Lust kennt kein Tabu
es aussah, war es nicht. An der linken Braue musste eine Platzwunde genäht werden. Alexis bekam ein Medikament gegen die Schmerzen und ein Rezept für die nächsten Tage. Dann wurde sie entlassen.
Die Ärzte und Schwestern hatten gefragt, wie es zu den Verletzungen gekommen sei, und betont, solche Misshandlungen würden sie verpflichten, die Polizei zu verständigen.
„Da musste ich behaupten, ich hätte es gewollt“, berichtete Alexis im Auto. „Ich erzählte, wir hätten zu viel Wein getrunken und die Situation wäre außer Kontrolle geraten. Natürlich waren sie misstrauisch, aber schließlich glaubten sie meine Story. Brock soll nicht verhaftet werden. Sonst würde die Polizei womöglich ein großes Aufhebens darum machen, und das wäre mir unangenehm. Mir genügt es, wenn ich ihn nie wiedersehe.“
Zienna nickte, startete den Motor und fuhr los. „Gut.“ Was Alexis erlebt hatte, ließ sich nicht ungeschehen machen, und so war es nur sinnvoll, wenn sie nicht mehr zurück, sondern nach vorn blickte. „Aber wenn er dich belästigt oder zu drangsalieren versucht, musst du die Polizei rufen.“
„Ja, das verspreche ich dir.“ Eine Zeit lang schwiegen sie, dann fragte Alexis: „Ist zwischen dir und Nicholas alles in Ordnung? Und was ist mit Wendell? Als du zu mir gekommen bist, hast du gesagt, du würdest mich brauchen. Darüber haben wir gar nicht geredet.“
„Verglichen mit deinen Problemen ist es harmlos“, erwiderte Zienna.
„Bitte, erzähl es mir. Damit ich an was anderes denken kann.“
Zienna seufzte leise. „Um die Wahrheit zu gestehen … Was meine Beziehung zu Nicholas angeht, bin ich mir nicht mehr sicher. Er benimmt sich sehr seltsam.“
„Was hat er getan?“
„Er erzählte mir, er habe einen Immobilienmakler angerufen, der mein Apartment verkaufen soll, und für diese Woche einen Termin bei ihm vereinbart. Ohne vorher mit mir darüber zu sprechen! Offenbar hat er entschieden, es wäre an der Zeit, dass ich zu ihm ziehe – egal, ob es mir passt oder nicht.“
„Wow.“
„Deshalb stritten wir. Dann fragte er, ob Wendell mich angebaggert habe. Auf diesem Thema ritt er endlos lange herum und betonte, sein Freund könne alle Frauen rumkriegen. Nicholas behauptete sogar, in den letzten zwei Wochen hätte Wendell mit mindestens drei verschiedenen geschlafen.“
„Glaubst du das, Zee? Ich meine – nachdem es Wendell so wild mit dir getrieben hat, wo sollte er die Energie für andere Frauen hernehmen?“
„Mangelnde Potenz war niemals sein Problem …“, bemerkte Zienna. Allein schon der Gedanke, sie könnte nicht die Einzige in Wendells Bett gewesen sein, schnürte ihr die Kehle zu. So etwas wollte sie nicht vermuten – obwohl sie wusste, dass sie keine Treue von ihm erwarten durfte.
„Irgendwie klingt das so, als wäre Nicholas misstrauisch und würde versuchen, dir Wendell madig zu machen. Aber wer weiß … „
„Nach dem Streit wollte er Sex, und ich weigerte mich. Aber er ließ nicht locker und bedrängte mich. Mehrmals sagte ich, er solle aufhören. Dasignorierte er, und schließlich biss er sogar in meine Brustwarze. Das tat verdammt weh. Beinahe glaube ich, er hat’s getan, weil er sauer auf mich war und mich bestrafen wollte. Keine Ahnung… Vielleicht dichte ich da zu viel hinein.“
„Hmmm“, murmelte Alexis nachdenklich. „Seine Eifersucht und sein dauerndes Gerede über Wendell … Das beunruhigt mich.“
„Meinst du, er weiß es?“ Zienna warf ihrer Freundin einen kurzen Blick zu. „Hat er herausgefunden, was zwischen Wendell und mir passiert ist?“ „Wenn es so wäre – warum sollte Nicholas dann verlangen, dass du zu ihm ziehst? Ich nehme eher an, er fürchtet, du könntest dich wieder in Wendell verlieben. Um das zu verhindern, will er dich in sein Haus holen.“
„Mag sein. Jedenfalls fand ich’s schrecklich, wie er mich gebissen hat. Als wollte er mich dadurch zur Unterwerfung zwingen.“
„Oder reine Lust hat ihn übermannt. So was kommt vor.“
In diesem Moment erreichten sie das Loft, und Zienna antwortete nicht auf diese letzte Bemerkung. Sie parkte das Auto, dann begleitete sie ihre Freundin nach oben.
„Du musst nicht bei mir bleiben, Zee“, sagte Alexis vor ihrer Wohnungstür. „Morgen arbeitest du und …“
„Nein, ich melde mich krank“, fiel Zienna ihr ins Wort. „Diese Nacht lasse ich dich auf keinen Fall allein.“
„Das sollst du nicht für mich tun.“
„Willst du mich nicht bei dir haben?“
„Doch, es
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