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Lustig, lustig, tralalalala

Lustig, lustig, tralalalala

Titel: Lustig, lustig, tralalalala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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bei ProSieben, bei «Nightwash» im WDR und auf Comedy Central, in der «Schillerstraße» auf Sat.1 etc. Er ist einer der Autoren der Kolumne «Abpfiff» in Deutschlands größtem Fußballmagazin «Kicker». Bei Wunderlich erschien 2010 sein erster Roman «Ich mach dir Betonschuhe».

Anne Hertz
Weg vom Fenster
    I ch bin meiner Zeit voraus. Meistens so um zwei Monate. Wenn im Januar alle mit dicker Pudelmütze, Strickpulli, Schal und Daunenjacke durch den Hamburger Schnee stapfen, hantiere ich bereits mit Ostereiern, Krokussen und angesagten Pastelltönen. Im Juli – bei dreißig Grad im Schatten und sechzehn Sonnenstunden pro Tag – beschäftige ich mich mit den neuen Tweedstoffen und hocke in einem Haufen aus Kunstlaub. Und jetzt, ganze acht Wochen vor Weihnachten, jault ein Kinderchor «Oh, du fröhliche» aus meinem mitgebrachten C D-Player , um mich in die richtige Stimmung zu bringen. Draußen vor dem Fenster kämpfen sich eilige Passanten durch die Herbststürme, drinnen in meiner Welt zieht eine Dame im kurzen Weihnachtsmannkostüm einen Holzschlitten, auf dem drei Herren in topaktueller Wintermode sitzen. Alle haben ein paar Flocken Kunstschnee im Haar, zu ihren Füßen liegen bunte Geschenkepäckchen und glitzernde Christbaumkugeln. Zufrieden betrachte ich mein Tagewerk. Ja, alles schön weihnachtlich, so kann es bleiben.
    Seit vier Jahren arbeite ich selbständig als Schaufensterdekorateurin. Wenn Sie mal in Ruhe den Eppendorfer Weg entlangschlendern – etwa jede zweite Geschäftsauslage habeich gestaltet. Jedenfalls die, vor denen man stehen bleibt und denkt: Mensch, hier hat sich ja jemand mal was einfallen lassen! Angefangen hat alles mit der Boutique einer Freundin. Festliche Herrenmode. Schwieriges Thema zum Dekorieren. Die wenigsten Männer sehen gut aus, wenn man sie in bunte Schals wickelt und überall Glitzer verteilt. Meine Freundin fragte mich – zu der Zeit hielt ich mich gerade mit diversen Gelegenheitsjobs über Wasser   –, ob ich nicht eine Idee hätte, die Auslage etwas attraktiver zu gestalten. Hatte ich. Eine Woche später rekelte sich eine blonde Schaufensterpuppe im pinkfarbenen Marilyn-Monroe-Kleid zwischen vier knienden Herren, die ihr Diamanten-Colliers zu Füßen legten. Die Reaktion darauf war phänomenal: Nach nur einem Monat hatte sich der Umsatz meiner Freundin glatt verdreifacht, eine Tageszeitung berichtete über mich («Luzie Schröder ist alles andere als weg vom Fenster»), Geschäftsbesitzer rannten mir die Bude ein, und ich konnte alle meine McJobs kündigen. Hach, das war eine schöne Zeit – wäre mal alles so geblieben!
    Aber dank meines kreativen Einsatzes konnte meine Freundin ihren Laden nach einem Jahr äußerst gewinnbringend verkaufen und sich endlich ihren langersehnten Traum erfüllen: Sie zog mit ihrem Freund nach Tarifa und eröffnete dort eine Surfschule. Ich blieb in Hamburg und kümmerte mich weiter um ihre Boutique. Und um den neuen Besitzer, Gunnar Heusler. Bereits bei unserer ersten Begegnung wusste ich: Dieser Mann und ich, wir sind vom Schicksal füreinander bestimmt! Leider hatte das Schicksal davon noch nichts mitbekommen, denn Gunnar war bereits seit einigen Jahren verheiratet. Aber weder er noch ich störten uns an solchen Kleinigkeiten, sofort begannen wir eine heftige Affäre, die bis heute andauert. Auch in diesem Punkt bin ich meiner Zeit voraus. Denn währenddie meisten Frauenzeitschriften ja propagieren, dass man sich niemals nie auf einen verheirateten Mann einlassen soll, bin ich mir ganz sicher: Gunnar wird seine Frau verlassen. Er hat es mir versprochen. Sobald der richtige Zeitpunkt gekommen ist, ist er weg. Spätestens dieses Jahr zu Weihnachten, dann hat seine Frau ihr zweites Staatsexamen in der Tasche. Und dann sitzen Gunnar und ich am Heiligen Abend in trauter Zweisamkeit unter dem Christbaum und diskutieren darüber, wie wir in der nächsten Woche die Frühjahrskollektion ins rechte Licht rücken wollen. Ja, ich freue mich schon drauf!
    «Hallo, mein kleiner Weihnachtsmann!» Gerade drapiere ich noch ein wenig Engelshaar zwischen die Lichterkette der Kunsttanne, da legt der tollste Mann der Welt von hinten seine Arme um mich und bläst mir seinen warmen Atem in den Nacken.
    «Da bist du ja!» Erfreut drehe ich mich zu ihm um und stelle mal wieder fest, dass mein Herz immer noch einen Hüpfer macht, wenn ich ihn sehe. Diese niedlichen blonden Locken, die immer ein bisschen so aussehen, als wäre er gerade erst

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