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Lustnächte

Lustnächte

Titel: Lustnächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara DuMont
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vorbei, in denen sie noch die in den Stein eingelassenen Fesseln sehen konnte. Pierre musste ihr Unwohlsein bemerkt haben. Er nahm sie bei der Hand. Fast sofort fühlte sie sich sicher. Der Schlossherr ging ihnen voraus über eine weitere Treppe in ein noch tiefer gelegenes Geschoss und von dort weiter über eine in den Fels eingelassene, wenig vertrauenerweckende Leiter. Sie kämpften sich durch schmale Gänge immer weiter ins Erdreich. Der kleine Monsieur Boirou und sie konnten dabei aufrecht gehen, während Pierre den Kopf einziehen musste. Alles war feucht und muffig. Stellenweise lief Wasser am Fels herunter. Dennoch gab es ausreichend Frischluft über ein System, das die Erbauer vor Jahrhunderten ausgeklügelt haben mussten. Immer wieder kamen sie an abzweigenden Stollen vorbei, doch der alte Mann folgte unbeirrt seinem Weg. Beatrix hoffte inständig, dass er auch den Rückweg wiederfinden würde. Nach einer gefühlten Ewigkeit endete der Gang abrupt. Eine Leiter führte durch einen eckigen Schacht senkrecht nach oben.
    „Sie sind stärker als ich“, sagte Monsieur Boirou zu Pierre. „Vielleicht übernehmen Sie das für mich. Oben an der Leiter gibt es eine Luke. Sie ist mit einer Steinplatte abgedeckt. Heben Sie sie an und schieben sie sie zur Seite.“
    „Was ist dort?“
    „Lassen Sie sich überraschen.“
    Der alte Mann wirkte äußerst selbstzufrieden. Beatrix hatte ein mulmiges Gefühl im Magen. Doch die Neugier war stärker. Pierre stand auf der Leiter, beide Hände unter die Steinplatte gestemmt. Mit einem knirschenden Geräusch gab sie nach und ließ sich zur Seite schieben. Von oben kam ein wohlbekanntes Stöhnen.
    „Das glaube ich nicht.“ Pierres Stimme drang hohl zu ihr herunter.
    „Was ist?“
    „Klettern Sie hoch und sehen sie es sich an, Madame.“
    Beatrix zögerte.
    „Los, komm rauf. Das glaubst du nicht.“
    Vorsichtig kletterte Beatrix die Leiter hinauf. Kaum hatte sie den Kopf aus der Luke herausgestreckt, griff Pierre von oben unter ihre Achseln und zog sie hoch.
    „Kennst du das?“, fragte er so leise, dass Monsieur Boirou ihn nicht hören konnte. Oh ja, Beatrix kannte diesen Altar nur zu gut. Sie standen in der unterirdischen Kapelle der Templer, die sie beide entdeckt hatten.
    Der Mann im schwarzen Anzug musste lange warten, bis Pierre und Beatrix Schloss d’Hautpoul verließen. Und er tat es diesmal in angemessenem Abstand. Noch einmal wollte er nicht mit diesem Halbwilden aneinandergeraten. Hoffentlich hatte sein Auftraggeber bald einen Ersatz für ihn gefunden. Er ließ sein Fernglas sinken und griff zum Handy.

Ich habe verdammt gute Neuigkeiten.“
    Jean-Luc war glänzender Laune. Paris war ein voller Erfolg gewesen. Sylvie Roger hatte seine Erwartungen bei Weitem übertroffen.
    „Der Zirkel besteht tatsächlich noch. Und es ist mir gelungen, Kontakt mit diesen Leuten aufzunehmen.“
    Wie er das gemacht hatte, mussten Pierre und Beatrix nicht erfahren. Jedenfalls hatte Jean-Luc dank Sylvie keine Schwierigkeiten gehabt, mit ihnen in Verbindung zu treten. Und tatsächlich hatten sie sich an Abbé Saunière, Boudet und Billard erinnert. All seine Fragen über jene Priester hatten sie bereitwillig beantwortet.
    „Saunière war zur fraglichen Zeit drei volle Wochen in Paris. Man hat ihn mit offenen Armen empfangen. Dem besagten Zirkel hat nicht nur diese Emma Calve angehört, sondern eine ganze Menge bekannter Größen aus dieser Zeit. Sie haben sich vorrangig mit Esoterik befasst. Saunière, der damals auf Betreiben des Bischofs nach Paris gekommen war, ist mit einem gewissen Abbé Bieil, dem damaligen Generalsuperior des Seminars von St. Sulpice und dessen Neffen Emile Hoffet, einem Linguisten, zusammengetroffen. Mit deren Hilfe soll er die Dokumente, die er gefunden hatte, entschlüsselthaben. Danach, hieß es, habe er allein in seiner Kirche und am Grab der Marquise d’Hautpoul gearbeitet“, erklärte Jean-Luc.
    „Und dann zerstörte er die Inschrift auf ihrem Grab“, bemerkte Beatrix.
    „Ja. Aber diese Leute wollen noch mehr darüber wissen. Nämlich, dass Saunière zu dieser Zeit begann, einen ausgedehnten Briefwechsel mit unbekannten Adressaten in ganz Europa zu führen. Und von da an verfügte er über Geld. Mit diesem Geld tätigte er undurchsichtige Bankgeschäfte. Und dann fing er an, Beträge in Millionenhöhe auszugeben. Ein Unterfangen, das erst sein Tod stoppte. Und während all der Zeit war Emma Calve seine Geliebte.“
    „Oder seine Aufpasserin“,

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