Lustig, lustig, tralalalala
aufgestanden, seine dunkelgrünen Augen mit den gelben Sprenkeln, die bezaubernden Sommersprossen, die das gesamte Gesicht bedecken! «Wo ist denn Frau Gutmann?», frage ich dann etwas erschrocken, weil wir ja von seiner Angestellten erwischt werden könnten.
«Hab ich nach Hause geschickt», verkündet er mit einem Augenzwinkern. Lachend umarme ich ihn.
«Ich hab dich vermisst», flüstere ich Gunnar dabei ins Ohr und ziehe ihn ganz fest an mich heran.
«Moment», nuschelt er zurück und schiebt mich sanft aus dem Schaufenster in den Laden. «Die Leute können uns ja sehen!»
«Ja, und?», sage ich schmollend. «Bei uns ist schließlich schon Weihnachten, das Fest der Liebe!» Gunnar kichert.
«Soso, das Fest der Liebe. Dann wollen wir uns mal danach richten.» Er schiebt seine Hände unter meinen Pulli und nestelt am Verschluss meines BHs herum.
«He!», protestiere ich und schiebe ihn ein Stückchen von mir weg. «Hier kann jeden Moment jemand reinkommen.» Gunnar schüttelt den Kopf.
«Wir haben schon nach sechs, und ich hab gerade die Tür abgeschlossen.» Wieder macht er sich an meinem Büstenhalter zu schaffen, lachend plumpsen wir auf das Sofa neben der Umkleidekabine. Da liegen wir also und knutschen wie die Teenager, innerhalb von Sekunden hat Gunnar mir Rock und Pullover ausgezogen.
«Mir wird kalt», jammere ich in gespielt weinerlichem Tonfall.
«Gleich wird’s wärmer», verspricht Gunnar, nimmt mich fest in den Arm und bedeckt meinen ganzen Körper mit Küssen. Ich weiß nicht, wie viele Schäferstündchen wir hier auf diesem Sofa schon hatten. Aber was ich weiß, ist, dass es sich ganz plötzlich nicht mehr richtig anfühlt. Vielleicht sind es die Weihnachtslieder, die mir aufs Gemüt geschlagen haben, was weiß ich. Nach fünf Stunden «Oh, du fröhliche» und «Es ist ein Ros entsprungen» ist es schwierig, sich unheilig zu fühlen. Ja, es ist das Fest der Liebe. Der Liebe – und nicht der schnellen Nummer auf einem Sofa mitten in einer Herrenboutique.
«Gunnar.» Ich blicke ihm ernst in die Augen.
«Ja?» Ernster Blick zurück.
«Was ist mit deiner Frau?»
«Was soll mit meiner Frau sein?» Ich liebe es, wenn er sich blöd stellt!
«Du weißt schon, was ich meine!» Gunnar seufzt und stützt seinen Kopf auf die Hand. «Wann sprichst du mit ihr?»
«Meine Süße, das habe ich dir doch schon gesagt: Bis Weihnachten ist alles geregelt. In zwei Wochen hat sie ihre letzte Staatsexamensprüfung geschrieben, dann kann ich ihr alles erzählen. Ich schwöre, ich werde mich von Natalie trennen, weil ich dich liebe.»
«Wirklich?» Ich suche – wie schon so oft – in seinen Augen nach einem Anhaltspunkt, ob er es auch wirklich ernst meint. Er erwidert meinen Blick unumwunden, kein verräterisches Zucken, kein gar nichts, was darauf hinweisen würde, dass er nicht die Wahrheit sagt. Nachdem wir uns einen Moment lang nahezu fixieren, fängt Gunnar an zu grinsen.
«Ach, Luzie», seufzt er und drückt mir einen dicken Kuss auf. «Ich will nichts weiter als mit dir zusammen sein. Vertrau mir! Dieses Jahr feiern wir unser erstes gemeinsames Weihnachten.» Dann beugt er sich wieder zu mir hinunter, wir versinken in einem langen, zärtlichen Kuss. Nur noch zwei Wochen, hämmert es in meinem Kopf. Nur noch zwei Wochen, dann können wir endlich immer zusammen sein.
«Ich liebe dich», flüstere ich ihm ins Ohr und ziehe ihn noch ein bisschen fester an mich heran.
«Ich liebe dich auch», erwidert er und fängt an, mir die Träger meines BHs von den Schultern zu schieben.
Klimper. Ein Geräusch lässt uns beide hochfahren. Gunnar wird mit einem Schlag kreidebleich.
«Die Tür!», ruft er erschrocken.
«Aber du hast doch abgeschlossen», beruhige ich ihn. Er springt trotzdem auf, zieht mich hoch und ordnet dann hektisch seine Klamotten.
«Ja, aber da schließt gerade jemand auf.» Mit einem grobenSchubser befördert er mich ins Schaufenster, unsanft lande ich mitten zwischen Geschenken, Christbaumkugeln und Engelshaar. «Das ist meine Frau!» In diesem Moment fährt auch mir der Schrecken in die Beine. Klar, seine Frau hat einen Schlüssel! «Ich komme gleich wieder», ruft Gunnar aus, betätigt den Schalter neben dem Schaufenster, sodass das Eisengitter zum Laden geräuschvoll herunterfährt.
«Moment!», will ich protestieren, aber in diesem Moment höre ich schon die Stimme von Gunnars Frau im Laden.
«Vertrau mir», zischt er mir noch zu, dann begrüßt er in erfreutem Tonfall seine
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