Lustnächte
und dich heiraten.“
Beatrix funkelte ihn an. Was hatte sie nur?
Als sie auch noch schnippisch anmerkte, dass sie eine feste Bindung an ihn nie im Leben und unter keinen Umständen in Betracht ziehen würde, kratzte diese Ablehnung gewaltig an seinem Selbstbewusstsein. Aber hatte sie je gesagt „Ich liebe dich“? Nein. Offenbar ging ihre Zuneigung noch immer nicht über die rein körperliche Anziehung hinaus. Aber Nachfragen ließ sein Ego auch nicht zu. Und schon gar nicht, wenn sie in dieser kriegerischen Stimmung war. Er würde gewiss mehr Erfolg haben, wenn er nicht nur ihr Hinterteil, sondern auch ihren Intellekt ein wenig streichelte. Genau. Er sollte ihre Meinung zu all den Neuigkeiten, die sie über den Schatz herausgefunden hatten, einholen. Das würde ihr ein Gefühl für die Wichtigkeit ihrer Mitarbeit geben und ihr gesträubtes Fell glätten. Tatsächlich ließ Beatrix sich unschwer in eine Diskussionüber Saunière und Kollegen hineinziehen. Zielstrebig lenkte Pierre seine Schritte in Richtung des Parks in der Hoffnung, ein lauschiges Plätzchen zu finden. Irgendwie war ihm immer noch ein wenig schummrig. Die paar Flaschen Rotwein, die er mit dem redseligen Wirt geleert hatte, konnten daran doch wohl kaum schuld sein. Beim Park angekommen, zog er den Geldbeutel aus der Gesäßtasche und zahlte das Eintrittsgeld.
„Sie nehmen tatsächlich Eintritt“, stellte Beatrix unnötigerweise fest.
„Ja, sie vermarkten sich schlitzohrig. Obwohl ihnen die Touristen lästig sind, versäumen sie es nicht, sich an ihnen zu bereichern.“
Die Broschüre, die man ihm mit dem Wechselgeld gegeben hatte, reichte er unbesehen an Beatrix weiter, die sie unverzüglich studierte.
„Oh, sieh mal! Abbé Saunière wurde vom Dorffriedhof in ein Grab im Park umgebettet.“
„Kann ich mir denken“, entgegnete er. „Sein Grab wird einer ihrer Touristenmagneten sein. Auf dem örtlichen Friedhof können sie keinen Eintritt verlangen. Hier schon. Aus dem gleichen Grund sind wohl auch die Öffnungszeiten der Kirche eingeschränkt. So leiten die den Touristenstrom zu den kostenpflichtigen Sehenswürdigkeiten um.“
Heute allerdings floss dieser Strom eher spärlich. Sie fanden nach ihrem Rundgang eine freie Bank zwischen noch blühendem Hibiskus. Saunières Grab hatte nicht viel hergegeben. Beatrix war erwartungsgemäß begeistert gewesen. Allerdings aus rein touristischer Sicht. Für ihre Suche war das Grab nicht relevant. Die lauschige Bank ging schon eher mit Pierres Interessen konform. Er legte Beatrix den Arm um die Taille und zog sie heran. Es war schön, sie dicht bei sich zu spüren. Ihm fielen ohne nachzudenken tausend Dinge ein, die er jetzt lieber mit ihr gemacht hätte, als über längst dahingeschiedene Priester zu diskutieren. Aber daran führte kein Weg vorbei. Als erstes musste ihr Selbstbewusstsein aufgebügelt werden. Dann konnte man zu den wirklich wichtigen Dingen übergehen.
„Nun, was denkst du?“
„Worüber genau?“
„Über alles, was wir über Saunière und seine Umgebung erfahren haben.“
„Gut. Fangen wir zu der Zeit an, als Saunière als Pfarrer nach Rennes-le-Château kam. Erst renoviert er allein an seiner Kirche und hat nur den Plan, das Nötigste instand zu setzen. So kostengünstig,wie möglich. Dann aber stellt er einen Prachtbau hin, für den er alle möglichen Künstler anheuert. Also muss er zu dieser Zeit zu Geld gekommen sein. Und zwar zu sehr viel Geld, das er zu Beginn der Renovierungsarbeiten noch nicht hatte. Was denkst du?“
„Ich möchte wissen, was du denkst“, erwiderte er und streichelte leicht über ihre Schulter.
„Wenn du so weitermachst, denke ich bald überhaupt nicht mehr.“
„Okay.“ Er unterließ weitere Aktivitäten und begnügte sich damit, sie einfach an sich zu drücken. Wie herrlich warm sie sich anfühlte.
„Wenn wir Jean-Lucs Aussagen über die Bankgeschäfte von Saunière in Betracht ziehen, fand er in dieser Kirche etwas, womit er jemanden erpressen konnte“, grübelte Beatrix. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es diese beiden Pergamente mit Auszügen aus der Bibel gewesen sein sollen.“
„Auch mir erscheinen sie nicht für eine Erpressung geeignet“, stimmte er zu und küsste ihren Nacken.
„Wir müssten wissen, worum es sich bei den anderen beiden Pergamenten handelt. Ob Jean-Luc etwas Neues weiß?“
„Ich werde ihm später eine SMS schicken“, antwortete er ausweichend. „Zusammen mit den Fotos, die wir in der Kirche
Weitere Kostenlose Bücher