Lustnächte
Nasenspitze ihren Hals.
„Und dann beantworte mir noch eine Frage: Wie kommt dieses Pergament in die Abtei von Landévennec in der Bretagne? Könnte man den Schatz ebenfalls hierhergeschafft haben und La Rochelle verließen nur wertlose Koffer und Truhen?“
Seine Nasenspitze liebkoste gerade zärtlich ihren Nacken, daher gab er keine Antwort.
„Hallo?“
„Ich höre dir durchaus zu. Aber ich weiß nicht, wie das Pergament dorthin gelangt ist.“ Er drückte kleine Küsschen auf ihren Nacken. Feine Härchen kitzelten seine Lippen. Er fühlte sich ihr wunderbar nah.
„Es gibt noch eine weitere Variante. Sie haben den Schatz geteilt und auf alle Schiffe verladen. Jedes davon brachte einen Teil in eine andere Himmelsrichtung, um das Risiko des Verlustes ziemlich gering zu halten. Vielleicht ist dieses Pergament ja nicht das einzige, das de Molay geschrieben hat. Die Templer hatten überall Niederlassungen und gewiss auch Helfer und Sympathisanten außerhalb des Ordens.“
Er küsste sie gedankenverloren auf den Hinterkopf.
„Schon möglich. Allerdings …“
„Was allerdings?“
„Jean-Luc sagte etwas von einer Grabplatte, die aus Rennes-le-Château stammt. Angeblich der Grabstein einer gewissen Marie de Nègre d’Ablès. Sie war Herrin von Blanchefort. Und an einen de Blanchefort war dieser Brief gerichtet. Vielleicht könnte es einen Zusammenhang geben. Und noch etwas: Auf dieser Grabplatte, dieser Dalle, scheint die gleiche Zeichnung abgebildet zu sein wie in der unteren rechten Ecke unseres Pergaments.“
„Eine Zeichnung?“
„Ja, ein kleines Dreieck in einem größeren und einige lateinische Wörter.“
„Welche?“
„Keine Ahnung. Jean-Luc geht der Sache gerade nach. Aber hör zu, was ich denke. Nehmen wir einmal ganz verwegen an, dieses Zeichen ist eine geheime Kennung, die die Templer untereinander verwendet haben. Und nehmen wir ferner an, das eine oder andere Familienmitglied der Blancheforts war ebenfalls Mitglied des Ordens oder dem Orden zumindest verbunden. Eher Letzteres, denn de Molay hätte gewiss seine Wertsachen nicht zu jemandem geschickt, der ebenfalls von einer Festnahme bedroht war. De Molay vertraute ihnen also den Schatz oder auch nur einen Teildavon an. Sie hüteten ihn nach der Zerschlagung des Ordens. Ihn später selbst zu verwenden, hätte viele Fragen zu diesem plötzlichen Reichtum bedeutet. Also hielten sie ihn versteckt und gaben dieses Geheimnis über Generationen weiter, wobei sie dieses Geheimzeichen verwendeten. Auf jeden Fall scheint es in einem engen Zusammenhang mit den vier Dokumenten zu stehen, die Abbé Saunière bei der Renovierung der Kirche in Rennes-le-Château gefunden haben soll. Zumindest behauptet das ein gewisser de Sède in seinem Buch.“
„Behauptet dieser de Sède, er besitze die Originaldokumente?“
„Jedenfalls hat er Kopien davon veröffentlicht. Jean-Luc will morgen zurück sein. Dann werden wir sehen, was er erreicht hat.“
„Also denkst du, dieser Schatz der Tempelritter ist identisch mit dem Schatz, den Abbé Saunière gefunden haben soll. Du bist dir aber im Klaren darüber, dass diese Spekulationen alles andere als neu sind. Die Erde von Rennes-le-Château ist von Glücksrittern aus aller Welt regelrecht umgepflügt worden, ohne dass einer je den geringsten Erfolg zu verzeichnen gehabt hätte.“
„Das ist mir durchaus bewusst“, murmelte er undeutlich in ihre Locken hinein. „Aber wir wissen jetzt, dass es ihn geben muss.“
„Aber es ist keinesfalls sicher, dass er nach Südfrankreich gebracht wurde.“
Sie war wirklich hartnäckig.
„Nein. Das behaupte ich auch nicht. Aber diese Grabplatte ist ein erster Hinweis, dem ich nachzugehen gedenke. Wirst du mir helfen?“
Sie drehte den Kopf und schaute ihm in die Augen. War sie neugierig genug, um darauf einzugehen?
„In Ordnung. Finden wir den Schatz.“
Beatrix war sich im Klaren, dass diese Schatzsuche erfolglos enden musste. Und genauso gut wusste sie, was Pierre von ihr wollte. An seinen Absichten gab es nichts zu deuten. Aber seine Anmache war originell. Mit einer Schatzsuche hatte es bislang noch keiner probiert. Doch das war nicht der einzige Grund, weshalb sie auf sein Spiel eingegangen war. Pierre war ein ausgesprochen anziehender Mann. Alles an ihm wirkte ungeheuer männlich. Die Frauen mussten ihm reihenweise zu Füßen liegen. Wenn sie blieb, konnte es durchaus in einem emotionalen Desaster enden. Sie schob alle Bedenken beiseite. Er hatte deutlich
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