Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)
sich Nasir aus. »Sobald ich tot bin, wird der Verschluss der Kette aufspringen. Sie fesselt mich an eine Zauberin, die über große Macht gebietet.«
»Eine Zauberin?«, fragte Malik überrascht.
Nasir nickte wortlos. Er war nicht bereit zu erklären, wie und warum es dazu gekommen war. »Wer immer sie trägt, wird unter der Knute ihres Willens stehen. Ich begreife selbst nicht, warum sie so lange wartet, aber eines Tages wird sie den Opal zurückrufen. Und mit ihm seinen Träger.«
Ein schelmisches Lächeln, das Nasir noch nie an ihm gesehen hatte, schlich sich auf Maliks verwittertes Gesicht. Er brachte seine Augen zum Leuchten und ließ ihn Jahre jünger wirken. »Cleverer Schachzug, sahad .«
Nasir erwiderte sein Lächeln. In wenigen Stunden würde er tot, Kavin frei und dieser Wichser, der sich ihr Gebieter nannte, Zoraidas nächster Sklave sein. Dieser Tag würde also doch noch Gerechtigkeit bringen.
Er ließ die Hand sinken und schaute Malik ins Gesicht. »Lass es uns hoffen. Und jetzt erzähl mir von dem Infrit, gegen den ich antreten werde.«
Kavins Hände zitterten, während sie hastig badete und das Kleid überstreifte, das Hana ihr hinhielt.
Sie stand inmitten des Marmorbads ihrer Gemächer, als sie die lilafarbene Seide über ihren Körper gleiten ließ. Hinter ihr strich Hana Kavins Rock glatt und schloss die wenigen Knöpfe am Rücken.
Sie hatten auf dem Rückweg kein einziges Wort gewechselt, und jedes Mal, wenn Kavin Hanas Blick gesucht hatte, hatte diese weggeschaut. Aber Kavins Kopf war zu voll mit anderen Dingen, um sich auch noch damit zu belasten, was in dem Mädchen vorging. Das Einzige, worauf sie sich konzentrieren konnte, war Nasirs bevorstehender Kampf.
Von nervöser Ungeduld übermannt, wartete sie, dass Hana endlich fertig wurde. Es war ihr inzwischen egal, was Zayd mit ihr machen würde. Sie hatte nach ihrer Nacht mit Nasir nicht ein einziges Mal darüber nachgedacht, wie es sein würde, ihm wieder unter die Augen zu treten. Nichts interessierte sie, außer, dass es Nasir gut ging. Dass er überlebte.
»So«, verkündete Hana dumpf. »Du bist fertig.«
Kavin drehte sich zu ihr um. Die Augen des Mädchens waren zu Boden gesenkt, ihre Finger vor ihrem Körper verknotet. Kavin wusste, dass sie an das dachte, was sich gestern in Zayds Salon abgespielt hatte. Und als sie an die Geschichte dachte, die Hana ihr erzählt hatte, bevor sie zu Nasir geschickt worden war, überkam Kavin großes Mitleid mit der Sklavin. »Sie werden sich nicht noch einmal an dir vergreifen. Dafür habe ich gesorgt. Du hast nichts zu befürchten.«
»Ich …« Hanas Stimme brach, und als sie den Kopf hob, schimmerten Tränen in ihren Augen. »Ich danke dir. Ich weiß nicht, wie ich das wiedergutmachen kann. Ich war immer so überheblich zu dir, aber das bedaure ich heute. Ich … wir alle sind nicht mehr als Sklaven.«
Nasir hatte dasselbe gesagt. Doch Kavin glaubte nicht, dass das jetzt noch eine Rolle spielte. »Hana –«
Die Tür zum Badezimmer flog auf. Kavin wirbelte herum und sah sich Zayd gegenüber, der im Türrahmen stand und sie mit harten, kalten, unergründlichen Augen anstarrte.
»Du wirst mich heute in die Arena begleiten. Dein sahad liefert sich einen Kampf, und Gerüchten zufolge soll es ein spektakulärer Auftritt werden. Du willst ihn dir bestimmt nicht entgehen lassen.« An Hana gerichtet fügte er hinzu: »Mach sie entsprechend zurecht. Alle sollen wissen, dass sie meine neueste jarriah ist. Inklusive des Champions.«
Der Hass, mit dem er die letzten Worte ausspie, versetzte Kavin in höchste Beunruhigung. Was war zwischen ihm und Nasir gesprochen worden, nachdem sie die Zelle verlassen hatte? Der Triumph in Zayds Stimme rührte nicht allein daher, dass sie nun endlich ihm gehörte. Es steckte mehr dahinter.
» Ich tue alles, was nötig ist, um dich zu beschützen .«
Eine unheilvolle Vorahnung ließ sie frösteln, als Hana sie vor den Schminktisch zog. »Komm. Wir haben nicht viel Zeit.«
Kavin drehte sich der Kopf, als sie sich auf den Polsterhocker setzte und Hana sich an ihrem Haar zu schaffen machte. Doch das Einzige, was sie sah, waren Nasirs warme Augen. Das Einzige, was sie hörte, seine sanfte Stimme. Mit der er ihr wieder und wieder versicherte, dass er nicht zulassen würde, dass ihr ein Leid geschah.
Sie packte Hanas Hand so fest, dass das Mädchen nach Luft japste. »Hör mir zu. Du sagtest, du wüsstest nicht, wie du es wiedergutmachen kannst. Ich habe mir etwas
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