Lust kennt kein Tabu
Nike-Sneakers. Ja, eindeutig ein Jogging-Outfit.
„Versuchst – du mir – einzureden“, japste sie zwischen mühsamen Atemzügen, „ich – hätte dich rein zufällig hier getroffen?“
„Nein, verdammt, ich wusste, du würdest hier sein. Jeden Sonntagmorgen, kurz nach zehn. Bei schönem Wetter. Ich hatte gehofft, das wäre immer noch deine Route.“
Zienna schwieg. Also erinnerte er sich daran. Und wenn schon?
„Wenn du weiterläufst, komme ich mit. Noch zwei Kilometer, nicht wahr?“
„Was willst du, Wendell?“
„Ist das nicht offensichtlich? Ich bin hier, um dich zu sehen.“
„Aber ich habe gesagt, du sollst dich von mir fernhalten.“
„Genau das war meine Absicht.“
Wenn sie auch behauptet hatte, dies sei ihr Wunsch, taten ihr seine Worte weh. Noch ein Beweis für ihren Irrsinn. Sie straffte die Schultern. „Okay, dann sind wir uns ja einig.“
„Den Teufel sind wir! Ich muss dauernd an dich denken. Trotzdem wollte ich Nicholas’ wegen auf dich verzichten. Und dann erzählte er mir, du würdest bei ihm einziehen. Seither stelle ich mir nur noch vor, wie du in seinem Bett liegst …“
Zienna schnitt eine Grimasse. „Das hat er dir gesagt?“
„Stimmt es?“ Wendells sah sie prüfend an.
„So wie es stimmt, dass wir eine Grenze überschritten haben. Es war ein Fehler und …“
„Tatsächlich?“, unterbrach er sie herausfordernd.
„Ja“, bestätigte sie nach einer kurzen Pause.
Er trat näher zu ihr. „Warum genügt es mir dann in diesem Moment, dich nur anzuschauen, und ich habe prompt einen Ständer?“
Verdammt… Seine Frage erregte sie gegen ihren Willen. Doch das ließ sie sich nicht anmerken. „Weil du Sex liebst.“
„Den bekomme ich überall. Und ich hatte sehr viel Sex.“
„Daran musst du mich nicht erinnern.“ Ihr wurde übel, wenn sie nur daran dachte.
„Worauf ich mit meinem Kommentar hinauswill – du bist es, die ich nicht aus dem Kopf kriege.“ Er strich über ihre Wange, und seine Fingerspitzen fühlten sich zarter auf ihrer Haut an, als sie es erwartet hatte. „Wie viele Leute uns sehen, ist mir einerlei. Wäre es nicht verboten, würde ich dich hier lieben, direkt unter diesem Baum.“
Er strich über ihren Hals und sie bekam sofort eine Gänsehaut.Oberhalb ihres Busenansatzes hielt er inne, und Zienna konnte kaum atmen. Mit ihrer anstrengenden Jogging-Tour hatte das nichts zu tun. Nur mit Wendell, mit seinen Worten, mit seiner Berührung, die eine gefährliche Hitze in ihr entfachte.
Und sie war genau der gleichen Meinung wie er. Wenn es kein Verstoß gegen das Gesetz wäre, würde sie sich sofort nackt ausziehen, zur Hölle mit den Zuschauern …
„So viele Frauen hatte ich“, fügte er hinzu und streichelte wieder ihr Gesicht. „Aber du bist die Einzige, die ich nicht vergessen kann.“
Was tat sie denn nur? Warum ließ sie zu, dass er sie so berührte, als wären sie ein Paar?
„Komm mit zu mir, Zee. Ich habe ein neues Haus, es wird dir gefallen.“ Jetzt wanderten seine Finger über die oberen Wölbungen ihrer vollen Brüste, die das Tanktop entblößte. „Sag nicht Nein. Bitte.“
„Liegt es näher als meine Wohnung?“, hörte sie sich fragen.
Wendell zeigte über seine Schulter. „An der East Cedar Street, im Gold Coast District. Zehn Minuten zu Fuß.“
In seinem Haus. Besser als in ihrem Apartment. Falls Nicholas vorbeikommen würde.
„Du wohnst nicht weit von mir entfernt“, sagte sie leise.
„Verstehst du jetzt, wie schwer es mir fällt, nicht dauernd an deine Tür zu klopfen?“
Zienna trat einen Schritt zurück. „Aber – mein Fahrrad … Das habe ich weiter unten am Weg abgestellt.“
„Holen wir’s.“
Und während Wendell neben ihr dahinschlenderte, erkannte sie, dass sie nicht behaupten konnte, sie würde impulsiv handeln. Es war nicht so wie letztes Mal, als er zu ihr gekommen war, um sie zu verführen, und sie überrumpelt hatte.
Diesmal ging sie bereitwillig mit ihm, und sie wusste ganz genau, worauf sie sich einließ.
An diesem Nachmittag verbrachte Zienna wundervolle Stunden in Wendells Bett, und am Dienstag besuchte sie ihn wieder. Da Nicholas mit seinen beiden Restaurants beschäftigt war, konnten sie nur telefonieren.
Eigentlich hatte Nicholas geplant, er würde Zienna am Mittwoch nach der Arbeit besuchen. Aber kurz nach neun Uhr abends rief er an, um das Treffen abzusagen. „Sorry, Baby, ein Problem in der Küche, die Geschirrspülmaschine funktioniert nicht – ein
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