Lust kennt kein Tabu
nicht heiß.“
Erneut sprach Alexis mit einer Nonchalance, die nicht zu ihr passte. Nachdem sie von Elliotts Untreue erfahren hatte, war sie anscheinendverbittert und zynisch geworden. Zienna hatte erwartet und gehofft, ihre Freundin und deren Ex würden wieder zueinanderfinden. Dazu würde es wohl kaum kommen.
„So viele Frauen hängen herum“, fuhr Alexis fort, „verzehren sich vor Sehnsucht nach ihren Kerlen und wünschen sich inständig, die wären ihnen treu. Während die Jungs losziehen und tun, was sie tun müssen. Übrigens bist du nicht mit Nicholas verheiratet. Sobald du ‘Ja, ich will’ gesagt hast, ist es was anderes. Genaugenommen bist du immer noch Single. Manchmal nimmt uns Menschen der Traum von dem Richtigen oder der Richtigen gefangen, und wir lassen uns gedankenlos auf feste Beziehungen ein. Erst später merken wir, was uns dabei fehlt, und wollen etwas anderes. Nach meiner Meinung soll dir die Nacht mit Wendell zeigen, wie sehr du Nicholas wirklich liebst. Oder dass du und Nicholas eben doch nicht füreinander bestimmt seid.“
17. KAPITEL
Am späten Nachmittag hatte Wendell noch immer nicht angerufen, und Ziennas Wut wuchs.
Nicht nur auf ihn war sie sauer, auch auf sich selber. Während der Arbeit hatte sie alle zehn Minuten ihr Handy gecheckt und auf einen Anruf oder eine SMS gehofft. Aber Wendell meldete sich nicht.
Offenbar hatte er sie nur ins Bett kriegen wollen. Mehr nicht. Und seine Bitte, sie möge ihm eine neue Chance geben – reiner Unsinn!
Auf dem Weg zum Parkplatz wünschte sie, er würde neben ihrem Auto stehen. So wie früher. Verdammt, sie musste mit ihm reden und wissen, was in seinem Kopf vorging – ob er zum Beispiel plante, Nicholas zu erzählen, was passiert war, oder ob er die Nacht mit ihr einfach vergessen wollte.
Sie setzte sich ans Steuer und knallte die Tür zu. Ganz klar – Wendells Schweigen verriet ihr deutlich genug, was in seinem Kopf vorging.
Oh Gott, wie dumm sie war! Wieso hatte sie sich wieder mit ihm eingelassen? Er musste nur auftauchen und sagen, er würde sie begehren, und schon war es um sie geschehen.
Du wolltest ihm zeigen, was er verpasst hat. Dass du die bessere Wahl warst als Pam.
Irgendwie klang das falsch. Ja, im Nachhinein konnte sie sich einreden, sie hätte ihm beweisen wollen, was ihm entgangen war. Und das hatte sie geschafft. Nur – in seinen Armen hatte sie nicht daran gedacht. Erst später. Und jener Beweis war wohl kaum ein Triumph, wenn Wendell sie schon wieder vergessen hatte. Jetzt fühlte sie sich nicht mehr wie eine Siegerin, sondern wie eine Idiotin.
Sie startete den Motor, dann dachte sie an Nicholas’ SMS. Er nahm die Schuld an dem Streit auf sich. Und er bat sie um Verzeihung.
Weil Zienna nicht sicher war, was sie ihm sagen sollte, hatte sie beschlossen, ihn erst nach der Arbeit von zu Hause aus anzurufen. Wenn sie ihm ihre Sünden gestand – hatte die Beziehung trotzdem eine Zukunft? Diese Frage lastete bleischwer auf ihrer Seele.
In ihrem Apartment streifte sie die High Heels von den Füßen, schloss die Tür und lehnte sich dagegen. Der Stress der letzten vierundzwanzigStunden forderte seinen Tribut. Vielleicht würden ihr ein heißes Bad und ein gutes Buch helfen, bevor sie mit Nicholas telefonierte. Was sie ihm sagen würde, wusste sie noch immer nicht. Aber inzwischen neigte sie eher zur Ehrlichkeit.
Während sie die Wasserhähne ihres Jaccuzzis aufdrehte, klopfte es an der Wohnungstür. Sofort begann es in ihrem Bauch zu prickeln.
Wendell?
Nur mit einem Hemd über ihrem BH und einem Slip bekleidet, lief sie zur Tür, spähte durch den Spion – und die freudige Erregung wurde von Angst verdrängt. Da draußen stand Nicholas,
Für ein paar Sekunden schloss sie die Augen, bevor sie die Tür öffnete. Es war unvermeidlich. Nicholas zu sehen, mit ihm zu reden. Und ihm den Seitensprung zu gestehen.
Er stürmte ins Apartment und riss sie in seine Arme. „O Baby, es tut mir leid – so leid. „
Ganz fest drückte er sie an sich, als wollte er sie nie mehr loslassen, und schürte ihre Schuldgefühle. Wenn er sie auch schlecht behandelt hatte – ihre eigene Sünde war schlimmer.
„Nicholas – wir sollten reden.“
Sie versuchte, sich von ihm zu lösen.
Aber er hielt sie fest. „Nein, es gibt nichts zu sagen.“ Er hob den Kopf, um sie anzuschauen. „Nur dass du mir verzeihst. Bitte, vergib mir, was für ein Trottel ich war. Wie konnte ich dir nur vorwerfen, du hättest mit Wendell geflirtet!
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