Lust und Gefahr
Seiten hin stellte sie eine Liste mit elf in Frage kommenden Städtchen zusammen.
Gut und schön. Und jetzt? Der Mangel an Schlaf und Essen hatte sie erschöpft. Ihr Kopf schmerzte. Aber bei jedem Herzschlag sah sie Williams blutverschmierte Hand vor sich, die er an die Scheibe gedrückt hatte. Sie sah die schrecklichen Buchstaben, die in sein Fleisch geritzt gewesen waren.
Denk nach, Julia. Denk nach.
Sie starrte auf die beiden Männer im Boot. Amendola hielt einen Fisch in die Höhe und freute sich wie ein kleiner Junge. Angeln. Man brauchte eine Lizenz zum Angeln.
Einen Angelschein. Sportgeschäfte. O ja. Natürlich.
Sie stieß ein erleichtertes Seufzen aus und bestellte sich beim Zimmerservice etwas zu essen. Dann tauchte sie wieder in den digitalen Sumpf aus Telefonverzeichnissen ein, um eine Liste von Sportgeschäften in dem eingegrenzten Gebiet zu machen.
Stunden später war sie müde und ihre Euphorie längst verflogen. Sie hatte siebenundzwanzig Sportgeschäfte gefunden und bereits fast alle angerufen. Nur zwei Telefonate standen noch aus.
Sie schluckte. Vielleicht hatte sie ein Geschäft übersehen. Oder sie hatte sich verrechnet, was die Entfernung, was den Winkel und somit den von ihr eingegrenzten Bereich anging. Waren alle Anstrengungen umsonst gewesen?
William wirkte ungeduldig und ernst. Julia wurde unsicher.
Sie ging die Liste weiter durch. Kerrigan Creek stand als Nächstes auf dem Papier. Chad’s Sporting Goods. Sie wählte die Nummer.
»Hi, Sie sind verbunden mit Chad’s«, meldete sich eine vergnügt klingende, junge weibliche Stimme.
»Hi«, antwortete Julia gutgelaunt. »Mein Name ist Kelly, und ich rufe im Auftrag meines Chefs an, Daniel MacNamara. Er ist vor kurzem umgezogen und möchte sichergehen, dass die neue Adresse auch in seinen Angel-Unterlagen auftaucht. Könnten Sie die Adresse für mich überprüfen?«
Das Mädchen zögerte. »Ich glaube nicht, dass es einen großen Unterschied macht …«
»Könnten Sie bitte trotzdem für mich nachsehen?«, sagte Julia vertraulich. »In der Vergangenheit gab es ein paar Probleme damit, und er ist ein Perfektionist. Es muss alles stimmen, verstehen Sie? Er ist eben so. Könnten Sie nachsehen? Mir zuliebe?«
»Warten Sie einen Augenblick.« In der Leitung knackte es. Julia wartete ein paar Minuten. »Sind Sie noch dran, Kelly?«, fragte die junge Frau.
»Ja, sicher«, antwortete Julia freundlich. »Auf der Lizenz steht als Anschrift Mercer Island, Seattle. Ist das die aktuelle Adresse?«
Aufregung durchströmte Julias Körper. Das war besser als Essen. »Das stimmt. Sie müssen nichts ändern. Vielen Dank!« Sie legte auf und schlang froh und erleichtert die Arme um sich. Es war beinahe geschafft.
Ein Anruf im örtlichen Finanzamt genügte, und sie hatte die Adresse von Daniel MacNamaras Hütte am See. Julia lächelte. Es war an der Zeit, aufzubrechen und nach Kerrigan Creek zu fahren …
Der Wald war atemberaubend. Robin war immer gern gewandert, aber heute verbarg sich hinter jeder Wegbiegung ein neuer Schatz und jede Blume war eine Entdeckung.
Sie war mit Jon die Steine an dem Gebirgsbach entlanggehüpft, der in den See mündete. Schließlich hatten sie sich auf einen großen Felsen inmitten des Baches gesetzt, um Sandwiches und Früchte zu genießen, um in der Sonne zu liegen, sich zu küssen und zu streicheln. Entweder hatte er damit begonnen oder sie – jedenfalls hatte einer von ihnen den Ball ins Rollen gebracht. Und wow …
Dieser Ort war ausgesprochen verführerisch. Eng umschlungen lagen sie unter freiem Himmel auf einem warmen Felsen. Weiß schäumendes Wasser umspülte gurgelnd die Steine in dem Bach. Robin saß auf Jons Schoß und küsste ihn leidenschaftlich. Ihre Jeanshose stand offen, und er hatte seine Hand in ihr Höschen geschoben und berührte sie mit einer Geschicklichkeit, die ihr den Atem raubte. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt genügend Sauerstoff bekam, um nicht ohnmächtig zu werden. Er reizte sie, bis sie kurz vor dem Höhepunkt stand, und zog ein Kondom aus seiner Tasche. »Das letzte.«
Wortlos nahm sie ihm die kleine Verpackung aus der Hand und kletterte von seinem Schoß.
Mit glänzenden Augen beobachtete er, wie sie sich erhob, aus ihren Schuhe schlüpfte, ihr Sweatshirt auszog, ihre Jeans und ihr Höschen abstreifte. Sie streckte die Arme in die Luft, drehte sich langsam und zeigte sich ihm.
»Ich stand noch nie nackt draußen«, sagte sie. »Fühlt sich gut an.«
Er ließ seinen
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