Lustnächte
hoffe, du bist uns nicht böse.“
Pierre lächelte Beatrix erleichtert zu. Mit einem Schlag sah seine Welt wieder freundlicher aus.
„Du kannst allerdings gern noch bleiben und dich dem Nachtlebenvon Rennes-le-Château hingeben“, bemerkte er hoffnungsvoll. Aber natürlich blieb Jean-Luc nicht, sondern heftete sich lästig an ihre Fersen.
Der Mann im schwarzen Anzug griff zum Handy und wählte die Nummer seines Auftraggebers, um Bericht zu erstatten. Und um Verstärkung anzufordern. Es dürfte schwierig werden, allein alle drei gleichzeitig im Auge zu behalten. Gerade jetzt, da die Sache konkrete Formen anzunehmen begann.
Am nächsten Morgen gelang es Pierre nicht, als Erster das Bad zu erobern. Natürlich nicht. Beatrix war ihm stets eine Nasenlänge voraus. Und heute früh hatte sie es überraschend eilig gehabt. Seine sämtlichen Annäherungsversuche waren auf Grund gelaufen. Enttäuscht klatschte er sich Schaum ins Gesicht und begann, sich zu rasieren. Warum hatte es ihr so pressiert? Jean-Luc. Sicher saß sie schon fröhlich mit ihm unten am Frühstückstisch. Verdammt! Jetzt hatte er sich auch noch geschnitten. Er fluchte gotteslästerlich. So konnte das nicht weitergehen. Beatrix wollte heute Morgen zu dieser Freundin von Madame Junot nach Rennes-les-Bains. Wenn sie aus dem Weg war, würde er mit Jean-Luc reden. Wenn er es nicht tat, sanken seine Chancen auf eine Zukunft mit Beatrix ins Bodenlose. Es war kaum zu übersehen, dass sie sich von diesem Halunken angezogen fühlte. Und das, nachdem er ihr schon hundertmal gesagt hatte, wie sehr er sie liebte. Er wusch sich den Rasierschaum aus dem Gesicht. Dann griff er nach seinem Hemd und ging nach unten, um zu sehen, was noch zu retten war.
Wie erwartet saß Jean-Luc schon am Tisch und unterhielt die Damen mit seinem seichten Geschwätz.
„Oh, Sie sehen aber ein wenig übernächtigt aus, Monsieur LeBreton“, sagte Madame Junot mitleidig statt eines „Guten Morgen“. Wunderte das vielleicht irgendwen?
„Haben Sie schlecht geschlafen? Setzen Sie sich erst einmal und trinken Sie einen schönen, starken Kaffee.“
Jean-Luc musterte ihn ungerührt.
„Du siehst tatsächlich mitgenommen aus. Falls dir das alles allein ein wenig zu anstrengend wird …“
Um Himmels willen! Pierre wusste genau, wie er das meinte.
„Danke. Ich komme sehr gut allein zurecht“, knirschte er.
„Wie du meinst. Falls ich etwas für dich tun kann, sag es ruhig. Verfüge einfach über mich.“
Wenn Pierre noch den geringsten Zweifel an Jean-Lucs Absichten gehabt hatte, diese Äußerung belehrte ihn spätestens jetzt eines Besseren. Sein Freund änderte sich nie. Nicht, was Frauen anging. Es blieb ihm gar nichts anderes übrig, als sich zu erniedrigen und ihm zu sagen, was passiert war. Wie peinlich es auch immer werden würde. Konnte sich nicht einfach der Erdboden auftun und diesen verdammten Kerl verschlingen?
„Ich werde Hélène anrufen und ihr sagen, dass Sie sie heute Morgen besuchen möchten, Madame LeBreton. Sie wird sich sehr freuen.“
Madame Junot verließ die Küche, um zu telefonieren.
„Was ist los mit dir, Pierre?“ Beatrix sah fragend zu ihm herüber.
„Nichts“, log er. „Ich dachte nur eben, ich sollte dir vielleicht ein paar Instruktionen für dieses alte Fräulein mitgeben. Du solltest …“
„Ach komm, Pierre. Béatrice ist nicht blöde. Ich bin sicher, sie wird genau die richtigen Fragen stellen. Wir sollten lieber da weitermachen, wo du unser Gespräch gestern so rüde unterbrochen hast.“
„Hatte ich das?“
„Allerdings. Erst jagst du mich in die Kirche, damit ich mir alles ansehe, damit wir darüber diskutieren können und dann weigerst du dich, darüber zu reden. Aber ich bin schließlich der Letzte, der nicht versteht, wenn du es ein wenig eilig hast, in die Federn zu kommen.“ Jean-Luc zwinkerte Beatrix unverschämt zu.
„Lass das!“ Die Worte kamen wie ein Peitschenhieb.
Jean-Luc hob abwehrend die Hände.
„Schon gut, Alter.“
„Vielleicht sagt Jean-Luc uns einfach, was ihm gestern in der Kirche aufgefallen ist“, sagte Beatrix.
„Na, ihr habt ja wohl schon ausführlich darüber diskutiert.“
„Nein, wir haben auf dich gewartet, Pierre“, sagte Jean-Luc mit Nachdruck. „Aber ich habe den bösen Verdacht, dass du heute Morgen Streit suchst.“
„Nein. Es tut mir leid. Es ist nur … Also eigentlich …“
Warum fiel es ihm bloß so schwer, den Mund aufzumachen und zu sagen, was er zu sagen hatte. Er
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