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Lustig, lustig, tralalalala

Lustig, lustig, tralalalala

Titel: Lustig, lustig, tralalalala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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dem Bad ins Wohnzimmer zurückgegangen, wo man meine Anwesenheit den Kindern als plötzlichen Besuch erklärt hatte. Jeder normale Mensch wäre ja wohl in dieser Situation völlig ausgerastet und wäre auf Sybille losgegangen, um ihr büschelweise die Haare auszureißen.
    Aber ich saß nur ganz cool da und hörte ihr zu.
    Und ich erfuhr sehr viel über ihn.
     
    «Wir sind seit fünfzehn Jahren verheiratet», erzählt Sybille lachend. Sie trägt einen roten Hosenanzug, der ihr ganz ausgezeichnet steht. Sie sieht aus wie eins dieser Nichtmodels in der
Brigitte
, also natürlich und nicht so aufgedonnert wie ein richtiges Model.
    Ich kotze gleich im Strahl.
    «Als er damals mit den Eheringen vor mir stand und mir einen Antrag gemacht hat – da waren wir gerade auf Bali   –, war ich so glücklich. Und ich bin es jetzt noch.» Verzückt schaut sie auf den schönen Ring aus Platin.
    Mir hat Clemens erzählt, sie würden keine Ringe tragen. Wo ist seiner?
    «Er hat seinen mal in einem Hotelzimmer vergessen, da war ich ziemlich sauer.» Sybille scheint meine Gedanken lesen zu können. «Er hat ihn abends immer ausgezogen, weil er nicht gern mit dem Ring am Finger geschlafen hat. Tja, und dann war er weg. Na ja, was soll’s   …»
    In diesem Augenblick klingelt mein Handy, das vor mir auf dem Tisch liegt.
Clemens
steht im Display. Ich greife danach, vor lauter Nervosität fege ich es vom Tisch, und es fällt auf den Boden. Sybille bückt sich hilfsbereit und hebt es auf. «Ach», sagt sie mit ihrer freundlichen Stimme. «Sie kennen auch einen Clemens? Ist ja lustig. So häufig kommt der Name ja nicht vor.»
    Während ich das Handy nehme und damit rausgehe, höre ich sie «Unser Weihnachtsmann wurde gerade von Clemens angerufen» sagen, und alle lachen.
    «Hallo!» Wie absurd das alles ist. Ich stehe in Clemens’ Flur und schaue auf einen seiner Mäntel.
    «Ich schaffe es heute nicht mehr», sagt Clemens leidend. «Meine liebe Frau zetert schon wieder den ganzen Abend rum. Nichts ist gut genug für sie. Die Kinder sind total aufgedreht und haben sich vor lauter Aufregung schon übergeben. Dreimal darfst du raten, wer den ganzen Dreck wegmachen konnte. Und das am Heiligen Abend.»
    Das kann ich so nicht ganz bestätigen. Sybille ist bester Laune, und gekotzt hat auch keiner. Noch nicht. Mir ist heiß, und am liebsten würde ich meine Bluse ausziehen, weil ich so schwitze, weil das aber natürlich nicht geht, beschränke ich mich darauf, die oberen beiden Knöpfe aufzumachen.
    «Wo bist du?», frage ich dann und könnte mir im selben Augenblick auf die Zunge beißen.
    Nun flüstert Clemens. «Ich bin in den Flur gegangen», bekomme ich erklärt, und beinahe erschrecke ich mich, dann aber muss ich lachen. Hier ist niemand außer mir.
    «Du Armer.» Weil ich einen Vollschlag habe, beginne ich, die Situation witzig zu finden. Ein bisschen nur, denn nach wie vor interessiert es mich brennend, wo Clemens steckt.
    «Drinnen singen sie blöde Weihnachtslieder», jammert er.Auch das stimmt nicht. Drinnen unterhalten sich die Leute angeregt. Es ist ein gelungener Abend. Ein Weihnachten, wie es im Buche steht, bis auf die Tatsache, dass eine gewisse Person fehlt.
    «Du Armer.» Pflichtschuldig bemitleide ich ihn. Würde ich jetzt zu Hause sitzen, wäre ich sauer. Noch saurer wäre ich, wenn ich die Strapse schon angehabt hätte. Aber ich hätte mir ja alleine in Strapsen
Der kleine Lord
oder weiß der Geier was anschauen können. Das hat ja auch was.
    «Es gab Dosenfraß», geht es weiter. Ich glaube nicht, dass der leckere Rehbraten aus einer Konservendose stammt, aber das binde ich ihm nicht auf die Nase.
    «Ich melde mich die Tage bei dir», verspricht mir Clemens. «Immer wenn ich telefonieren kann.»
    «Ist gut.»
    «Tschüs.»
    Er fragt noch nicht mal, wie ich den Abend verbringe.
     
    Während ich langsam zu den anderen zurückgehe, wird mir die Absurdität der ganzen Situation bewusst. Es ist so lächerlich. Und wenn ich bloß wüsste, wo Clemens sich gerade befindet. Bei wem er sich aufhält. Oder hat er sich eine Auszeit genommen und ist allein? Muss er nachdenken über alles und will zu einer Entscheidung kommen, bei der ich die Gewinnerin sein werde? Aber warum hat er mir das dann nicht gesagt?
     
    «Noch einen Wein?», fragt Sybille gut gelaunt, und ich nicke. Natürlich möchte ich einen Wein. Sie gießt mir das Glas voll, und dann stockt sie plötzlich und starrt auf meinen Hals.
    «Was ist denn das für eine

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