Lustnächte
Bände.
„Das glauben viele.“
„Aber ich weiß es mit Sicherheit. Das ist ein Unterschied.“ Er erzählte ihr von dem Pergament.
„Jean-Luc ist in Paris. Er hat sich dort mit einem Experten für alte Schriften getroffen. Und der hat festgestellt, dass es echt ist. Willst du wissen, was drinsteht?“
„Natürlich.“
Ohne weitere Umstände zog er Beatrix zu sich heran, setzte sie einfach vor sich, schlang seine Arme um sie und drückte sie gegen seine breite Brust.
„Ich wusste doch, dass es nicht umsonst ist.“
Sie machte keinen Versuch, sich zu befreien, stellte er erfreut fest. Als er weitersprach, war sein Mund ganz dicht neben ihrem Ohr.
„Also?“, raunte er. „Willst du es wissen und dann mit mir gemeinsam danach suchen?“
„Ja, ich will.“
Er konnte sich denken, dass sie ihm kein Wort glaubte. Aber immerhin ging sie auf sein Spiel ein.
„Also, dann hör zu, mein kleines, neugieriges Kätzchen …“ Seine Nasenspitze streifte ihr Ohrläppchen. „Ein gewisser Jacques de Molay …“
„… der letzte Großmeister der Tempelritter.“
„Eben der. Er schreibt in diesem Pergament, das auf den 11. Oktober 1307 datiert ist, dass er einem gewissen de Blanchefort dreißig Truhen mit geheimen Dokumenten, Goldschätzen und unschätzbar wertvollen Reliquien schickt. Er vertraut sie ihm an, damit er sie vor dem Zugriff König Philipps in Sicherheit bringt. De Molay schreibt, er habe aus sicherer Quelle erfahren, dass Philipp mit dem Papst die Zerschlagung seines Ordens plane. Und er schreibt weiter, dass er die Truhen noch an diesem Tag vom Pariser Temple, ihrem Hauptquartier, aus auf den Weg nach La Rochelle an der Atlantikküste schickt, wo dreizehn Schiffe der Templer vor Anker lägen. Ein Teil der Schiffe laufe nach Schottland aus, ein anderer Teil nach Bornholm, der dritte liefe Häfen in Spanien an und ein weiterer Teil Häfen in Südfrankreich. Er legte diesem de Blanchefort ans Herz, die Truhen zu verbergen, und zwar wie geplantfür den Notfall an dem dafür angelegten Ort. Wo immer das ist.“
„Und du glaubst jetzt, die Truhen seien noch immer dort. Wo immer das ist.“
„Schon möglich, oder? Niemand behauptet bisher, sie gefunden zu haben.“
„Jacques de Molay wurde am 13. Oktober 1307, also zwei Tage, nachdem er diesen Brief geschrieben und die Truhen auf den Weg gebracht hat – mal vorausgesetzt, es war tatsächlich so – verhaftet und mit ihm in einer groß angelegten Aktion der allergrößte Teil der Templer. 1314 wurde er auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Glaubst du wirklich, keiner dieser Männer habe das Versteck verraten? In all den Jahren in der Bastille? Und unter der Folter?“
„Ich bin mir ziemlich sicher, außer de Molay hatte keiner etwas zu verraten. Er wird seinen Notfallplan nicht mit mehr Mitwissern geteilt haben als unbedingt nötig. Möglicherweise wussten nicht einmal jene, die den Schatz wegbrachten, was sie transportierten. Ich glaube auch, dass mehrere Wagenkolonnen den Temple in dieser Nacht verließen. Vielleicht sogar alle mit dem Ziel La Rochelle. Aber den tatsächlichen Schatz wird man nur auf eines oder zwei der Schiffe gebracht haben, während man die anderen mit Wertlosem belud. Dann liefen alle mit verschiedenen Zielen aus, um etwaige Zeugen der Aktion zu verwirren. Aber wohin hat man den Schatz gebracht? Schottland? Bornholm? Spanien? Oder blieb er doch in Frankreich? Es gibt der Möglichkeiten viele.“
Beatrix drückte sich fester an seine Brust. Die Sonne war vollends im Meer versunken und ein kühler Wind war aufgekommen. Ihre Locken kitzelten sein Gesicht. Sie roch irgendwie nach Sonne, Meer und … Lavendel? Und sie fühlte sich wunderbar warm an. Er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar und schlang seine Arme noch ein wenig fester um sie. Er musste sie einfach für diese Schatzsuche begeistern.
„Du hast das Naheliegendste außer Acht gelassen. Diese Truhen könnten ihr Ziel nie erreicht haben. So wie man de Molay das Vorhaben des Königs zugetragen hat, könnte man umgekehrt auch diesem den Plan der Templer, ihre Wertsachen fortzuschaffen, hinterbracht haben. Er könnte die Wagen abgefangen haben. Es ist zwar allgemein bekannt, dass er nach ihrer Verhaftung nicht müde wurde, dem Papst zu klagen, es seien kaum Wertsachen bei den Templern gefunden worden, aber das muss nichts heißen. Vielleicht wollte er einfach nicht mit Papst Clemens teilen.“
„Auch diese Möglichkeit besteht“, gab er zu und streifte mitseiner
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