Lust kennt kein Tabu
sind, wie unauffällig.“
„Es tut mir leid“, flüsterte sie.
„Ah, es tut dir leid?“ Ungläubig runzelte er die Stirn.
„Ich – ich wollte es dir sagen. Am Montagabend in deinem Haus. Aber ich wusste nicht, wie.“
„Kann ich mir denken.“
„Dass es falsch war, wusste ich. Aber ich hatte es nicht geplant, das musst du mir glauben. Keine Ahnung, wie es dazu kam … Jedenfalls –manchmal hätte ich dich gebraucht, da warst du nicht für mich da. Und er war da …“
„Und das genügt dir, um mit ihm zu ficken? Weißt du nicht, wie verdammt hart ich für unsere gemeinsame Zukunft gearbeitet habe? Für das neue Restaurant bringe ich mich fast um. Und du gestehst mir nicht ein bisschen Bewegungsfreiheit zu? Du musst sofort jemand anderen fürs Bett haben?“
„So war’s nicht.“ Tränen stiegen in ihre Augen.
„Um Gottes willen, Wendell ist mein bester Freund! Warum er ?“
„Ich wollte dir nicht wehtun. So lange wie möglich habe ich ihn abgewehrt.“
„Bis er dir eine Pistole an den Kopf hielt und dich zum Vögeln zwang?“
Zitternd begann sie zu schluchzen, und es verging mindestens eine Minute, bis Nicholas wieder sprach.
Was er dann sagte, hatte Zienna nicht erwartet.
„So idiotisch es klingt – ich liebe dich immer noch.“
Durch einen Tränenschleier schaute sie ihn an und sah die Wut in seinen Augen erlöschen.
„Ja“, bestätigte er leise, „Noch immer. Und es wird dir vielleicht schwerfallen, das zu glauben, aber ich verzeihe dir.“
„Wirklich?“, fragte sie skeptisch.
„So ist das mit der Liebe“, erklärte er und umarmte Zienna. „Man kann dem geliebten Menschen verzeihen, ganz egal, was er einem angetan hat.“
„Das verstehe ich nicht.“
„Heute war ich dir keine Hilfe. Das tut mir leid. Für dich war es ein wichtiger Tag – ein schmerzlicher Tag, und ich hätte dich auf den Friedhof begleiten sollen. Von morgens bis abends hätte ich bei dir sein müssen, wenn es dein Wunsch gewesen wäre. Stattdessen habe ich dich wegen meiner Arbeit vernachlässigt, und so bekenne ich mich schuldig, weil du dadurch empfänglich für Versuchungen warst. Wendell kannte deine Schwäche. Die nutzte er aus.“
Zu verstört, um zu etwas zu erwidern, presste Zienna die Lippen zusammen.
Nicholas drückte sie noch fester an sich und küsste ihre Schläfe. „Noch nie habe ich jemanden so geliebt wie dich. Bitte, verlass mich nicht.“
Ihr schwirrte der Kopf. Was sie da hörte, konnte sie nicht verarbeiten. Nach einer langen Pause warf sie ihm vor: „Du hast dir heimlich einen Nachschlüssel zu meinem Apartment beschafft. Und du bist hier eingedrungen und hast eine Videokamera versteckt.“ Allein schon diese Worte auszusprechen, genügte ihr, um sich elend zu fühlen. „Warum du das getan hast, begreife ich nicht.“
Nicholas trat zurück, umfasste ihre Schultern und schaute ihr tief in dieAugen.“ Weil ich mich vergewissern musste. Der Verdacht trieb mich fast in den Wahnsinn. Natürlich war es nicht richtig, wie ich mich verhielt. Aber du hast mit meinem besten Freund geschlafen! Welche Sünde ist schlimmer?“ Vielsagend hob er die Brauen. „Jetzt gibt es keine Geheimnisse mehr, und wir können in die Zukunft blicken, das alles vergessen.“
Das klang viel zu simpel. Und es ging nicht nur um Ziennas Untreue.
„Am Montag warst du wütend auf mich, weil ich in deine Brust biss. Aber ich hatte gesehen, wie Wendell das mit dir machte. Und da gefiel es dir.“
„Oh Gott!“ Entrüstet riss sie sich von Nicholas los.
„Ich will dich einfach nur so befriedigen, wie du es magst.“
„Verstehst du denn nicht, wie verletzt und missbraucht ich mir vorkomme?“
„Ich verbrenne das Video“, bot er ihr hastig an. „Machen wir’s zusammen.“
„Damit werde ich nicht fertig. Unmöglich.“
„Glaub mir, wir werden es überwinden.“
„Geh, Nicholas.“ Jetzt musste sie sich hinlegen. Musste ihre Nerven beruhigen. Musste weinen.
„Erst werden wir die Probleme lösen“, entschied er.
„Im Moment kann ich dich nicht einmal anschauen.“
„Unsinn, Baby …“, begann er und streckte eine Hand nach ihr aus.
„Geh!“, schrie sie. „Verschwinde aus meinem Apartment!“
Da flog die Wohnungstür auf, erschreckte alle beide, und Wendell stürmte herein.
„Wendell …“ Noch mehr Überraschungen ertrug Zienna nicht an diesem Abend. „Sagte ich nicht, du sollst gehen?“
„Das tat ich. Dann blieb ich draußen stehen, um festzustellen, ob hier alles in
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