hast du meinen Bruder beschworen? Was für ein Spiel treibst du mit uns?« Er packte ihr Handgelenk.
»Tariq, lass das!« Mira drängte sich zwischen Claire und ihn und hielt ihn davon ab, nach ihrem anderen Arm zu greifen. »Hör sofort damit auf. Siehst du nicht, was du anrichtest?«
Er starrte Claire voller Verachtung an, doch sie merkte es kaum. Das Einzige, was sie jetzt noch interessierte, war, wo Ashur abgeblieben sein mochte, was gerade mit ihm geschah. Und die Tatsache, dass sie bei dem Versuch, das Richtige zu tun, ein weiteres Mal die falsche Entscheidung getroffen hatte.
Tariq ließ sie los. Claire lehnte sich gegen die Wand und sank langsam zu Boden. Der Schmerz stach wie mit Messern auf sie ein. Ein Schmerz, der tausendmal schlimmer war als die Leere, die sie kurz zuvor empfunden hatte.
»Tariq«, sagte Mira vorwurfsvoll, bevor sie sich neben die Freundin kniete und sie sanft aufforderte, ihnen zu erzählen, was passiert war.
Claire wusste nicht, wo sie anfangen sollte, doch dann strömten die Worte einfach aus ihr heraus. Sie sprach über sich, ihren Orden, ihre Motive, nach der Flasche zu suchen und Ashur zu beschwören.
Als sie geendet hatte, senkte sich Stille über die verwüstete Küche. Claire wischte sich über die Wangen, froh darüber, dass der Monolog zumindest ihren Tränenfluss gestoppt hatte. Bis vor wenigen Minuten hatte sie nicht einmal geahnt, dass sie weinen konnte.
»Heiliger Allah!« Nasir seufzte. »Also darum ist Zoraida so sehr in Rage wegen Ashurs Scheitern. Weil die Seele eines Engels stärker ist als die eines Menschen.«
Tariq schaute zu seinem Bruder. »Diese Attacke war mehr als einer von Zoraidas typischen Tobsuchtsanfällen.«
Nasir nickte. »Sie braucht die Seele eines Engels, um ihre alte Stärke wiederzuerlangen.«
Claires Kopf schmerzte so heftig, dass sie dem Gespräch kaum folgen konnte. Die Brüder schienen die anderen Anwesenden völlig vergessen zu haben. »Wir mögen es nicht, wenn man uns Engel nennt. Der Ausdruck impliziert Flügel und Glorienscheine, die wir nicht haben. Wir bevorzugen die Bezeichnung Himmelswesen. Trotzdem komme ich hier nicht ganz mit. Zoraida ist doch schon stark! Sie ist eine Zauberin.«
»Die sechs ganze Monate in einer Flasche eingesperrt war«, warf Tariq ein. »Zoraida bezieht ihre Kraft aus den Seelen, die ihre Lustsklaven ihr bringen. Ohne sie wird sie schwach, und sie hatte nun schon lange keine mehr.« Nach einer kurzen Pause fragte er: »Wusste Ashur, was du bist?«
»Anfangs nicht.«
»Aber er fand es heraus?«
»Ja.«
»Wie … wie
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