Lust und Gefahr
Meter von ihrem Versteck entfernt stehen blieb, um sich umzusehen, biss sie die Zähne zusammen, damit sie nicht laut klapperten.
»Ruhig«, murmelte Mac ihr ins Ohr. »Ruhig, Süße.«
Tommi war fassungslos, Reid McNeil gerade hier zu sehen, wo sie ihn am allerwenigsten erwartet hätte, und konnte die Augen nicht von ihm abwenden. Und sie konnte sich vor Angst nicht rühren. Sie spürte Macs Atem an ihrem Ohr, dann die ersten Regentropfen auf ihren Wangen, beinahe schmerzhaft kalt. »McNeil?«, flüsterte Mac, dessen Blick auf den Mann auf dem Weg geheftet war.
Es gelang ihr zu nicken. Reid wandte sich um und drehte sich langsam im Kreis, als würde er auf ein geheimes Peilsignal horchen. Sie umklammerte mit den Händen ihre Knie und erstarrte. »Er hat eine Waffe«, wisperte sie panisch.
»Ich weiß.« Mac nahm ihre Hand. »Lass uns gehen. Ich muss dich in ein besseres Versteck bringen.« Noch immer gebückt zog er sie tiefer ins Gebüsch. Seine Bewegungen waren leise, flüssig, heimlich.
Tommis Bewegungen dagegen waren unsicher und steif. Der unebene Boden, abgebrochene Zweige, hinabgefallene Äste und gefährlich rutschige Blätter machten es ihr unmöglich, Fuß zu fassen und ihren Rhythmus zu finden.
Plötzlich blieb sie mit dem Fuß an einem abgebrochenen Ast hängen und fiel hart und mit dem Gesicht zuerst auf einen verrotteten, mit Moos bewachsenen Baumstumpf. Mit der Stirn schrammte sie an einem hervorstehenden Zweig entlang. Blut rann neben ihrem Ohr ihren Kopf hinab.
Mac fiel neben ihr auf die Knie. »Geht’s dir gut? Kannst du aufstehen? Du musst aufstehen, Tommi!«
Er packte sie an den Armen und zog sie auf die Beine.
Zu spät.
»Ja, trifft sich das nicht gut?« Reid kam hinter einem Baum hervor, hob das Gewehr und richtete es auf Tommi. Belustigt ließ er seinen Blick über die dichten Büsche schweifen. »Ich muss nicht mal die Leichen vergraben.«
Neben ihr verlagerte Mac sein Gewicht. Blitzartig lenkte Reid die Gewehrmündung auf ihn. »Fallen lassen. Sofort.« Reids Miene wirkte hart und unnachgiebig. Ebenso unbarmherzig zeigte sich der Regen, der nun stärker wurde und in schweren Tropfen von den Zweigen auf ihre Köpfe herabfiel.
Macs Augen funkelten entschlossen. »Ich denke nicht, dass ich das tun werde, McNeil. Ich halte mir hiermit in der Hand lieber ein paar Chancen offen.«
Reid hielt den Gewehrlauf wieder auf Tommi gerichtet.
Sie atmete scharf ein, wie gelähmt vom Anblick der fürchterlichen schwarzen Öffnung am Ende des Laufes. Wie gelähmt von dem Gedanken daran zu sterben. »Sie haben keine Chance.« Reid kräuselte die Lippen. »Fallen lassen oder Sie können zusehen, wie die Lady eine Kugel abkriegt.«
Mit ernstem Gesicht ließ Mac die Waffe fallen.
Reid zielte mit dem Gewehr auf Mac. »Während ich hierher lief, habe ich beschlossen, Sie zuerst zu töten.« Er warf einen Blick auf Tommi. »Ich bin nie so weit gekommen, mit dieser Schlampe zu schlafen. Aber ich denke, hier draußen … Warum nicht?« Finster betrachtete er Mac. »Das Problem ist nur, dass Sie vermutlich nicht tatenlos zusehen würden.« Er hob das Gewehr und richtete es auf Macs Brust.
»Nein!« Tommi wollte nach der Waffe greifen – die Macht über Macs Leben und Tod lag in Reids Händen. Sie schaffte es beinahe …
Ein schneidender Schmerz durchzuckte ihre Schulter, und sie hörte Mac brüllen: »Du verdammter Hurensohn!« Dann nahm sie wahr, wie Knochen auf Knochen prallte, bevor sie auf das nasse Moos unter ihren Füßen sackte. Sie versuchte, wieder aufzustehen, fiel wieder … alles wirkte seltsam farblos, verschwommen … dunkel.
Muss Mac helfen.
Sie zwang sich, die Augen zu öffnen – Sekunden später? Minuten später? Sie wollte sich hinknien. Blut versickerte im Moos wie roter Regen. Von ihrem … Gesicht? Ihrer Schulter?
»Mac!« Durch das Blut, das ihr über das Gesicht, über die Augen rann, konnte sie nichts erkennen. Verzweifelt wischte sie es ab. »Mac, wo bist du?«
»Ich bin hier, Tommi. Genau hier.« Dann spürte sie seine Hände auf sich, die sie überall anfassten und prüften, ob sie in Ordnung war. »Gott, wenn du nicht verletzt wärst, würde ich dich höchstpersönlich umbringen. Das war verrückt!«
Seine Stimme klang tief, ärgerlich und unglaublich besorgt. Er riss ihr den Jackenärmel ab, untersuchte ihren verwundeten Arm und atmete tief durch. »Nur ein Kratzer – doch es blutet ziemlich stark.« Er nahm sie hoch, hielt sie in den Armen.
»Reid?«, krächzte
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