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Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Titel: Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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ihm hier noch
einmal zu begegnen.

13
    „Wir hätten das nicht tun sollen“,
bemerkte Magdalena, während sie sich nach und nach den Milchschaum ihres
Capuccinos mit einem Löffel in den Mund schob.
    „Keiner konnte ahnen, dass sie
gleich in Ohnmacht fällt“, versuchte Renke sein Verhalten zu rechtfertigen, aber
er fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. Auch er hatte einen Capuccino
vor sich stehen, ihn jedoch noch nicht angerührt.
    „Ja, ich finde auch, dass die
Ravensburger völlig überreagiert hat“, versuchte es Adrian mit einem Scherz,
der jedoch ins Leere lief. Keinem von ihnen war es wirklich zum Flachsen
zumute. Was sie getan hatten, war nicht richtig gewesen, selbst wenn nun
wirklich keiner mit solch einer heftigen Reaktion der Lehrerin hatte rechnen
können.
    „Woher wusstest du eigentlich von
der Sache?“, fragte nun Mareike, die an diesem Morgen wie so häufig zu spät zum
Unterricht gekommen war und deswegen nichts von der Absprache ihrer
Kurskameraden mitbekommen hatte, sich einen kleinen Scherz mit der Ravensburger
zu erlauben. „Stimmt das überhaupt? Ich meine, hatte die wirklich was mit dem
Winter?“
    „Klar hatte die“, sagte Adrian,
„sonst hätte die doch auch nicht so reagiert. Wenn die nicht gewusst hätte, wer
das ist, wäre sie doch ganz entspannt geblieben.“
    „Außerdem haben wir doch dieses
Heft von Ben gesehen“, stimmte Renke ihm bei.
    „Welches Heft?“
    „Na, Ben hatte das Heft dabei, in
dem Raffael seine ganzen Liebschaften notiert hatte.“
    „Nee, ne?“
    „Doch. Inzwischen liegt das
allerdings bei den Bullen.“
    „Der hat nicht nur Strichlisten
geführt, sondern auch noch aufgeschrieben, mit wem er es wann getrieben hat,
oder was?“
    „Genau. Der war echt total gaga.“
Zur Unterstreichung seiner Worte fuchtelte Renke mit den Händen vor seinem
Gesicht herum.
    „Scheiße“, ließ sich Magdalena
vernehmen, und die anderen drei schauten sie betreten an. „Details hat er aber
hoffentlich nicht genannt, oder?“, fragte sie mit dünner Stimme.
    „Was für Details?“
    „Na, du weißt schon, was er genau
mit denen, mit uns ...“
    „Nee. Ähm ... nicht wirklich. Nur
so allgemeines Gelaber.“
    Für einige Minuten saßen die vier
schweigend voreinander, ein jeder von ihnen in seine Gedanken versunken.
Magdalena schaute auf das Gewirr des Wochenmarktes, das sich vor den großen
Fenstern der Kneipe ausbreitete. Genau vor ihrer Nase war gerade ein älteres
Paar heftig dabei sich zu streiten. Sie konnten sich wohl nicht einigen,
welchen Blumenstrauß sie kaufen sollten. Die Probleme möchte ich haben, dachte
Magdalena. Unter der Woche war sie eigentlich noch nie um diese Uhrzeit hier
gewesen, stellte sie fest. Schließlich hatte sie immer Unterricht gehabt. An
diesem Tag aber hatte sie einen weiteren Schritt hin zu ihrer Unabhängigkeit
gemacht. Sie hatte Adrian gefragt, ob sie mit ihm und seinen Freunden in die
Kneipe kommen dürfe. Zum Schwänzen des Religionsunterrichts. Adrian hatte sie
zunächst nur ungläubig mit großen Augen angesehen, dann aber laut
herausgelacht. „Du willst ausgerechnet Reli schwänzen?“, hatte er
hervorgesprustet und sich dann korrigiert: „Ähm, ich meine, ausgerechnet du
willst Reli schwänzen?“
    „Ja“, hatte Magdalena mit fester
Stimme geantwortet, obwohl ihr schon beim Gedanken an diese für sie bisher
undenkbare Aktion die Knie weich wurden. Was, wenn ihr Vater davon erfuhr? Er
würde toben vor Zorn, das war sicher. Vielleicht würde er sie sogar schlagen,
so wie er es schon häufiger gemacht hatte. Als sie klein war, hatte er sie sogar
mit einem Ledergürtel bestraft, wenn sie sich seiner Ansicht nach daneben
benommen hatte. Wie einen unerzogenen Hund hatte er sie behandelt. Und genau
wie der hatte sie schnell gelernt, sich ihm unterzuordnen. Denn, so hatte er
bei solchen Gelegenheiten gebrüllt, würde sie sich nicht benehmen, dann könne
er sie nicht mehr lieb haben. Und das hatte sie doch auf gar keinen Fall
gewollt. Also hatte sie sich Tag für Tag sehr viel Mühe gegeben, für ihn eine
liebenswerte Tochter zu sein. Eine, auf die er stolz sein konnte. Auf keinen
Fall aber hatte sie so sein wollen, wie ihre Tante Margret, die Schwester ihrer
Mutter, die einfach die Dinge machte, die ihr gefielen. Ja, selbst ihren Job
hatte diese nach ihrer Hochzeit und der Geburt ihrer Kinder beibehalten, obwohl
ihr Mann ein gutes Einkommen mit nach Hause brachte. Und ihre Kinder hatten
alle Freiheiten gehabt, die sie

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