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Lustnächte

Lustnächte

Titel: Lustnächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara DuMont
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gehe.“
    „Wie du willst.“
    Sie befestigten die Seile und Jean-Luc schwang sich über den Rand des Brunnens. Gekonnt seilte er sich ab. Der Strahl seiner Taschenlampe glitt über feuchte, modrige Wände.
    „Stopp“, brüllte er, „hier ist was.“
    „Was siehst du?“
    „Ich glaube, das ist der Eingang zu der Kammer auf Boudets Plan. Ziemlich schmal. Aber ich komme da durch. Ich sehe nach, was dahinter ist.“
    Die Neugier besiegte Pierres Überlegungen. Beatrix war sicher aufgehoben und ihm würden heute Abend schon die richtigen Worte einfallen.
    „Soll ich runterkommen?“ Hoffnungsvoll lehnte er sich über den Brunnenrand. Das Echo seiner Worte klang dumpf zu ihm zurück.
    „Bleib, wo du bist. Einer muss den Rückweg sichern.“
    Jean-Luc kletterte in den Schacht und entledigte sich seiner Sicherheitsgurte. Geduckt zwängte er sich zwischen den feuchten, modrigen Steinen hindurch und gelangte in eine eher kleine Kammer. Sie war leer, doch in den Wänden waren die gleichen Einbuchtungen, die sie schon in der Kapelle gesehen hatten. Er leuchtete sie mit der Taschenlampe ab. In einer dieser Einbuchtungen entdeckte er einen losen Stein. Beim zweiten Versuch ließ er sich herausziehen. Dann noch ein zweiter und dritter Stein. Dahinter fand er drei in Tierhaut verpackte Päckchen.
    „Jean-Luc? Ist alles in Ordnung?“
    Er griff nach den Päckchen und zog sie heraus.
    „Verdammt noch mal! Gib Antwort, oder ich komme runter.“
    Er verstaute die Päckchen in der mitgebrachten Tasche, gurtete sie sich um den Bauch und angelte nach seinen Gurten. Dann befestigte er die Karabinerhaken der Seile.
    „Hilf mir nach oben. Ich hab hier was.“
    Mit Pierres Hilfe hangelte er sich hoch und kletterte über den Brunnenrand.
    „Was ist es?“
    „Ich weiß es nicht. Sehen wir es uns an.“
    Jean-Luc nahm die drei Päckchen aus seiner Tasche. Eines war größer als die beiden anderen. Etwa dreißig mal dreißig Zentimeterund oval. Die anderen beiden waren kleiner und eher flach. Er legte sie auf den Boden und kniete sich daneben. Pierre ging ebenfalls in die Hocke. Minutenlang starrten sie auf ihren Fund. Keiner fand den Mut, die Bänder zu lösen, die die Haut zusammenhielten.
    „Mach du sie auf“, sagte er schließlich leise.
    Pierre zögerte noch einen Moment, nahm das größte der Päckchen und löste die Bänder. Dann wickelte er die Tierhaut ab. Darunter kamen weitere Schichten zum Vorschein. Nach wenigen Minuten hielt er einen menschlichen Schädel in der Hand.
    „Mon dieu! Was ist das?“
    „Frag lieber, wer ist das.“ Jean-Lucs Stimme war kaum zu hören.
    „Wer das Haupt Johannes des Täufers besitzt, regiert die Welt, sagen die Templer. Könnte es vielleicht sein, dass das hier ist das Haupt des Täufers ist?“
    „Pierre?“
    „Was ist?“
    „Denk nach. Denk genau nach, was wir gesehen haben, seit wir in Rennes-le-Château sind.“
    „Was meinst du?“
    „Saunières Kirche. Überall sind Hinweise. Vor allem die Kreuzwegstationen. Sie zeigen, dass man den Leichnam Jesu wieder aus dem Grab herausgenommen hat. Dann dieses dreidimensionale Fresko, das Fleury-Wandbild. Was ist darauf zu sehen?“
    „Ich glaube, es zeigt Jesus zusammen mit 12 Personen. Den Aposteln vielleicht?“
    „Ja, aber was viel wichtiger ist: Unten im Bildrand sieht man einen überdimensionalen Sack, mitten im Zentrum des Geschehens. Und dann dieses Fresko hier unten in der Kapelle. Maria Magdalena, die mit einigen anderen in einem Boot in Südfrankreich ankommt. Zu ihren Füßen dieser Sack, über den wir gerätselt haben. Der Schädelkult der Templer. Es weist einfach alles darauf hin.“
    „Meinst du wirklich …“
    „Ja, ich meine.“
    Sie schwiegen für einen Moment. Die Annahme war einfach zu verwegen.
    „Es würde den immensen Einfluss erklären, den die Templer erlangen konnten. Wenn sie wussten, was – oder vielmehr wer - das hier ist, hatten sie die Kirche in der Hand.“
    „Nicht die Templer. Der Orden von Sion. Erinnere dich. Sie haben diese Grabungen auf dem Tempelberg ausgeführt. Und sie haben den Tempel Salomons da unten gefunden. Und dort die Aufzeichnungen über das Leben und Sterben Jesu. Sie wussten, dass ertot war. Und sie hatten die Beweise in der Hand. Dies ist das Geheimnis des Ordens von Sion. Wenn man weiß, wer das hier ist, erklärt es durchaus die ungeheure Macht, die sie hatten.“
    Pierre und Jean-Luc starrten noch immer den Schädel an.
    „Und letzten Endes fiel er Saunière in die Hände.

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