Lust kennt kein Tabu
Gags, den sich zwei alte Kumpels ausgedacht haben?“ Oh Gott, sie fühlte sich wie die dümmste Gans auf der ganzen Welt. Was sie gerade gehört hatte, verletzte sie noch schmerzlicher als Wendells Verhalten vor vier Jahren.
„Für mich war es das nicht“, versicherte er. „Nicks Misstrauen war mir egal. Aber ich nutzte die Gelegenheit, um dir wieder näherzukommen. Gewiss, ich hätte dich einweihen müssen …“
„Halt verdammt noch mal dein Schandmaul!“, brüllte Nicholas und stürzte sich erneut auf ihn. Diesmal setzte er die ganze Schwungkraft seines Körpers ein, sodass er Wendell gegen eine Wand rammte. Dabei warf er eine Stehlampe um. Dann knallte er die linke Schulter seines Widersachers gegen die Mauer. Einmal, zweimal.
Gepeinigt stöhnte Wendell auf.
Zienna rannte zu Nicholas und hämmerte mit beiden Fäusten auf seinen Rücken. „Lass ihn los! Du ruinierst seinen Arm!“
Nur widerwillig trat er zurück. Keuchend vor Schmerzen, rammte Wendell seinen rechten Ellbogen in Nicholas’ Gesicht.
„Hört sofort auf, alle beide!“, schluchzte Zienna. „Verdammt, hört endlich auf!“
Nachdem sie ihre Tränen weggewischt hatte, sah sie das Blut. Nicholas’ Blut, das aus seiner Nase rann.
„Seid ihr jetzt glücklich?“ Wütend schaute sie von einem zum anderen. „Habt ihr euch genug angetan? Nur wegen eures idiotischen Spiels, mit mir als Schachfigur …“
„Für mich warst du keine Schachfigur“, protestierte Wendell. Das Gesicht gequält verzerrt, umfasste er seine verletzte Schulter, während Nicholas sich die Nase zuhielt und versuchte, die Blutung zu stoppen.
Zienna empfand kein Mitleid. „Wenn ihr euch gegenseitig umbringen wollt – meinetwegen. Aber das werde ich mir nicht ansehen. Verschwindet, bevor ich zurückkomme. Oder ich rufe die Polizei.“
Sie fuhr herum und lief in den Flur, wo sie ihre Handtasche und den Schlüsselbund von dem kleinen Tisch nahm.
„Zee!“, rief Wendell ihr nach.
„Scher dich zum Teufel!“, schrie sie und stürmte hinaus.
24. KAPITEL
Mit bebenden Händen umklammerte Zienna das Lenkrad, während sie zu Alexis fuhr. Unaufhaltsam flossen die Tränen. Vor dem Apartmentgebäude angekommen, folgte sie einem Mann, der gerade die Tür aufgesperrt hatte, in die Halle. Er warf einen kurzen Blick über die Schulter und runzelte sichtlich erschrocken die Stirn.
„Alles okay?“, fragte er,
Statt zu antworten, lief sie die Treppe zu Alexis’ Loft hinauf und nahm immer zwei Stufen auf einmal.
„Ich bin’s, Alex!“ Atemlos klopfte sie an die Tür. Sicher würde ihre Freundin daheim sein. Seit Brock sie so übel zugerichtet hatte, zeigte sie sich noch nicht in der Öffentlichkeit. „Lass mich rein!“
Wenige Sekunden später schwang die Tür auf. Entsetzt griff sich Alexis an ihre Kehle. „Um Himmels willen, Zee, du blutest!“
Tatsächlich? Zienna schaute verstört nach unten und sah Blutflecken auf ihrem Hemd.
Sobald sie den Flur betrat, nahm Alexis sie in die Arme. Hemmungslos begann Zienna zu weinen.
In der nächsten halben Stunde schilderte sie die Ereignisse – erzählte von den Lügen und Täuschungsmanövern, vom Pakt zwischen den zwei Freunden, dem grausamen Treuetest. Auch die Kamera erwähnte sie, mit der Nicholas heimlich ihre sexuellen Aktivitäten mit Wendell aufgezeichnet hatte.
„So dumm war ich“, schluchzte sie. „Ich habe Nicholas vertraut, ich habe Wendell vertraut. Und von beiden wurde ich schändlich hintergangen.“
„Da.“ Alexis hielt die Teetasse hoch, die ihre Freundin noch nicht angerührt hatte. „Trink das.“
Zienna ergriff die Tasse und nippte an dem Tee, der inzwischen lauwarm geworden war. Dabei spürte sie auf ihrer geschwollenen Oberlippe die Platzwunde, die von Nicholas’ Ellbogen stammte. „Am liebsten würde ich in ein Loch kriechen und nie mehr rauskommen.“
„Das meinst du nicht ernst, Zee.“
„Doch. Ich fühle mich so gedemütigt.“
„Klar, es ist wirklich schlimm. Also hat Wendell sich im Auftrag seines Kumpels an dich rangemacht. Was hat Nicholas dazu gesagt?“
„Wendell würde lügen und hätte das alles erfunden, um uns auseinanderzubringen. Nicht, dass es nötig gewesen wäre. Nicholas hat selber genug verbrochen. Nie wieder will ich mit ihm reden. Mein Gott, er hat Wendell und mich beim Sex beobachtet! Und dann hatte er auch noch den Nerv und verkündete, dank dieses Anschauungsunterrichts wüsste er jetzt besser, wie er mich befriedigen müsste. Wie krank ist denn
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