Lust kennt kein Tabu
heimlich eine andere“, betonte Alexis.
„Oh Gott, Alex, ich weiß nicht, was ich sagen soll ...“
„Vergiss es. Wäre der Sex mit Elliott so gewesen, wie ich es wollte, hätte ich ihm nicht den Laufpass gegeben und nie von seiner Affäre erfahren. Und wenn du mit Nicholas den Sex hättest, an den du Tag und Nacht denkst, würdest du seine Fehler oder Schwächen gar nicht bemerken. Sag mir doch, ich würde mich irren! Erst nachdem Wendell verschwunden ist, hast du angefangen, das ganze Drumherum zu checken. Dass du seine Familie und seine Freunde nicht kennst, dass ihr mehr Zeit im Schlafzimmer als außerhalb verbracht habt und …“
„Schon gut, ich hab’s kapiert“, unterbrach Zienna ihre Freundin, weil sie nicht widersprechen konnte. Aber war sie so naiv gewesen, Lust mit Liebe zu verwechseln? Eigentlich hatte sie stets angenommen, sie wäre intelligenter.
„Nun?“ Belustigt zog Alexis die Brauen hoch. „Wirst du Wendell wiedersehen?“
„Soeben hast du mich daran erinnert, dass ich mir vor vier Jahren was vorgemacht habe.“
„Inzwischen hat sich einiges geändert.“
„Wieso? Nur weil wir miteinander geschlafen haben?“
„Nein, weil er dir von Pam und seinem Sohn erzählt hat. Glaub mir, Zee, wenn er nichts für dich empfinden würde, hätte er sich nach dieser langen Zeit wohl kaum an dich herangemacht.“
Sie hilft mir nicht, dachte Zienna. Kein bisschen. Herausfordernd fragte sie: „Müsstest du mich nicht vor einem Wiedersehen mit Wendell warnen?“
„Nur wenn du ihn nicht mehr treffen willst .“
Auf der Fahrt zu Alexis hatte Zienna entschieden, das Kapitel Wendell wäre endgültig beendet. Aber jetzt … Empfand er wirklich etwas für sie? Und wenn ja – spielte es eine Rolle? „Was ich will, weiß ich nicht. Verdammt, warum sagst du nicht einfach, ich soll ihm aus dem Weggehen?“
Lässig winkte Alexis ab. „Das steht mir nicht zu. Würde ich dir dazu raten, wäre ich eine schreckliche Heuchlerin – im Hinblick auf alles, was gerade in meinem eigenen Leben passiert. Nein, ich finde, du musst selber rausfinden, was du willst. Gerade jetzt ist es wichtiger denn je. Nicholas hat zweifellos ein gewisses Potenzial. Aber Wendell vielleicht auch …“
„Mag sein. Oder vielleicht wollte ich ihm nur zeigen, was ihm entgangen ist, als er mich verlassen hat. Wovor er weggelaufen ist.“ Ziennas Perspektive wurde immer klarer. „Und das ist mir gelungen.“
„Also wirst du ihn nicht wiedersehen?“
„Nein, ich glaube nicht.“
Alexis stand auf. „So gern ich auch den ganzen Vormittag mit dir hier rumhängen würde – ich muss los.“
Nach einem Blick zur Wanduhr stand Zienna ebenfalls auf. Schon zwanzig nach neun. „Klar. Ich bin ohnehin schon spät dran. Danke, dass du mir zugehört hast.“
„War’s tatsächlich so gut?“, flüsterte ihre Freundin verschwörerisch. „Nach all den Jahren?“
„Himmlisch.“
„Ja, natürlich.“ Alexis strahlte über das ganze Gesicht. „Ach, zum Teufel …“
„Was heißt das?“
„Nun – es wird dir schwerfallen, darauf zu verzichten, meinst du nicht auch?“
Daran wollte Zienna jetzt nicht denken. „Was soll ich mit Nicholas machen? Muss ich’s ihm sagen?“
In einer solchen Situation war sie noch nie gewesen. Niemals hatte sie gedacht, sie könnte einen geliebten Mann betrügen. Einen so leichtfertigen Seitensprung hatte sie sich nie zugetraut. So ein Typ war sie nicht. Deshalb fand sie es umso schlimmer, dass es trotzdem passiert war.
„Bist du verrückt?“, japste Alexis. „Wann hast du jemals einen Kerl gesehen, der seine sexuellen Eskapaden gestanden hätte? Weder Elliott noch …“ Statt den Satz zu beenden, zuckte sie die Achseln. Aber sie erinnerte Zienna mit einem vielsagenden Blick an Wendells Verhalten vor vier Jahren.
„Ja, ich weiß, ich sollte Wendell hassen. Und – ich verstehe einfach nicht, wieso ich mich wieder mit ihm eingelassen habe.“
„Es hat dich gejuckt, und du musstest gekratzt werden“, erwiderte Alexis in beiläufigem Ton. „Und was du vorhin gesagt hast – Wendell sollte merken, was ihm entgeht … Ich glaube, da ist was dran. Erst sieht er, wie toll du aussiehst, weiß aber, dass du zu seinem Freund gehörst. Dann hat er wilden Sex mit dir, und da wird ihm klar, er hätte sich vor vier Jahren für dich entscheiden sollen, nicht für Pam. Das hast du letzte Nacht erreicht.“
„Genau!“, stimmte Zienna zu. „Aber – Nicholas …“
„Was er nicht weiß, macht ihn
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