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Lustnächte

Lustnächte

Titel: Lustnächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara DuMont
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Abbé Saunière nicht in der Lage war, Quittungen und Belege beizubringen. Aber Monsignore Beausejour gab ihm eine letzte Chance. Ihm war daran gelegen, dieSache ohne noch mehr Aufsehen aus der Welt zu schaffen. Er wollte, dass der Pfarrer die Summen, die er nach seiner Meinung von der Kirche unterschlagen hatte, unverzüglich zurückzahlte. Aber da hatte er sich getäuscht. Unser Pfarrer dachte nicht im Traum daran. Diesmal legte er fristgerecht Originalurkunden vor, aus denen hervorging, dass sein vermeintliches Vermögen einschließlich des Grundeigentums nicht ihm, sondern Marie Dénarnaud gehörte.“
    „Aha?“ Er hatte es ihr also nur überschrieben, um es vor der Kurie in Sicherheit zu bringen. Die Frage war also geklärt.
    „Ja, genau. Und als der Bischof hörte, dass sein vermeintlicher Besitz in Wahrheit seiner Haushälterin gehörte …“
    „ …von der die Kirche es nicht einziehen konnte …“
    „Richtig. Und weil der Bischof das als eine persönliche Niederlage ansah, enthob er Abbé Saunière seines Amtes.“
    „Welche Niedertracht“, sagte er genau in dem Ton, von dem er glaubte, dass Madame Junot ihn hören wollte. Eine gute Informationsquelle wie sie musste man am Sprudeln halten.
    „Sie sagen es. Aber sein Nachfolger, Abbé Marty, hatte keinen Erfolg in unserem Dorf“, erklärte Madame Junot und ihr rundes Gesicht leuchtete vor Genugtuung. „Die Leute erinnerten sich gut an Abbé Saunières Großzügigkeit und besuchten lieber seine Messen im Wintergarten der Villa Béthania als die von Abbé Marty in der Kirche.“
    „Der Monsignore war darüber sicher nicht sehr erfreut?“
    „Allerdings nicht. Es war der Auftakt zu langwierigen Prozessen“, gab Madame Junot zu. „Sein Bischof klagte ihn an, schwarze Messen zu lesen.“
    „Sieh an. Das würde hervorragend in das Bild passen, das ich mir von ihm gemacht habe“, sagte er und beobachtete aus den Augenwinkeln Beatrix.
    „Ich glaube, du hast eine vollkommen falsche Vorstellung, was Madame Junot mit ‚Schwarzen Messen‘ meint“, erwiderte sie. „Die römisch-katholische Kirche war damals noch sehr streng. Wer es auch nur wagte, einen Nicht-Katholiken zu heiraten, wurde von den Segnungen der Kirche ausgeschlossen. Man wurde exkommuniziert. Ich bin sicher, Madame Junot meint, dass Abbé Saunière sich keinesfalls Schwarzer Magie hingegeben hat, sondern dass er für solche Leute unerlaubterweise Toten- oder Seelenmessen las. Ihre Angehörigen waren wohl bereit, dafür in nicht unerheblichem Maße zu bezahlen. Habe ich recht, Madame?“
    „Ja, genau das meinte ich“, gab sie zu, sichtlich erleichtert, dassBeatrix sie verstand. „Der Abbé war nicht der Einzige. Viele Priester besserten damit ihre Kasse auf. Aber viele von Saunières höhergestellten Freunde verstanden das nicht und zogen sich zurück.“
    „Wäre es nicht angebracht gewesen, dass er sich in ein Kloster zurückzieht und für seine Sünden büßt, nachdem man ihn suspendiert hatte?“ Er konnte einfach nicht locker lassen.
    „Er hat es nicht getan“, giftete Madame Junot. „Aber seien Sie versichert, Monsieur LeBreton. Trotz aller Sympathien seiner Schäfchen gingen diese Prozesse nicht spurlos an dem armen Mann vorüber. Seine Gesundheit hat sehr darunter gelitten.“
    „Der Ärmste.“
    „Und dann kam der Erste Weltkrieg. Ach ja, auch Rennes-le-Château verschonte er nicht.“ Madame Junot seufzte. „Auch uns erreichten Einberufungsbescheide und Listen von Gefallenen. Und der Bischof von Carcassonne hatte jetzt andere Dinge zu bedenken als die Vergehen eines Landpfarrers. Was dem Abbé wieder ein wenig Luft zum Atmen verschaffte. Und in Rom kam ein neuer Papst an die Macht, Benedikt XV. Er war etwas liberaler eingestellt als sein Vorgänger und der Prozess um Abbé Saunière wurde wieder aufgenommen. Das Urteil fiel eher milde aus. Er wurde wieder als Pfarrer unserer Gemeinde eingesetzt und die Strafmaßnahmen des Bischofs außer Kraft gesetzt. Ihm wurde lediglich eine Wallfahrt nach Lourdes auferlegt. Was er auch annahm. Und als er zurückkehrte, nahm er seine Tätigkeit als Pfarrer in vollem Umfang wieder auf.“
    „Und zwischen ihm und Marie Dénarnaud herrschte weiterhin bestes Einvernehmen?“, fragte er. „Und gaben sie weiterhin Unsummen aus?“
    „Nun, wie ich schon sagte. Sie nahmen ihr gewohntes Leben wieder auf. Allerdings nicht für sehr lange. Noch vor dem Ende des Krieges, im Januar 1917, starb der Abbé. Nach seinem Tod zog Marie sich fast

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